Zwischen Liebe und Intrige
machen", sagte Leon
entschlossen. So leise, dass Sadie es nicht hörte, fügte er
hinzu: "Bevor es zu spät ist."
"Jetzt?"
fragte sie entgeistert. Als er nicht reagierte, meinte sie verärgert:
"Vielleicht ist es dir entgangen, aber ich habe noch keinen
einzigen Bissen gegessen!"
"Du
kannst während der Fahrt essen." Er bückte sich nach
der Weinflasche.
Der
Himmel war immer noch wolkenlos blau, das Meer ein glatter
dunkelblauer Streifen am Horizont. Die Blumen wiegten sich im lauen
Wind, nur das leise Summen der Bienen war zu hören. Warum,
dachte Sadie verzweifelt, fühlt es sich dann an, als läge
ein bedrohliches Unwetter in der Luft? Warum schien sich der Himmel
verdunkelt zu haben und ein eisiger Wind mitten durch ihr Herz zu
wehen?
Sie
sah Leon nach, als er zum Auto ging. Kein Männerrücken
hätte abweisender wirken können als seiner jetzt.
Wie
hatte sie nur so dumm, so gedankenlos sein können, ihm diese
Olive anzubieten? Sie wurde rot vor Scham. Natürlich musste er
es für einen Annäherungsversuch gehalten haben. Aber warum
hatte er dann nicht abgelehnt? Warum hatte er den intimen Augenblick
ganz bewusst in die Länge gezogen? Oder hatte ihn ihre
Unerfahrenheit abgeschreckt? Sadie wusste sehr wohl, dass es Männer
gab, denen es nur darauf ankam, dass eine Frau sexuell erfahren und
verfügbar war. Naiv, wie sie war, hatte sie Leon so etwas nicht
zugetraut.
Nach
einem kurzen Abstecher ins Badezimmer, wo sie sich noch einmal alle
Gründe vor Augen führte, die dagegen sprachen, irgendetwas
für Leon zu empfinden, war sie bereit, zu ihm ins Auto zu
steigen.
Sie
legte den Sicherheitsgurt an und beobachtete schweigend, wie Leon den
Zündschlüssel drehte. Auch während der folgenden fünf
ergebnislosen Versuche, den Motor anzulassen, schwieg sie beharrlich.
Erst
als Leon ausstieg und unter die Motorhaube sah, war sie beunruhigt
genug, um zu fragen: "Was ist los?"
"Weiß
der Himmel", erwiderte er mürrisch. "Ich bin kein
Automechaniker, aber ich schätze, es liegt an der Batterie. Ich
werde die Mietwagenfirma anrufen."
Fünf
Minuten später hörte Sadie ihn mit Unheil verkündender
Stimme in sein Handy sagen: "Was soll das heißen, Sie
können keinen Ersatzwagen zur Verfügung stellen?" Und
nach kurzer Pause: "Hören Sie, es ist mir egal, wie viel
Sie zu tun haben und warum Sie uns vor morgen keinen Ersatzwagen
beschaffen können. Wenn Sie halbwegs professionell arbeiten
wollen, müssen Sie auch in Spitzenzeiten genügend Autos zur
Verfügung haben. Auch das noch!" Er nahm das Handy vom Ohr.
"Die Leitung ist tot."
Nach
mehreren Versuchen, sowohl mit Leons als auch mit Sadies Telefon,
gelang es ihnen schließlich, die Mietwagenfirma noch einmal
anzurufen. Doch auch diesmal versicherte man ihnen, dass ein
Ersatzauto frühestens am nächsten Morgen zu haben sei.
"Wenigstens
können wir im Haus übernachten", meinte Sadie.
Leon
sah mit starrem Blick aufs Meer hinaus.
"Na
großartig", sagte er verbittert.
Irgendwann
ertrug Sadie sein brütendes Schweigen nicht länger. "Ich
weiß, dass du keinen Wert darauf legst, mit mir hier zu sein
…", begann sie.
"Meine
Güte, Sadie! Verstehst du denn gar nichts?" fiel er ihr
erregt ins Wort. "Mein Problem ist nicht, dass ich nicht mit dir hier sein will – mein Problem ist, dass ich es will!"
Verwirrt
runzelte sie die Stirn. "Ich weiß, dass du zurückwillst
…"
Leon
stöhnte.
"Nein,
Sadie!" rief er aufgebracht. "Ich will nicht zurückfahren
… obwohl das bestimmt besser wäre. Ich will dich!"
Seine
zornigen Worte hallten in ihren Ohren wider.
Mich,
dachte sie. Er will mich! Sie versuchte zu sprechen, brachte aber
keinen Ton heraus. Erst nachdem sie heftig geschluckt hatte, gelang
es ihr, mit dünner Stimme zu fragen: "Mich? Aber …"
"Ja,
ich will dich", wiederholte er rau. "Jeden unverschämt
reizenden, verführerischen, süßen Zentimeter von
dir."
In
Sadies Kopf drehte sich alles, so überwältigt war sie von
ihren Gefühlen. Was würde Leon sagen, wenn sie ihm gestand,
dass sie für ihn genauso empfand? Was würde er tun?
"Kannst
du dir vorstellen, was für eine Qual es für mich sein wird,
hier mit dir zu übernachten, und zwar allein? Zu wissen, dass
nur wir beide in diesem Haus sind … nur wir beide!" stieß
er hervor.
Als
sie nicht antwortete, fragte er schroff: "Hast du denn gestern
Abend nichts gemerkt? War das nicht Warnung genug? Ich konnte kaum
die Finger von dir lassen!"
Sadie
hatte genug gehört. "Wäre es so schlimm, wenn du
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