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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Commissario möchte Sie sprechen“, sagte er in gebrochenem Englisch und Leslie drückte vorsichtig die Klinke herunter, ohne anzuklopfen. Ihr Herzschlag raste, sie hielt den Atem an. Was wollte dieser Commissario ausgerechnet von ihr? Was um Himmels Willen hatte sie getan? Sie trat ein, ohne darauf zu warten, ob es ihr gestattet wurde – und erstarrte, als sie den Commissario erblickte.
    „Ah, Leslie, schön, dass du da bist“, sagte Mr. Gosetti und erhob sich aus seinem großen Ledersessel, um ihr die Hand zu reichen. Sie blieb stehen, wo sie war, ergriff seine ausgestreckte Hand nicht. Starrte ihn nur entsetzt an und mit einem Mal wurde ihr alles klar. Gosetti hatte sich außerordentlich für Raffaello interessiert, dieser wiederum für Gosetti. Sie erinnerte sich an ihr Gespräch letztes Jahr, als er ihr von dem Versicherungsbetrug erzählt hatte, an den sie nicht hatte glauben wollen. Gosetti war hierher gezogen. Nach Palermo. Er hatte niemals auch nur im Entferntesten etwas mit Versicherungen zu tun gehabt.
    „So sieht man sich wieder“, sagte er und ließ sich wieder in seinen Sessel sinken. Er wies mit der Hand einladend auf den breiten Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand.
    „Setz dich“, sagte er. Seinen Schnauzbart hatte er noch immer. Sie hasste das Teil. Widerwillig setzte sie sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Gosetti lächelte.
    „Du siehst toll aus“, sagte er. „Das Kleid ist nicht von dir, stimmt’s?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, entgegnete sie kühl. Gosetti musterte sie aufmerksam.
    „Ich habe deine Freundin Anne in der Stadt getroffen. Und ich muss gestehen, ich war höchst erfreut, als ich hörte, dass du wieder Kontakt mit dem jungen Ruggiero hast.“ Er lächelte spitz. „Es war leicht, dich überwachen zu lassen. Du hast nie etwas von der wahren Identität deines Freundes gewusst, nicht wahr?“ Er lehnte sich zurück und betrachtete sie mit stechendem Blick.
    Leslie antwortete nicht. Starrte ihn nur trotzig an. Doch, wollte sie ihn anbrüllen, ich wusste es. Anne wusste es! Aber ich wollte es nicht wissen! Und dann erschrak sie, als sie darüber nachdachte, dass sie überwacht worden war. Gleich darauf verwandelte sich ihr Entsetzen in Wut. Das hieß, dass sie immer jemand beobachtet hatte, während sie mit Raffaello unterwegs gewesen war. Sie erinnerte sich an die Polizeikontrolle und schluckte.
    Die Fotos, die Gosetti ihr einen Moment später über den Tisch zuschob, erschreckten sie noch mehr. Da war sie. Mit Raffaello. Auf seiner Jacht. Im Bikini, Raffaello in Badehose. Er musterte sie eindringlich und Leslie hatte den Blick beschämt auf den Boden gerichtet. Sie konnte sich denken, über was sie da gesprochen hatten. Aber von ihrem Kuss wusste Gosetti hoffentlich nichts.
    Auf den nächsten Fotos war sie wieder zu sehen, mit Raffaello im Wasser. Wie sie sich alleine nach ihm umsah, als er sieben Meter nach unten getaucht war, um ihr die kleine Muschel zu holen. Unwillkürlich griff sie nach dem Anhänger, hielt ihn fest umklammert.
    „Über was habt ihr da gesprochen?“, fragte Gosetti und deutete auf das erste Foto. „Sieht interessant aus.“ Leslie blickte nicht zu ihm auf, als sie sagte:
    „Das geht Sie überhaupt nichts an!“ Jetzt war er nicht mehr ihr Gastgeber, also konnte sie sich erlauben, unhöflich zu ihm zu sein. Sollte er doch fragen, bis er grau würde. Trotzig schob sie die Unterlippe vor.
    „Und das hier?“, fragte er und schob ihr ein weiteres Bild zu. Sie erstarrte. Sie war darauf zu sehen. Wie sie Raffaello im Auto auf die Wange küsste. Die Aufnahme war relativ dunkel, aber sie konnte Raffaellos Gesichtsausdruck erkennen. Er wirkte überrascht, doch die Spur eines Lächelns lag auf seinen Lippen. Auf ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust hin, drehte sie das Foto um, damit sie es nicht mehr sehen musste. Oh Gott. Wo zur Hölle war da jemand gewesen, der dieses Bild geknipst hatte? Im Gebüsch?
    „Das geht Sie verflucht nochmal einen Scheiß an!“, rief sie, dann nahm sie das Foto und zerriss es kurzerhand, wobei sie sich sicher war, dass es noch Tausende Kopien davon gab. Egal. Wenigstens dieses eine war vernichtet. Gosetti hob eine Augenbraue.
    „Scheint wirklich was Ernstes zwischen dir und ihm zu laufen“, sagte er, mehr zu sich selbst, als zu ihr. Leslie nahm sich das Recht zu schweigen.
    „Gut“, sagte er dann, „kommen wir zu dem, von dem du noch nichts weißt.“ Er stützte die Ellenbogen auf den

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