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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Freude und Sorge entgegen.
    „Du sollst liegen bleiben, hat der Arzt gesagt!“, knurrte Mario kopfschüttelnd.
    „Der kann mich mal“, entgegnete Raffaello finster. Sein wirres, schwarzes Haar war so zerzaust wie nie, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und trotz der Tatsache, dass sein rechter Arm in Bandagen gehüllt war und er eines von diesen scheußlichen Krankenhaushemden trug, sah er verboten gut aus.
    „Ach du Scheiße!“, entfuhr es Leslie nur, als sie ihn so da sitzen sah und dann stürzte sie hektisch auf ihn zu und setzte sich zu ihm aufs Bett. Ihn zu küssen traute sie sich dann doch nicht. Nicht vor Mario jedenfalls, nachdem er sie das letzte Mal während eines so peinlichen Moments angetroffen hatte. Raffaello streckte den linken Arm aus, den er noch bewegen konnte, und strich ihr über die Wange.
    „Ich hasse diesen Verband“, knurrte er. „Ich hasse ihn einfach. Wenn man mich ließe, würde ich ihn sofort abreißen, glaub mir.“ Er beugte sich vor und küsste sie auf die Lippen, ganz kurz nur.
    „Eigentlich sollte Mario dir nur schonend alles beibringen“, seufzte er. „Ich nehme an, er hat dich nicht freiwillig hergebracht?“ Leslie schüttelte den Kopf. Sie konnte ihn nur unentwegt ansehen. Zu viele Fragen lagen ihr auf der Zunge, Fragen, deren Antworten sie fürchtete.
    „Tut … es sehr weh?“, brachte sie schließlich zögernd hervor und noch im selben Moment biss sie sich auf die Lippen. Blödsinnige Frage, natürlich tat es das. Raffaellos dunkle Augen blitzten, ein spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    „Die haben vorbeigeschossen“, sagte er leichthin, „in die falsche Seite.“ Er lachte trocken auf und hob seinen verletzten Arm ein wenig, wobei ihr nicht entging, dass er deutlich das Gesicht verzog.
    „Schön blöd, oder?“ Er lächelte schief.
    „Ja, du bist auch schön blöd!“, blaffte Mario, der an der Fensterbank lehnte, und fuchtelte wild mit beiden Händen in der Luft herum. „Leslie, er wäre mausetot, wenn er sich nicht zufällig in letzter Sekunde nach den Typen umgedreht hätte!“
    Was darauf folgte, war ein eiskalter Blick von Raffaello – und ein hitziges Gespräch zwischen ihm und Mario auf Italienisch, bis Mario schließlich entnervt die Hände hob, sich das lockige Haar raufte und mit matter Stimme sagte: „Ich brauch ’nen Kaffee. Soll ich euch was mitbringen?“ Leslie schüttelte den Kopf und auch Raffaello verzog das Gesicht.
    „Danke, nein“, sagte er, „der schmeckt hier wie Abwasser.“
    Mario verließ kopfschüttelnd das Zimmer. Sie waren alleine. Und plötzlich wusste Leslie nicht, was sie sagen sollte. Was vernünftig gewesen wäre in dieser Situation. Sie saß nur schweigend auf der Bettkante, kaute auf ihrer Unterlippe herum und spürte Raffaellos Blick auf sich ruhen.
    „Hat er recht?“, fragte sie dann irgendwann in die Stille hinein. „Die hätten dich wirklich erschossen? Ich meine, du … – tot …?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte. Ein dicker Kloß saß in ihrem Hals. Vorsichtig linste sie zu ihm hin. Sein Blick war kalt geworden. Eiskalt.
    „Ich denke schon“, sagte er ruhig – und dann strömten sie plötzlich hervor, die Tränen, die wie aus dem Nichts kamen, etwas verspätet auf den Schock reagierten, den Mario mit seiner Nachricht bei ihr ausgelöst hatte.
    „Scheiße“, stieß sie hervor, „Scheiße!“ Raffaello sagte nichts. Er machte sich auch nicht von ihr los, als sie ihn nach kurzem Zögern umarmte, sondern ließ es stumm über sich ergehen und streichelte ihren Rücken, dann schob er sie nach einigen Minuten, in denen sie in seine gesunde Schulter geweint hatte, von sich weg und sah ihr fest in die Augen.
    „Leslie, ich glaube, ich kann dich nicht beruhigen, in dem ich dir sage, dass das halt mal passiert“, sagte er mit rauer Stimme. „Hör nur einfach auf dich aufzuregen. Es ist passiert, daran lässt sich nichts mehr ändern. Ich war verflucht unvorsichtig, obwohl sich so was abgezeichnet hat –“
    „Du meinst, du wusstest davon?!“, kreischte sie entsetzt. Raffaello schloss für Sekunden die Augen, dann nickte er.
    „Es gab gewisse … Andeutungen.“
    „Du meinst Morddrohungen“, sagte sie trocken. Er nickte zögernd.
    „Ich hab’ die Leibwächter abgelehnt, die Mario mir aufdrängen wollte“, sagte er leise. „Ich hasse die Typen einfach, die sind nervig, wie –“.
    „Aber es wäre nicht passiert, wenn du –“
    „Leslie,

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