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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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zum Essen und öffnete auch nicht, als er an ihre Tür klopfte. Sie stand nur auf der anderen Seite und lauschte seinen verzweifelten Versuchen, sie davon zu überzeugen ihn hereinzulassen. Irgendwann gab er leise fluchend auf und kehrte auch nicht noch einmal zurück.

40
    Und dann kam der Tag, an dem sie ihm die Tür öffnen musste. Stumm ging sie neben ihm her, einzig und allein beladen mit ihrer Strandtasche. Die teuren Kleider, die Raffaello ihr spendiert hatte, ließ sie unangetastet im Schrank zurück. In der riesigen Eingangshalle erwarteten sie Serafina und ihr Vater, um sich von ihr zu verabschieden. Dann eilte sie Raffaello hinterher, der auf seinen Maserati zusteuerte. Wortlos stieg sie neben ihm ins Auto. Die Fahrt verlief ohne Musik und ohne das geringste Gespräch. Leslie versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass sie wahrscheinlich in Tränen ausbrechen würde, sobald sie sich tatsächlich – vielleicht für immer – von Raffaello würde verabschieden müssen.
    Nach zehnminütiger Fahrt erreichten sie den Landeplatz des Helikopters, mit dem sie angereist waren, umgeben von Niemandsland und einigen Akazien. Raffaello begleitete Leslie bis an das schwarze Monstrum, und nachdem sie tief durchgeatmet hatte, drehte sie sich zu ihm um.
    „Bis … dann“, brachte sie hervor und musste sich schrecklich zusammenreißen, um ihm nicht auf der Stelle um den Hals zu fallen. Doch er lächelte bloß amüsiert.
    „Red keinen Quatsch“, entgegnete er und zwickte sie in die Nase. „Ich komme noch mit dir.“
    „Oh“, konnte Leslie nur hauchen, nicht sicher, ob sie sich freuen oder unglücklich sein sollte, aber dann rang sie sich ein Lächeln ab und kletterte, dicht gefolgt von Raffaello, in den Helikopter. Er setzte sich nicht neben sie und sprach kein Wort, aber sie spürte seinen Blick den ganzen Flug lang auf sich ruhen. Raffaellos Maserati blieb unter ihnen zurück, als sich der Helikopter langsam und würdevoll in die Luft erhob und Leslie verzichtete darauf, Raffaello zu fragen, warum er ihn einfach so im Feld stehen ließ. Wahrscheinlich würde Roberto ihn in die Garage fahren. Oder aber er würde so lange auf seinen Besitzer warten, bis dieser wieder hier auftauchen würde. Leslie schloss die Augen, damit sie ihn nicht ansehen musste, tat, als schliefe sie. Irgendwann spürte sie, wie Raffaello sich neben sie setzte, aber sie konnte verhindern, dass er ihre Hand ergriff, indem sie sich vorbeugte und aus dem Fenster sah.
    Seine Fünfzig-Meter-Jacht, die noch immer im Hafen von Kalabrien vor Anker lag, zog unter ihren vorüber, auf der Backbordseite konnte Leslie ihren Namen entziffern, schwarz und verschnörkelt auf den weißen Lack der Jacht gedruckt. Es versetzte ihr einen kleinen Stich, als sie daran dachte, wie sie zum ersten Mal mit Raffaello einen Ausflug darauf gemacht hatte und er ihr die kleine Muschel vom Meeresgrund gefischt hatte. Unwillkürlich schloss sie eine Hand um ihre Kette. Mit der anderen griff sie nach Raffaellos Fingern, nur um sie im nächsten Moment wieder loszulassen, als hätte sie sich daran verbrannt.
    Eigentlich hatte sie angenommen, dass sie irgendwo in der Nähe des Hafens in Palermo landen würden, doch der Helikopter sauste weiter durch die Luft, bis Leslie in einiger Entfernung ihr Ferienhaus erkennen konnte, direkt am Meer, umgeben von Oliven- und Zitronenbäumen. In der Einfahrt parkte Antonios roter Lieferwagen. Der Helikopter setzte auf dem Boden auf, das hohe Gras am Boden stob in alle Richtungen auseinander und auch die Bäume bogen sich wie im Sturm. Die Rotorblätter kreisten noch eine Weile knatternd in der Luft herum, dann kehrte Ruhe ein. Entsetzliche Ruhe. Zögernd blickte Leslie aus dem Fenster. Sie waren viel näher am Haus gelandet, als es von oben den Anschein gehabt hatte und plötzlich fragte sie sich, ob Anne den Lärm nicht schon längst gehört hatte.
    Keine Sekunde später flog die Haustür auf und sie konnte sehen, wie Anne, dicht gefolgt von Antonio, die Auffahrt hinuntergestürmt kam, auf den Helikopter zu. Leslie schluckte. Jetzt war es so weit. Scheiße. So sehr sie sich auch freute, fast hatte sie ein wenig Angst davor, ihre beste Freundin wiederzusehen.
    Als Raffaello ihr die Tür öffnete, hinaussprang und ihre Hand ergriff, um ihr zu helfen, wurde ihr bewusst, dass das hier nicht der richtige Zeitpunkt war sich zu freuen. Absolut gar nicht. Schweigend stand sie vor ihm, schaute zu ihm auf, und kurz bevor sich ihre Lippen wie in

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