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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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fahrtüchtig, nicht besonders schick, aber irgendwie cool.“
    Er hatte ein uraltes, sauteures Auto bekommen. Nun, warum auch nicht? dachte Leslie ironisch. Wer eine Dreißig-Meter-Jacht zum sechzehnten Geburtstag bekam. Dagegen war ein Auto ja fast nichts. Es riss sie wirklich nicht besonders vom Hocker.
    „Und was noch?“, fragte sie.
    „Geld“, sagte er nur. „Das ist das Einzige, was ich mir gewünscht habe. Ich spare für ein eigenes Haus.“
    Wozu musste er sparen, wenn er doch alles vom Geld seines Vaters bekommen konnte? Der Typ war nicht zu verstehen, aber vielleicht wollte er nur nicht immer abhängig von seinen Eltern sein. Leslie fragte sich, wieviel Geld er bekommen hatte. Sie konnte sich die Summe ungefähr vorstellen, wenn sie an die Jacht, seinen Maserati und das riesige Anwesen der Ruggieros dachte.
    „Du willst von hier wegziehen?“, fragte sie ihn.
    Er nickte. „Ja, lange halte ich es hier vermutlich nicht mehr aus. Mein Vater sagt zwar immer, dass ich bleiben soll, weil ich irgendwann das Unternehmen übernehmen muss und alles erbe, aber erstens will ich weg von hier und mein eigenes Leben auf die Beine stellen, und zweitens habe ich ziemlich andere Ansichten, als mein Vater.“
    Plötzlich verstand Leslie ihn nur zu gut. Mit achtzehn konnte er tun und lassen, was er wollte. Mit diesem Glück war sie mit ihren fast siebzehn Jahren leider nicht gesegnet. Noch nicht.
    „Wo willst du hinziehen?“, fragte sie.
    „Das weiß ich noch nicht genau. Vielleicht bleibe ich hier in der Gegend, oder auch nicht“, sagte er und plötzlich verlor sich sein Blick in weiter Ferne. „Vielleicht gehe ich auch ans Festland. Wird sich ergeben.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das wirre, schwarze Haar, das ihm in die Stirn fiel. Fast sah er verträumt aus.
    „Und du, Leslie?“, fragte er sie dann. „Was hast du vor, wenn du achtzehn bist?“
    „Ich? Weiß nicht“, sagte sie und zuckte die Achseln. „Ich studiere vielleicht in London, wie meine große Schwester Grace.“
    Er lächelte. „Und was willst du studieren?“
    „Was weiß ich? Vielleicht Psychologie?“ Sie grinste, als er sie erstaunt ansah. „Nein, im Ernst: keine Ahnung.“
    „Das ist gut“, sagte er mit seltsamer Ernsthaftigkeit in der Stimme. „Man sollte sich nie zu früh festlegen. Vielleicht ändert sich dein Leben ja noch so plötzlich, dass dir keine Zeit mehr bleibt für solche Sachen.“
    „Na, hoffentlich nicht“, entgegnete sie und lachte nervös. Sie zwirbelte eine lange Haarsträhne zwischen den Fingern und schaute sich wieder um. Bloß nicht Raffaello ansehen, dachte sie, denn das flaue Gefühl in ihrem Magen verstärkte sich, je öfter sie seinem Blick begegnete und sie musste an das denken, was Anne zu ihr gesagt hatte. Beinahe war sie dabei, sich damit abzufinden, dass sie sich verliebt hatte. In Raffaello. Aber nur beinahe, denn die andere Hälfte ihres Gehirns schien sich mit allen Mitteln dagegen zu wehren und diese Tatsache einfach nicht wahrhaben zu wollen.
    Mittlerweile hatte sich völlige Dunkelheit über den Garten gelegt, nur die Lampions, die in den Bäumen hingen, leuchteten hell und bunt. Am Horizont war noch ein zart schimmernder Orangeton zu erkennen. Als Leslie den Blick wieder Raffaello zuwandte, bemerkte sie, dass jemand hinter ihm auf ihren Tisch zukam: Mario Andolini.
    Mario gesellte sich zu ihnen. Er sah recht merkwürdig aus, wie er da so auf dem weißen Gartenstuhl saß mit seinen langen Beinen.
    „Na, ihr zwei?“, sagte er und grinste in die Runde. „Raffaello, ich soll dir von deinem alten Herrn ausrichten, dass du – wo immer du auch gerade bist – deinen achtzehnjährigen Hintern aufraffen und dich zu ihm gesellen sollst.“ Raffaello stöhnte genervt auf.
    „Was will er?“, entgegnete er beinahe ruppig.
    Mario zuckte die Achseln. „Was weiß ich? Aber wenn der Boss ruft …“
    „Muss sein eigener Sohn springen, schon klar“, knurrte Raffaello, aber er gab Mario einen freundschaftlichen Klaps auf die schlaksige Schulter und stand dann auf.
    „Entschuldige mich kurz, Leslie“, sagte er und verschwand grummelnd in der Menschenmenge.
    Leslie sah ihm nach, selbst, als er zwischen all den Menschen längst nicht mehr zu sehen war.
    „Ein wunderbares Paar“, bemerkte Mario dann und grinste ihr zu.
    „Wer?“, rutschte es Leslie erschrocken heraus.
    „Du und Raffaello.“
    „Haha.“ Sehr witzig. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Aber Mario grinste nur umso breiter

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