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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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soll oder so ähnlich“, antwortete Anne fröhlich und grinste spitzbübisch.
    „Du hast sie ausgenutzt, wegen des Geldes! Du weißt, wie sie über so was denkt!“, zischte Leslie empört.
    „Ich gebe ihr alles zurück, versprochen, Leslie.“ Anne schüttelte den Kopf. Ihre langen, blonden Haare hatte sie, genau wie Leslie, zu einem edlen Knoten hochgesteckt.
    „Echt, manchmal bist du penibel“, sagte sie. „Oh, entschuldige.“ Das klang aufrichtig. Manchmal passierte es Anne, dass sie einfach aussprach, was sie dachte, aber Leslie konnte ihr immer wieder verzeihen.
    „Schon gut, stimmt ja …“, murmelte sie und zupfte gedankenverloren am Saum ihres schwarzen Kleides.
    „Warum zwingst du mir eigentlich so ein Minikleid auf und du ziehst einen langen Rock an?“, fragte sie dann schnippisch.
    „Weil es dir steht“, entgegnete Anne geradeheraus. „Und weil du vielleicht auf andere Gedanken kommst, wenn du die Blicke der anderen Jungs, die es hier auf diesem Planeten auch noch gibt, auf dich ziehst.“ Leslie verzog das Gesicht.
    „Ja“, sagte sie trocken, „auf noch Schlimmere.“
    „Du bist so undankbar!“
    „Entschuldige, Anne.“
    „Hm.“
    Sie schwiegen eine Weile, während sie dem lauten Klackern von Leslies Schuhen lauschten. Anne trug flache Schuhe, weil sie nicht noch größer wirken wollte, als sie schon war. Leslie kam sich schrecklich fremd vor in dem neuen Look, den Anne ihr verpasst hatte. Es fühlte sich nicht nach ihr selbst an, doch irgendwie tat ihr genau das gut. Die nachdenkliche, sensible, dürre Leslie hatte schließlich auch noch andere Seiten, die mehr zu bieten hatten.
    „Na bitte“, sagte Anne plötzlich. „Jetzt gehst du so, als würdest du jeden Tag so rumlaufen.“ Leslie hakte sich bei ihr unter.
    Die Sonne stand schon recht tief und tauchte die umliegenden Häuser in ein flaues Abendlicht, das beinahe violett wirkte. In der Luft lag der Geruch nach Meer und nach Essen. Leslie konnte Fisch und altes Bratfett riechen. Eigentlich konnte sie den Geruch von heißem Fett nicht ausstehen, doch dieser hier roch, als wüssten die Köche, wie man es richtig gebrauchte. Und da merkte sie, dass sie Hunger hatte. Ihr Magen knurrte. Auf dem Gehweg wurde es allmählich wieder etwas voller, als sie an einem Nobelhotel vorbeikamen. Edel gekleidete Leute strömten auf den Eingang zu oder kamen gerade wieder heraus.
    „Sind wir mal langsam da?“, fragte Leslie genervt und Anne nickte aufgeregt.
    „Gleich“, sagte sie und deutete geradeaus auf ein hohes, weißes Haus, ein anderes Nobelhotel, wie es aussah, gesäumt von Palmen, in deren Ästen pastellfarbene Lampions im sanften Wind hin und her schaukelten. Es war beinahe ein beruhigender Anblick. Weitaus beunruhigender war allerdings die Tatsache, dass das Restaurant anscheinend ziemlich gut besucht war. Leslie mochte es nicht, wenn ihr alle beim Essen zusehen konnten. Ein paar Meter vor der großen Eingangstür des Hotels waren zwei rabenschwarze, ziemlich teuer aussehende Limousinen geparkt.
    „Wow“, machte Anne ehrfürchtig. „Was meinst du, wem die gehören?“
    „Vielleicht irgendwelchen Politikern oder so …“ Leslie zuckte die Schultern. Schon jetzt fühlte sie sich auf einmal winzig klein und unbedeutend. Dabei war es ihr relativ egal, wem diese Protzkarren gehörten.
    „Tief durchatmen und rein da“, hauchte Anne und zog Leslie mit sich durch die von Pagen bewachte Tür ins Innere des Restaurants.
    Leslie musste schlucken, als sie in den etwas düsteren Raum traten. An den Wänden hingen Bilder, die verschiedene Landschaften in Italien zeigten, Venedig, die Toskana, die Tempel in Agrigento. Zimmerpalmen ragten aus den mit Bimssteinchen gefüllten Töpfen zwischen den einzelnen Tischen hervor. Sogar ein kleiner, künstlicher Wasserfall plätscherte mitten in dem großen Raum in eine breite Steinschale.
    „Und das ist nur das Restaurant“, raunte Anne Leslie andächtig zu. „Die Zimmer sind bestimmt noch um Einiges extravaganter …“
    Nachdem ein viel zu freundlich wirkender Kellner ihnen einen Tisch zugewiesen hatte und Leslie einen Thunfischsalat und Anne Spaghetti Bolognese bestellt hatte, saßen sie eine Weile schweigend an ihrem Tisch und Anne sah sich immer wieder mit glänzenden Augen um.
    „Wenn das hier mal nicht gegen Liebeskummer hilft“, sagte sie. „Oh. Sorry .“ Leslie überhörte, was sie gesagt hatte.
    „Wie bist du ausgerechnet auf dieses Restaurant gekommen?“, fragte sie, nur um

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