Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
wollte, die sie aber nicht ganz freiwillig angetreten hatte.
„Fahre fort!“
„Gespannt warteten wir alle in der Haupthalle. Frau Losra, die Leiter der Schule, schlug dem Boten eine junge Frau aus einer der Abschlussklassen vor, die ein außergewöhnliches Talent für ihren zukünftigen Beruf habe, wie Frau Losra sagte. Doch der Bote schüttelte den Kopf. Er zog einen Zettel aus seiner Hose. Rabmaz hatte ihm einige Anforderungen notiert, die die zukünftige Palastdienerin erfüllen musste.“
Erstaunte blickte Jasurea Sulfeia an. „Anforderungen? Was waren das für Anforderungen?“
„Sie sollte zwanzig Jahre alt sein, zuverlässig, treu und sehr ergeben.“
„Zwanzig Jahre“, murmelte Jasurea nachdenklich, „so wie ich. Zuverlässig, treu und sehr ergeben.“
„Ich denke…“, setzte Sulfeia an, brach dann aber abrupt ab.
„Schon gut. Sag mir, was du denkst.“
„Ich denke… Als der Bote im Palast ankam, verriet er uns nicht, für wen der König eine Dienerin suchte, ob für ihn selbst oder jemand anders. Nun, als ich dann hier angekommen bin und erfahren habe, dass ich mich um die… um dich kümmern sollte, konnte ich mir vorstellen, weshalb eine zuverlässige, treue und ergeben Dienerin für dich suchte. Ich denke, weil er wusste, dass du noch nie zuvor eine Dienerin gehabt hast.“
Jasurea blickte Sulfeia überrascht an. „Du meinst, er wollte jemanden für mich, der… einfach handzuhaben ist?“
Sulfeia zuckte errötend die Schultern. „Vielleicht. Das ist nur eine Überlegung. Vielleicht…“
„Nein, du hast bestimmt Recht.“ Jasurea lächelte. „Wie überaus umsichtig vom König.“
Sulfeia nickte. „Wahrscheinlich wollte er einfach, dass du dich hier… wohlfühlst.“
„Hm“, murmelte Jasurea nachdenklich. „Und was ist mit dir? Fühlst du dich hier wohl?“
Sulfeias Augen begannen leise zu leuchten. „Ich, Herrin? Und wie. Und wie!“
„Sulfeia?“
„Ja, Herrin?“
„Ich möchte, dass du meine Freundin wirst.“
Sulfeia starrte Jasurea aus großen Augen an, als hätte Jasurea sie eben gebeten, mit ihr aus dem Palast zu fliehen. Sie legte eine Hand auf ihr Herz, als ob sie es beruhigen müsste. „Ich… ich weiß nicht, Herrin… Ich bin doch, deine Dienerin…“
„Du kannst natürlich weiterhin meine Dienerin bleiben“, sagte Jasurea mit einem breiten Grinsen. „Lass mir bitte ein Bad einlaufen.“
„Sehr… sehr gern, Herrin“, murmelte Sulfeia. Den Blick noch immer ungläubig, den Kopf gesenkt, ging sie ins Bad.
***
Jasureas Kopf lag auf dem Badewannenrand. Ihr Körper wurde von sanftem, warmem Wasser umspielt, auf dem große Schaumblasen tanzten. Sulfeia stand einige Meter von der Badewanne entfernt, ein Handtuch in den Armen, bereit, es um Jasurea zu legen, sobald sie aus dem Wasser steigen sollte. Doch Jasurea hatte es nicht eilig. Sie hatte Sulfeia nach dem König gefragt und ihre Dienerin, wie immer über alles bestens informiert, hatte Jasurea erklärt, dass Rabmaz schon früh morgens ausgeritten war. Jasurea schloss die Augen. Ihre Gedanken wanderten zu Nesean. Sie fragte sich, ob er sie vermissen würde. Nein, das war keine Frage. Sie wusste, dass Nesean sie vermisste. Sie stellte sich vor, wie es wäre, jetzt in Neseans Armen zu liegen, sich mit ihm zu unterhalten, mit ihm zu lachen und sich einfach nur wohl zu fühlen. Jasurea seufzte tief auf.
„Na? Süße Träume?“
Jasurea riss die Augen auf und gab einen Aufschrei von sich. Sie setzte sich so abrupt in der Wanne auf, dass das Wasser kleine Wellen bildete. Eine davon schwappte über den Wannenrand.
Das Wasser reichte Jasurea jetzt nur noch bis zum Bauchnabel. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie nackt war und Rabmaz ihren Busen anstarrte. Schnell ließ sie sich ins Wasser zurückfallen.
Rabmaz lachte amüsiert auf.
Was tat der König hier? Was wollte er von ihr? Und wieso hatte er sich so hinterhältig an sie herangeschlichen?
Wütend funkelte Jasurea Rabmaz an. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass er nichts trug außer einer Hose. Ihr Blick fiel auf seine nackten Füße. Kein Wunder, dass sie ihn nicht hatte kommen hören. Wut packte Jasurea. Er hatte kein Recht, sich so an sie heranzuschleichen.
Der König drehte den Kopf zu Sulfeia, die noch immer unbeweglich im Bad stand, den Blick gesenkt. „Du! Verschwinde!“
Sulfeia zuckte zusammen, als hätte Rabmaz sie geschlagen. Hastig wandte sich Sulfeia ab und verließ das Bad überstürzt, als würde ihr Rabmaz mit einer
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