Zwischen Licht und Dunkel
Lebensjahr ein Handy, und das gegenwärtige sei sein sechstes. Als auf Island 3G, der Mobilfunkstandard der dritten Generation, seine Ankunft ankündigte, sah man dieser Revolution mit entsprechend großer Spannung entgegen. Wie erwartet, wurde sie mit offenen Armen in Empfang genommen. Mich wundert es nicht, dass Island fast ebenso viele registrierte Handys wie Bewohner aufzubieten hat.
Auch was die Nutzung von Computer und Internet betrifft, führt Island die Statistiken an. Im Jahr 2009 waren nach Auskunft des Statistischen Amtes Islands 90 % aller isländischen Haushalte vernetzt, nahezu alle mit einer Hochgeschwindigkeitsverbindung. Dabei hätten über 90 % aller Inselbewohner zwischen 16 und 74 Jahren diese Einrichtung innerhalb der letzten drei Monate vor der Studie auch genutzt. Vergleichend dazu weiß Eurostat , das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften, zu berichten, dass ein Jahr zuvor der Europadurchschnitt aller Haushalte mit Internetzugang bei 60 % und der eines High Speed-Anschlusses bei knapp 50 % lag. Auch das Weltwirtschaftsforum bestätigt den skandinavischen Ländern Plätze unter den Top Ten, wenn es um die Nutzung der neuesten Informations- und Kommunikationstechnologie geht. Angeführt wird die Liste von Dänemark und Schweden. Mein Inselvölkchen rangiert auf Rang sieben. Logisch, dass auch ich meine Rechnungen per Mausklick bezahle.
„Isländer bekommen den neuen Harry Potter zuerst!“ lässt die Presse stolz verlauten, als sich das siebte und letzte Zauberbuch im Sommer 2007 ankündigt. Tatsächlich sind sie die ersten Europäer, die es in Händen halten dürfen. Wegen der Zeitverschiebung, dank der Island im Sommer eine Stunde hinter Großbritannien her ist. Somit darf der Verkauf der englischsprachigen Originalversion auf Island schon um 23:01 Uhr Ortszeit steigen. Auf so etwas muss man erst einmal kommen!
Das isländische Phallusmuseum wurde zum sonderbarsten Museum der Welt gekürt. Der Museumsleiter Sigurður Hjartarson ist stolz auf die Auszeichnung, ist sie doch äußerst werbewirksam. „Erste Bananenernte auf Grönland“: Oh Schreck, beinahe hätte diese Zeitungsmeldung den Rekord in Sachen nördlichste Bananenpflanzung der Welt gestürzt. Doch auf den zweiten Blick darf aufgeatmet werden. Das grönländische Narsaq, in dem besagtes Bananengewächshaus steht, liegt südlicher als Islands „Gewächshausstadt“ und Bananenpflanzungszentrum Hveragerði. Da ist Island gerade noch einmal davongekommen! Das weltbeste Trinkwasser, die weltbesten Geländewagen, die weltbesten Lebensmittel.
Gibt es etwas, das ich persönlich auf dem Spitzenrang ansiedle? Natürlich! Manches lässt sich selbst nach objektivster Betrachtung nicht übertreffen. Ganz abgesehen vom besten Mann der Welt liebe ich isländische Tomaten. Tatsächlich, die gibt es, erzeugt im geothermal beheizten Gewächshaus und das ganze Jahr über so wunderbar tomatig im Geschmack, dass sich die winterlichen Wassertomaten aus der Restwelt verstecken können. Auch Lammfleisch und Fisch sollen schon so manchen notorischen Verweigerer überzeugt haben. Auf isländische Outdoorbekleidung und Wollerzeugnisse lasse ich genau so wenig kommen. Wo sie recht haben, haben sie recht, meine Insulaner.
Sollte es mit einer absoluten Spitzenleistung einmal nicht klappen, wenden die findigen Insulaner eine einfache, aber äußerst wirksame Umrechnungsmethode an: Nackte Zahlen werden auf die Gesamtbevölkerung umgelegt. „Pro Kopf“ heißt das Zauberwort. Weltrekord auf isländisch. Und schon kommt Klein plötzlich groß raus. Manchmal sogar so groß, dass man sich vor Ehrfurcht verneigen möchte. Nehmen wir noch einmal Miss World her, von denen – wie berichtet – Island drei und Deutschland eine zu bieten hat. Islands knapp 320.000 Einwohner stellen dabei Deutschlands 82 Millionen in den tiefsten Schatten. Denn nach der Pro-Kopf-Methode entfallen auf einen isländischen Bürger zirka 260 deutsche und folglich auf eine isländische Schönheitskönigin 260 aus deutschen Reihen. Letztendlich bräuchte Deutschland also drei mal 260, das heißt 780 Miss World, um mit Island mithalten zu können! Noch eindrucksvoller fällt die Rechnung aus, wenn sie mit den USA gemacht wird. Dort entsprechen einem Isländer ziemlich genau 1.000 Bürger. Möchten die USA in Sachen Schönheit so erfolgreich sein wie Island, müssten sie 3.000 Damen krönen. Das sind wirklich Ausmaße, die ihresgleichen suchen.
Just zu der Zeit, in der ich meine
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