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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mehr als Überraschung, als er von Alan zu Shelby blickte. „Campbell!“ Er hatte Mühe, seine Haltung zu wahren. „Das wird noch allerhand Aufruhr geben“, murmelte er in sich hinein.
    Nach dieser unheilvollen Prophezeiung drehte er sich um und verschwand.
    „Du hast ihm eine überaus beachtliche Rede entlockt“, sagte Alan, während er Shelby durch das Haus führte.
    „Was ist erstaunlich daran?“
    „Liebling, für McGee war das ein längerer Vortrag.“
    „Ach ja? Ich mag ihn leiden. Vor allem hat mir seine Art gefallen, wie er dich wortlos gescholten hat, weil du letzte Nacht nicht heimgekommen bist.“
    Shelby vergrub ihre Hände tief in den Taschen ihres weiten Rockes und sah sich aufmerksam um. Mit geschickt verteilten Höhepunkten und Unterbrechungen wirkte der Salon ruhig und ausgeglichen. Alles passte haargenau zu Alans Persönlichkeit.
    Ihr fiel die jadegrüne Schale ein, die sie am Tag nach ihrer ersten Begegnung mit Alan geformt hatte. Hier musste sie stehen, überlegte Shelby. Ich werde sie Alan geben. Wie seltsam, dass ich etwas gemacht habe, was für seine Umgebung perfekt ist.
    „Du musst dich umkleiden, Senator. Je eher wir dort eintreffen, umso rascher können wir wieder verschwinden.“
    Alan küsste Shelbys Handfläche. „Deine Logik begeistert mich. Ich bin schon auf dem Weg.“
    „Ihr Tee, Miss Campbell!“
    Shelby drehte sich um, als McGee den Salon betrat. Das Porzellan auf dem Tablett in seinen Händen war so schön, dass sie es berühren musste. „Meißen!“ sagte sie begeistert.
    McGee beobachtete Shelbys Begeisterung mit gemischten Gefühlen. Shelby merkte, dass er sie misstrauisch angesehen hatte. Belustigt stellte sie die Tasse auf das Tablett zurück. „Tut mir Leid, McGee, meine Vorliebe für Ton hat mich mitgerissen.“
    „Ton, Miss?“
    Behutsam klopfte Shelby mit dem Finger an das Geschirr. „Das Ausgangsmaterial ist immer gleich: ein Klumpen verschiedenartigen Schmutzes.“
    McGee beschloss, sich nicht weiter auf diese Definition einzulassen.
    „McGee, ist Alan schon immer so unbesiegbar und ruhig gewesen?“
    „Ja, Miss.“ Die Antwort kam spontan. Shelby hatte die rechten Worte für Alan gefunden.
    „Das habe ich befürchtet.“ Shelby sagte es fast unhörbar.
    „Wie bitte, Miss?“
    Gedankenverloren sah Shelby auf. „Oh, nichts. Überhaupt nichts. Vielen Dank, McGee.“
    Sie nippte an ihrem Tee. Warum habe ich ihn gefragt? Ich wusste es doch genau. Alan wird immer gewinnen, wenn er sich auf eine bestimmte Sache konzentriert. Deshalb fürchte ich mich ja!
    „Woran denkst du?“ Alan war lautlos eingetreten und hatte Shelby schon eine Weile betrachtet. Wie hübsch sie aussah, wie sie da so sinnend auf dem Seidensofa saß!
    Shelby blickte auf. „Oh, du hast dich ja beeilt“, lobte sie ihn lächelnd und überging seine Frage. „Ich fürchte, meine Bewunderung für dein Teeservice war McGee unheimlich. Hoffentlich denkt er nicht, ich hätte die Absicht, einige Teile in meine Tasche gleiten zu lassen.“ Sie stand auf und betrachtete Alan mit Wohlgefallen. „Bist du bereit, deinen Charme zu verstreuen und einen ehrenwerten Eindruck zu machen? Vom Äußeren her könnte man es jedenfalls annehmen.“
    Alan hob die Augenbrauen. „Ich kann den Verdacht nicht loswerden, dass in deinem Vokabular ‚ehrenwert‘ ganz dicht neben ‚langweilig‘ steht.“
    „Aber nein“, entgegnete Shelby lachend, während sie zur Tür gingen, „dazwischen ist noch reichlich Platz. Ich werde dich anstoßen, wenn du dich dem ‚langweilig‘ nähern solltest.“
    Alan legte die Arme um Shelbys Taille und zog sie an sich. „Während der vergangenen Stunde plus dreiundzwanzig Minuten haben wir uns nicht geküsst.“ Langsam und genus svoll holte er das Versäumte nach. „Ich liebe dich“, flüsterte er, und seine Berührungen wurden temperamentvoller. „Mit wem du heute Abend auch tanzen wirst, denk immer an mich!“
    Atemlos öffnete Shelby die Augen. In Alans Blick sah sie die tiefe, schlummernde Leidenschaft, der sie nicht zu widerstehen vermochte. Er würde sie einfach verschlucken, mit Haut und Haar und Seele. Er besaß die Kraft dazu.
    „Heute Nacht“, flüsterte sie fast unhörbar, „ganz gleich mit wem du tanzt, sollst du nur nach mir Sehnsucht haben.“ Sie legte ihren Kopf an Alans Schultern.
    Ein antiker, geschliffener Spiegel warf ihr Bild zurück. Da stand Alan, schlank und groß, formell gekleidet in dunk lem Anzug. In seinen Armen wirkte Shelby zerbrechlich

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