Zwischen Liebe und Intrige
seit er seine Teenagerjahre hinter sich gelassen
hatte. Es war ein Glück, dass er am Tisch saß und niemand
sehen konnte, wie stark er auf sie reagierte.
Sadie
hielt den Atem an, als sie den Ausdruck brennenden Verlangens in
Leons Augen sah. Verzweifelt suchte sie nach einem unverfänglichen
Gesprächsthema, um die erotisch aufgeladene Atmosphäre
aufzulockern. Doch ihr Verstand weigerte sich zu funktionieren. Sie
wusste nicht, was passieren würde, wenn sie diesen erregenden
Blickwechsel nicht sofort beendete. Oder doch, sie wusste es. Die
Signale ihres Körpers waren unmissverständlich. Nie zuvor
hatte sie etwas so Aufregendes und Beängstigendes zugleich
erlebt.
Jemand
am Nebentisch schob seinen Stuhl zurück, und das kratzende
Geräusch veranlasste Leon, den Blick abzuwenden. Sadie, halb
benommen, atmete tief durch und nahm ihre Gabel zur Hand.
4.
Kapitel
Leon
war entschlossen, das Verhältnis zwischen Sadie und ihm
schnellstens auf eine sachliche, geschäftsmäßige
Ebene zurückzuführen. Sadie selbst hatte die erste
Gelegenheit genutzt, um genau das zu tun. Warum, fragte er sich
ärgerlich, versuche ich beharrlich, die Schranken zu
durchbrechen, die sie aufgebaut hat?
Er
hatte es immer für unter seiner Würde gehalten und auch
nicht geglaubt, es nötig zu haben, das Interesse einer Frau mit
Worten auf sich zu lenken. Bis jetzt jedenfalls …
Sein
Blick fiel auf Sadies Lippen. Sie waren weich und voll. Wenn sie
überhaupt Lippenstift aufgetragen hatte, dann so zart, dass es
nicht zu erkennen war. Leon hasste es, Frauen zu küssen, deren
Mund mit einer dicken roten Fettschicht bedeckt war. Sadie zu küssen
jedoch wäre ein Vergnügen, für das er im Moment alles
geben würde.
Sadie
bemühte sich verzweifelt, ihre aufgewühlten Emotionen unter
Kontrolle zu bringen. Sie wartete, bis der Hauptgang serviert war,
dann räusperte sie sich und fragte höflich: "Was hat
Sie dazu bewogen, Francine zu kaufen?"
Erst
dachte sie, er würde nicht antworten. Dann sah er sie an, und
wieder klopfte ihr Herz schneller.
"Es
erschien mir folgerichtig. Schließlich vertreibt unser Konzern
Luxusartikel." Er hatte nicht die geringste Lust, jetzt mit
Sadie über seine Geschäfte zu sprechen. Eigentlich wollte
er gar nicht mit ihr sprechen. Die Art von Unterhaltung, die ihm im
Moment vorschwebte, bestand eher darin, ihre Lippen für etwas
anderes zu benutzen.
Obwohl
er ihre Frage eher beiläufig beantwortet hatte, kam es Sadie so
vor, als hätte er jedes Wort sorgfältig abgewogen. Peinlich
berührt stellte sie fest, dass sie begehrlich auf seinen Mund
gesehen hatte, während er sprach.
"Wir
hatten vereinbart, nicht über Geschäfte zu reden",
erinnerte er sie.
Ihr
Herz schlug inzwischen so heftig, dass sie Angst hatte, Leon könnte
es hören.
"Dieses
Steak ist das beste, das ich seit langem gegessen habe", sagte
er begeistert.
Sadies
Frage, warum er Francine kaufen wolle, hatte ihn aufgeschreckt. Sie
zu begehren war eine Sache. Mit ihr über seine Großmutter
zu sprechen eine andere! Er wusste, dass sein Stolz ihn so
verschlossen reagieren ließ, wenn es um seine Großmutter
und die Gründe für sein Interesse an der Firma und Myrrh
ging.
Tatsächlich
hatte er nie vergessen, wie er sich gefühlt hatte, als ihm seine
Großmutter aus ihrer Zeit als Dienstmädchen erzählt
hatte. Wie sehr sie sich damals gewünscht hatte, sich das teure,
exotische Parfüm leisten zu können, das ihre Herrin
benutzte.
"Es
hieß Myrrh", hatte sie mit einem wehmütigen kleinen
Seufzer gesagt, "und es war das wundervollste Parfüm, das
es je gab."
"Hättest
du es dir nicht kaufen können?" hatte er mit kindlicher
Naivität gefragt.
Sie
hatte traurig gelächelt, den Kopf geschüttelt und ihm mit
ihrer gichtgeplagten Hand zärtlich das Haar gerauft.
"Leon,
nur ein winziges Fläschchen davon hätte mehr gekostet, als
ich in fünf Jahren verdiente. Parfüms wie dieses waren
nicht für Frauen wie mich gedacht!"
Damals
hatte sich Leon geschworen, dass seine Großmutter eines Tages
eine Flasche des besten, teuersten Parfüms der Welt besitzen
sollte – ein Geschenk von ihm. Doch sie war gestorben, noch
bevor er Gelegenheit gehabt hatte, sein Versprechen wahr zu machen.
Niemals aber hatte er es vergessen. Und niemals hatte er aufgehört
zu bedauern, dass er es nicht mehr hatte einlösen können.
Das war der Grund für seine feindselige Reaktion auf Sadies
anfängliche Weigerung, ein preiswertes Parfüm zu schaffen,
an dem jede Frau ihre
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