Zwischen Macht und Verlangen
sind, Ihren Hut in den Ring zu werfen, muss der Ihrer Lady hinterherfliegen. Unsere Kultur beruht auf der Wahl eines gleichberechtigten Partners. Als Paar soll einer den anderen ergänzen.“
9. KAPITEL
Bei Sonnenschein und in bester Laune öffnete Shelby am Montagmorgen die Tür von Calliope. Allerdings hätte es ihre Stimmung auch nicht beeinflusst, wenn ein Monsun durch die Straßen gefegt wäre. Sie dachte glücklich an den langen, faulen Sonntag, den sie mit Alan verbracht hatte.
Shelby setzte sich hinter den Ladentisch, und die Morgenzeitung lag vor ihr. Wie üblich las sie zuerst die vergnügliche Seite mit den Karikaturen. Treffend und überaus witzig! Sie lachte laut und hoffte, dass der Vizepräsident an diesem schönen Tag seinen Sinn für Humor nicht zu Hause vergessen hatte.
Aus Erfahrung wusste sie, dass die meisten Menschen im Rampenlicht nichts gegen diese Art von Publizität einzuwenden hatten, wenn es nicht zu schlimm wurde. Gezeichnet war die Spalte mit G.C., wodurch der Autor sich eine gewisse Anonymität bewahrte. Sicherlich hatte Grant das auch nötig, er traf zu oft ins Schwarze.
Mir liegt es nicht, dachte Shelby. Ich sage meine Meinung lieber offen und frei heraus.
Alan trug an diesem Morgen noch immer die Erinnerung an das Gespräch vom Samstag mit sich herum. Leos Worte hatten ihm klar gemacht, dass er mehr im Mittelpunkt des Interesses stand, als ihm lieb war. Zum ersten Mal seit langer Zeit fiel es ihm schwer, sich auf die Fragen der Reporter zu konzentrieren, die wie üblich sein Büro belagerten. „Senator!“ Die Sekretärin sprang auf, als er eintrat. „Das Telefon läutet ununterbrochen.“ Sie lief mit ihrem Block hinter Alan her und las ihm vor, wer angerufen hatte.
„Später!“ Er schloss seine Tür mit Nachdruck. Zehn Minuten wollte er für sich selbst haben, seine Gedanken ordnen und zu Atem kommen.
Er trat an das große Fenster und sah hinaus. Wie verschieden ist das menschliche Sinnen und Trachten! Die einen geben ihr Bestes, um eine heile Welt aufzubauen, und andere wiederum denken nur an Zerstörung. Wenn ich, wie sich Leo ausdrückte, meinen Hut in den Ring werfen würde, wäre es mein täglich Brot, mich damit auseinander zu setzen. Wie lange kann ich diese Entscheidung noch hinausschieben? Noch drängte die Zeit nicht, wenigstens in dieser Hinsicht.
Anders verhielt es sich auf rein privater Ebene. Er musste Shelby gegenüber Farbe bekennen. Nicht nur Namen, Heim und Familie musste sie mit ihm teilen, sondern eventuell auch den Präsidentensessel. Damit wäre auch ein Teil von ihrem Leben dem Land und den damit verbundenen Verpflichtungen versprochen.
Eine Trennung von Shelby würde für ihn nie mehr in Frage kommen. Sie war seine Frau, eine Eheschließung konnte nur noch die formelle Bestätigung dieser Tatsache sein. Allerdings musste er Shelby davon erst überzeugen.
Als auf seinem Schreibtisch die Lampe aufleuchtete, war Alan ungehalten über diese Unterbrechung. Kaum fünf der erlaubten zehn Minuten waren vergangen. Ärgerlich hob er den Hörer ab. „Ja?“
„Tut mir Leid, Senator, aber es ist Ihr Herr Vater.“
Alan verzog sein Gesicht. Auch das noch. „Gut, Arlene, ich nehme das Gespräch. Und seien Sie nicht böse, aber heute ist der Teufel los.“
Sofort wurde ihr Ton freundlicher „Ist schon in Ordnung. Mr. MacGregor ist etwas aufgeregt.“
„Sie sollten sich beim diplomatischen Corps bewerben, Arlene.“
Sie lachte, dann stellte sie das Gespräch durch.
„Hallo, Dad!“
„Sososo! Am Leben bist du also noch.“ Die tiefe, grollende Stimme klang ironisch. „Deine Mutter und ich glaubten schon, dir sei etwas Ernsthaftes zugestoßen.“
Alan verbiss sich das Lachen. „Wie Recht du hast! Neulich habe ich mich beim Rasieren geschnitten. Wie geht es dir?“
„Er fragt, wie es mir geht!“ Daniel MacGregor schickte einen Seufzer durch den Draht, der jedem leidgeprüften Vater alle Ehre gemacht hätte. „Mich wundert, dass du überhaupt weißt, wer ich bin. Aber darum geht es nicht. Deine Mutter macht sich Sorgen .um ihren Ältesten.“
Alan lehnte sich zurück und hörte sich die folgenden Sätze mit geteilter Aufmerksamkeit an. Man musste seinen Vater ausreden lassen, das wusste er aus Erfahrung. Schließlich gelang es ihm, nach der Mutter zu fragen. „Ist sie da?“
„Sie musste zu einem Notfall ins Krankenhaus.“
„Und was macht Rena, die zukünftige Mama?“ warf Alan ein.
„Da du zum Wochenende hier erwartet wirst, kannst
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