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Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)

Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)

Titel: Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassia K. McKenzie
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ausgemalt hatte, wie es sein würde, Nesean zu lieben. Doch die raue Stimme des Königs bezeugte ihr, dass Nesean sie tatsächlich gerade geliebt hatte.
    „Sehr gut. Wirklich überzeugend“, hörte sie Rabmaz sagen. Jasurea und Nesean zuckten beide zusammen, als hätte der König eine Peitsche knallen lassen. Schon donnerten schwere Schritte über den Zellenboden und der Schein der Gasleuchte warf ein unruhiges Flackern durch den Raum. Ein Schlüssel klirrte, die Stahltür wurde aufgeschoben und fiel im nächsten Moment mit einem schweren Knall ins Schloss, der Nesean und Jasurea erneut zusammenfahren ließ.

    Sobald Rabmaz die Zelle verlassen hatte, lösten sich Jasurea und Nesean hastig voneinander. Nesean zog den Reisverschluss seiner Hose zu. Jasurea strich ihr Kleid über die Hüften. Dann suchte sie den Boden nach ihrem Slip ab, doch sie konnte ihn nirgendwo finden.
    „Nesean? Ich kann meinen Slip nicht finden.“
    Im Licht der Kerze, die noch immer brannte, suchten sie gemeinsam nach Jasureas Slip. Für beide war es einfacher, einer so belanglosen Aufgabe wie der Suche nach einem Kleidungsstück nachzugehen, als über das zu sprechen, was eben vorgefallen war. Damit konnte sie das Thema, das sie unweigerlich ansprechen mussten, noch einen Moment hinauszögern.
    Doch sie fanden den Slip nicht. Er war wie vom Erdboden verschluckt.
    „Ach, lassen wir’s. Dann geh ich eben ohne.“ Jasurea winkte ab, zum Zeichen, die Suche aufzugeben.
    Schweigend standen sie sich gegenüber. Verlegen musterten sie sich, während sie nach den richtigen Worten suchten.
    „Jasurea…“
    „Glaubst du…“
    Beide setzten gleichzeitig zu sprechen an, verstummten dann wieder, um dem andern den Vortritt zu lassen. Schließlich ergriff Jasurea das Wort: „Denkst du, er glaubt uns?“
    Nesean blickte Jasurea sorgevoll an. „Seinem Kommentar zufolge waren wir… nun, überzeugend. Aber du musst machen, dass du hier verschwindest, Jasurea. Sofort. Auch wenn er uns die Lüge abkauft, so ist der König zumindest misstrauisch. Das ist nicht gut. Ich werde nicht zulassen…“
    „Ich kann dich doch hier nicht im Stich lassen“, fiel Jasurea Nesean verzweifelt ins Wort. Wer würde sich um ihn kümmern, wenn sie das Land verließ? Wer würde ihm Nahrung und Wasser bringen? Niemand. Er würde langsam dahinsiechen, verdursten, verhungern. Beim Gedanken daran, presste Jasurea entsetzt eine Hand vor den Mund. Heftig schüttelte sie den Kopf.
    Nesean umfasste ihren Kopf. „Du musst fort von hier. Sofort!“
    Wieder schüttelte Jasurea vehement den Kopf. Nesean hatte zwar inzwischen die Nachricht an seinen Vater geschrieben, in der er seinem Vater erklärte, dass sie, Jasurea, ihr Leben für ihn aufs Spiel gesetzt hatte, um ihm zu helfen. Im Land der Mikuken könnte sie den Brief dem König übergeben. Neseans Vater würde sich um sie kümmern. Sie wäre in Sicherheit. Doch das konnte sie nicht tun. Nichts würde sie dazu bringen, ihr Land zu verlassen, denn damit wäre Neseans Schicksal besiegelt.
    „Jasurea, sei nicht so dumm!“, schimpfte Nesean nun erregt. „Siehst du denn nicht, in welcher Gefahr du schwebst?“
    Im schwachen Licht der Kerze musterten sie sich stumm. Nesean war um Jasurea besorgt, sie um ihn. Sie befanden sich in einer Sackgasse. Schließlich meinte Jasurea leise: „Ich sollte jetzt gehen.“
    Sie steuerte auf die Stahltür zu. Sie klopfte, zum Zeichen, dass sie rausgelassen werden wollte. Im nächsten Moment drehte sich ein Schlüssel im Schloss.
    „Jasurea!“
    Sie hatte Nesean ignorieren wollen, doch sein flehender Tonfall brachte sie dazu, sich zu ihm umzudrehen.
    „Ich liebe dich, Licht der Dunkelheit. Dich in Sicherheit zu wissen bedeutet mir mehr als mein Leben. Flieh! Tu es für mich!“
    Da wurde die Stahltür von außen aufgestoßen. Jasurea hielt Neseans Blick noch eine letzte Sekunde stand, ehe sie sich abrupt abwandte.
    Sie stolperte hinter der Wache her durch den dunklen Kerkerkorridor. Ihre Gedanken rasten. Wenn der König ihnen nur glaubte! Doch davon war sie fest überzeugt. Hätte er Jasurea nicht abgenommen, dass sie Neseans Verlobte war, hätte Rabmaz sie auf der Stelle abführen lassen. Oder etwa nicht?
    Da er das nicht getan hatte, glaubte sich Jasurea vorerst in Sicherheit. Mehr als die Tatsache, dass der König sie zum Liebesspiel mit Nesean gezwungen hatte, beschäftigte sie die Frage, wie der König dazu gekommen war, Verdacht zu schöpfen. Wie war er auf sie aufmerksam

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