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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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also –“.
    „Wegen was?“, entfuhr es ihr enttäuscht. „Du hast gesagt, dass –“
    „Ich weiß, was ich gesagt habe“, unterbrach er sie. „Aber es ist verdammt wichtig, verstehst du?“
    „Wo musst du hin?“
    „Das kann ich dir nicht sagen –“
    „Kannst du doch!“ Er seufzte.
    „Nach Rom.“
    „Na bitte. Hat das wehgetan?“, sagte sie ironisch, doch er ging nicht darauf ein.
    „Ich will nur, dass du Bescheid weißt und das Haus abschließt“, sagte er. „Ich habe schon einige Leute zu dir raufgeschickt, die aufpassen –“
    „Wie?! Dann bin ich nicht alleine?!“, rief sie aufgebracht. „Ich will aber nicht, dass da die ganze Zeit über welche ums Haus schleichen!“
    „Aber ich will das“, sagte er todernst. „Hör mal, ich werde wahrscheinlich drei Tage weg sein. Es tut mir leid, Leslie, ich werde dich echt vermissen.“
    „Pffft“, machte sie nur, dann nuschelte sie irgendetwas, das „ Ti amo “ heißen sollte, aber wahrscheinlich klang es nicht im Entferntesten danach. Sie hörte Raffaello leise lachen.
    „Bis bald, Leslie“, sagte er, dann legte er auf. Und sie stand alleine da, in seinem riesigen Haus, und wusste nicht, was sie nun die nächsten Tage ohne ihn anfangen sollte.

43
    Noch nicht einmal einen Tag später hechtete sie zur Tür und riss sie weit auf, als sie draußen in der Einfahrt Kies unter Autoreifen knirschen hörte, aber kein schwarzer Maserati parkte in aller Eile neben Raffaellos anderen Heiligtümern, sondern Marios silberner Jaguar. Und Mario selbst riss die Tür auf und stieg eilig aus dem Wagen. Er hatte sie schon bemerkt, wie sie erwartungsvoll in der Tür stand.
    Als er nun vor ihr stand, merkte sie, wie müde er aussah. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen und die schwarzen Korkenzieherlocken waren glanzlos und verheddert. Seine graublauen Augen waren gerötet – beinahe wirkte es, als habe er geweint. Aber das traute sie ihm im Leben nicht zu, obwohl er sicher um Einiges sentimentaler war als Raffaello.
    „Hi! Du kannst gleich zum Frühstück da bleiben, ich bin so alleine“, begrüßte Leslie ihn und wunderte sich gleichzeitig, dass er nicht bei Raffaello in Rom war. „Die riesige Melone, die er gekauft hat, muss endlich mal gegessen werden. Komm rein.“ Doch Mario schüttelte den Kopf. Er sah furchtbar müde aus.
    „Noch nicht mal einen Kaffee?“, fragte sie erstaunt, als er im Türrahmen stehen blieb. Und dann begann sie unruhig zu werden. Sein Blick wirkte gehetzt, todernst. Viel zu ernst für ihn. Fremd sah er aus, besorgt.
    „Was ist los?“, fragte sie ihn geradeheraus, doch Mario schloss nur für Sekunden die Augen, ganz so, als habe er gehofft, sie würde diese Frage nicht stellen, bevor er sie wieder gequält ansah. Allmählich packte sie die Panik. Mario war nie so. Nie.
    „Jetzt sag schon, verdammt!“, rief sie und strafte ihn mit strengen Blicken, die wahrscheinlich eher besorgt aussahen. Mario holte tief Luft.
    „Es gab einen … Zwischenfall“, sagte er schließlich. Seine Stimme klang spröde vor Sorge und Müdigkeit.
    „Was?“, hakte sie mit fester Stimme nach, doch beim nächsten „Was?“ fing sie an zu zittern.
    „Er …“, begann Mario. Schluckte, und sah ihr dann fest in die Augen. „Er wurde angeschossen. Es tut mir leid, ich –“
    Der Schock, der auf seine Worte folgte, fühlte sich nicht ganz real an. Sie hatte immer geglaubt, eine solche Nachricht würde niemanden im echten Leben so aus der Bahn werfen, wie es in Filmen immer war, aber es war noch schlimmer. Vor allem, weil es sich so falsch anhörte. Weil im normalen Leben niemand einfach so erschossen wurde. Aber Raffaello war nicht niemand – und er führte auch kein normales Leben.
    „Was?“, wiederholte sie tonlos. „Er-er ist doch nicht …?“ Ihr wurde schwindelig, aber seltsamerweise musste sie nicht weinen. Sie hatte das Gefühl, vollkommen ausgetrocknet zu sein. Doch Mario schüttelte ernst den Kopf.
    „Nein“, sagte er, „er lebt, keine Sorge.“ Und im selben Moment, als er „keine Sorge“ sagte, schien er sich auf die Zunge zu beißen. „Es waren nur zwei Streifschüsse. Eigentlich nicht schlimm – die Absicht zählt nur …“
    Eine Weile brachte Leslie keinen Ton über die Lippen. Sie stand nur da, klammerte sich an den Türrahmen und wusste nicht, ob sie Mario anstarren sollte oder nicht. Sie tat es einfach.
    „Wo ist er?“, krächzte sie schließlich tonlos.
    „Im Ospedale Cevico hier in Palermo“, sagte

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