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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Glaube ich.“
    „Für ihn vielleicht nicht.“
    „Klar.“ Jetzt klang sie ironisch. Der heiße Sommerwind blies ihr das Haar aus dem Gesicht. Es roch nicht mehr nach Orangenblüten. Nur nach der Stadt und Salzwasser. Zu ihrer Rechten erstreckte sich das tiefblaue Mittelmeer, zu ihrer Linken die alten Gebäude des Hafens.
    „Lass uns zurückgehen, ja?“, sagte Leslie nach einer Weile. „Wir sollten Meli aus dem ‚Conte‘ wegholen.“
    „Eine Frage noch“, sagte Anne und senkte die Stimme, als habe sie Angst, jemand könne sie belauschen. „Hat er … ich meine, hat er dir wehgetan oder so?“
    „Wie du es sehen willst“, entgegnete sie kühl. „Ja, hat er. Aber nicht in Bezug auf die Sache, die du meinst. Dazu ist er glaube ich, viel zu anständig.“ Sie konnte nicht glauben, dass sie das eben gesagt hatte. Sie band sich das lange Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und trat unschlüssig von einem Bein auf das andere.
    „Er ist seltsam gewesen“, sagte sie nachdenklich.
    „Inwiefern?“, fragte Anne.
    „Weiß auch nicht“, sagte sie nur schulterzuckend. Anne musterte sie einige Sekunden lang mit zusammengekniffenen Augen, dann zog sie sie zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    „Er ist ein sizilianischer Angeber mit ’ner Menge Kohle und ’nem berühmten Vater“, meinte sie geringschätzig. Leslie stutzte.
    „Antonio hat mir das mit seinem Vater erzählt. Politiker und so, weißt du ja schon“, sagte Anne nur, als sie Leslies verständnislosem Blick begegnete. „In den Kreisen hinterfragt man besser nicht irgendwelche Hintergründe, hat er gesagt. Was weiß ich! Ich finde nur, der Typ hätte dir eh nicht gut getan, also was soll’s!“ Damit zog Anne Leslie weiter die Straße entlang.
    Ihre Einkaufstaschen waren weg. Ohne eine Spur zu hinterlassen. Verdammt, dachte Leslie.
    „Scheiße! Leslie!“, entfuhr es Anne. „Ich wollte sie ja nicht –“.
    „Jaja, schon gut!“, unterbrach Leslie sie ungeduldig. „Lass uns zum Hotel zurückgehen.“
    Melissa öffnete ihnen die Tür. Als sie eintraten, fiel Leslies erster Blick auf ihr Bett: Ihre beiden Taschen und auch Annes standen auf ihrem Kopfkissen. Melissa grinste.
    „Jemand hat sie für euch hochbringen lassen“, erklärte sie stolz. Leslie bemerkte den verwirrten Blick, den Anne ihr zuwarf, aber sie sah sie nicht an. Keine der beiden, aus Angst, sie könnten erkennen, was ihr gerade durch den Kopf ging. Sie war sich beinahe sicher, wer dieser Jemand gewesen war. Das flaue Gefühl in ihrem Magen verstärkte sich.
    „Der lag bei deinen Sachen dabei, Leslie“, sagte Melissa und hielt ihr einen kleinen Zettel unter die Nase. Leslie hoffte inständig, dass Meli den nicht schon gelesen hatte. Zögernd nahm sie ihn entgegen und faltete ihn auseinander. Die Schrift erkannte sie sofort.
„Ich denke, es ist besser, du vergisst alles, was passiert ist, wenn du morgen nach Hause fliegst, Leslie.
Vielleicht sehen wir uns irgendwann nochmal.
R.R.“
    Leslie ließ den Zettel fallen. Er segelte flatternd zu Boden. Sie hob ihn nicht auf. Da war es wieder, das eklige, leere Gefühl in ihrem Magen, das sich doch irgendwie so schrecklich schwer anfühlte. Das hatte er ja toll angerichtet. Sie schluckte.
    „Was ist?“, fragte Anne besorgt und eilte auf sie zu. Und hob den Zettel auf.
    „So ein …“ Weiter kam sie nicht vor Wut.
    „Er ist ein Arschloch“, schniefte Leslie.
    „Ich hab’ zwar null Ahnung, von wem oder was ihr da sprecht, aber es geht mich wahrscheinlich auch nichts an“, bemerkte Melissa seufzend und tätschelte Leslie im Vorbeigehen die Schulter. „Ich mach uns mal was zum Essen, ja?“ Damit verschwand sie aus dem Zimmer. Die Tür schloss sie sorgfältig hinter sich – offenbar, damit Anne und Leslie in aller Ruhe ungestört reden konnten. Für ihre unkomplizierte Art war Leslie ihr mit einem Mal unendlich dankbar.
    Einige Minuten lang standen sie einfach nur da, mitten im Zimmer, Leslie schniefte leise vor sich hin und Anne ließ sie nicht aus den Augen.
    „Ich hasse ihn“, krächzte Leslie irgendwann. Ihre Stimme klang beinahe, als habe sie eine Erkältung und im Moment fühlte sie sich auch so. Genauso mies. Anne legte ihr einen Arm um die Schultern.
    „Jetzt steigere dich bitte nicht so da rein, Leslie“, sagte sie leise. „Dadurch geht es dir nicht besser, glaub mir.“ Leslie schwieg.
    „Wollen wir ein wenig Musik hören?“, fragte Anne. Scheinbar hatte sie vor, sie mit allen Mitteln

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