Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars
einig wären. Wenn du es loswerden willst, verkauf’s doch der Bank. So kannst du deine Hypothek tilgen und bekommst noch etwas Geld auf die Hand.«
»Die Bank würde sich nur umdrehen und es Farrington verkaufen!«
»Tja, blöd gelaufen«, war sein letztes Wort, bevor er mir die Tür vor der Nase zumachte.
Am letzten Tag des Jahres fuhr ich nach Hemingford Home und suchte Mr. Stoppenhauser in der Bank auf. Ich sagte, ich sei zu dem Schluss gekommen, die Farm nicht länger bewirtschaften zu können. Ich sagte, ich wolle der Bank Arlettes Land verkaufen und davon meine Hypothek tilgen. Wie Harlan Cotterie sagte er Nein. Ich saß sekundenlang wie betäubt auf dem Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch und wollte meinen Ohren nicht trauen.
»Wieso nicht? Das ist gutes Land!«
Er erklärte mir, er arbeite bei einer Bank und eine Bank sei kein Immobilienmakler. Er sprach mich als Mr. James
an. Die Zeiten, in denen ich in diesem Büro Wilf genannt wurde, waren vorüber.
»Das ist einfach …« Lächerlich war das Wort, das mir einfiel, aber ich wollte ihn nicht verärgern, solange auch nur die kleinste Chance bestand, dass er einlenken würde. Seit ich den Entschluss gefasst hatte, das Land zu verkaufen (und die Kuh; ich würde auch einen Käufer für Achelois finden müssen, möglicherweise einen Fremden, der mir ein Säckchen Zauberbohnen für sie geben würde), war ich von diesem Gedanken wie besessen. Also sprach ich leise und ruhig.
»Das stimmt nicht ganz, Mr. Stoppenhauser. Ihre Bank hat die Rideout-Farm gekauft, als sie letzten Sommer versteigert wurde. Und die Triple M auch.«
»Dort war die Sachlage anders. Unsere Hypothek ist auf Ihre ursprünglichen 30 eingetragen. Damit sind wir zufrieden. Was Sie mit diesen 40 Hektar Weideland machen, interessiert uns nicht.«
»Wer ist bei Ihnen gewesen?«, fragte ich, dann erkannte ich, dass diese Frage überflüssig war. »Lester, nicht wahr? Cole Farringtons Mädchen für alles.«
»Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, sagte Stoppenhauser, aber ich sah das Flackern in seinem Blick. »Ich glaube, Sie können wegen Ihres Kummers und Ihrer … Ihrer Verletzung … vorübergehend nicht mehr klar denken.«
»O nein«, sagte ich und begann zu lachen. Das war ein gefährlich gestörter Laut, selbst in meinen Ohren. »Ich habe nie im Leben klarer gedacht, Sir. Er hat Sie aufgesucht - er oder irgendein anderer, Cole Farrington kann sich bestimmt so viele Rechtsverdreher leisten, wie er will -, und Sie haben einen Handel mit ihm abgeschlossen. Sie haben k-k-kassiert !« Ich lachte noch lauter.
»Mr. James, ich muss Sie leider bitten, mein Büro zu verlassen.«
»Vielleicht hatten Sie alles im Voraus geplant«, sagte ich. »Vielleicht haben Sie mir diese gottverdammte Hypothek nur deshalb aufgeschwatzt. Oder vielleicht hat Lester, als er von meinem Sohn gehört hat, eine einmalige Gelegenheit erkannt, von meinem Unglück zu profitieren, und ist eiligst zu Ihnen gekommen. Vielleicht hat er hier auf diesem Stuhl gesessen und gesagt: ›Davon haben wir beide unseren Vorteil, Stoppie - Sie bekommen die Farm, meine Mandanten bekommen das Land am Bach, und Wilf James kann zum Teufel oder nach Omaha gehen, je nachdem was ihm besser passt.‹ War’s nicht ziemlich genau so?«
Er hatte den Alarmknopf gedrückt, und nun wurde die Tür aufgerissen. Die Bank war zu klein, um einen Wachmann zu beschäftigen, aber der Kassierer, der den Kopf hereinsteckte, war ein bulliger Kerl. Seinem Aussehen nach aus der Familie Rohrbacher; ich war mit seinem Vater zur Schule gegangen, und seine jüngere Schwester Mandy war in Henrys Klasse gewesen.
»Gibt’s ein Problem, Mr. Stoppenhauser?«, fragte er.
»Nicht wenn Mr. James jetzt geht«, sagte er. »Begleiten Sie ihn bitte hinaus, Kevin?«
Kevin kam herein, und als ich nicht gleich aufstand, packte er mich am linken Arm dicht über dem Ellbogen. Er war wie ein Bankier gekleidet - bis hin zu Fliege und Hosenträgern -, aber er hatte Farmerhände, hart und schwielig. Mein noch heilender Stumpf pochte warnend.
»Kommen Sie, wir gehen, Sir«, sagte er.
»Nicht so zerren«, sagte ich. »Meine fehlende Hand tut noch immer weh.«
»Dann kommen Sie bitte mit.«
»Ich bin mit deinem Vater zur Schule gegangen. Er hat neben mir gesessen und in der Frühlingstestwoche von mir abgeschrieben.«
Er zog mich von dem Stuhl hoch, auf dem ich einst als Wilf angesprochen worden war. Der gute alte Wilf, der ein Trottel wäre, wenn er keine
Weitere Kostenlose Bücher