Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
Vom Netzwerk:
by …”
    Leslie kniff die Augen fest zusammen, zog sich die weiche Bettdecke über den Kopf. Unter der Decke erstarrte sie, hielt den Atem an. Die Musik drang nun gedämpfter an ihre Ohren, aber sie konnte noch jedes einzelne Wort verstehen.
„I hope I’m old before I die
Well tonight I’m gonna live for today
So come along for the ride
I hope I’m old before I die …”
    „ Happy Birthday , Leslie!” Jemand hatte die Musik abgestellt.Nach einigen Sekunden der Starre kroch sie unter ihrer Decke hervor, ganz vorsichtig, aber dann zog ihr Benny lachend und „ Happy Birthday“ singend den kuscheligen Stoff ganz vom Kopf. Der Song lief leise im Hintergrund. Grandpa Mac hatte den Ton scheinbar nur etwas leiser gestellt. Grinsend stand er im Türrahmen und wippte mit dem Fuß im Takt.
    „Gefällt es dir?“, fragte Benny aufgeregt und ließ sich zu seiner großen Schwester aufs Bett fallen.
    „Was?“, fragte Leslie. Der Schreck saß ihr noch in allen Gliedern. Sie schloss kurz die Augen. Dieser Song. Ausgerechnet dieser Song. Sie öffnete die Augen wieder.
    „Na, die CD!“, rief Benny fröhlich, sprang vom Bett, schaltete die Musik aus und kam mit der CD zurück zu Leslie gerannt.
    „Grandpa und ich haben sie zusammen für dich ausgesucht.“ Er strahlte sie an und Leslie nahm die Hülle entgegen. „ Greatest Hits “ von Robbie Williams, las sie. Nun kam auch Grandpa Mac auf sie zu, um ihr zu gratulieren.
    „Du findest diesen Robbie doch so toll, oder?“ Er zwinkerte ihr zu.
    Leslie nickte. „Ja“, stotterte sie und dann brachte sie es endlich über sich, sich bei den beiden zu bedanken. Benny war schon wieder zur Tür gerannt. Auf dem Weg in die Küche brüllte er noch:
    „Komm, Leslie! Dein Kuchen wartet!“ Dann war er verschwunden. Kuchen. Sie schluckte und senkte den Blick, aber Grandpa kannte sie genau.
    „Erdbeerkuchen“, sagte er leise, „den mochtest du doch immer.“ Hoffnungsvoll und zugleich prüfend musterte er Leslie.
    Sie nickte. „Ja, ich weiß“, murmelte sie, aber sie schaute ihm nicht in die Augen, drehte und wendete die CD in ihren Händen.
    „Lass den Mist hinter dir, Leslie“, sagte Grandpa mit fester Stimme. Klar, sie wusste genau, was er meinte, aber sie antwortete nicht, sondern stand auf, legte die CD beiseite und schlüpfte in ihren hellblauen Morgenmantel und die dicken Wollsocken, dann folgte sie Grandpa Mac hinunter in die Küche, wo Benny schon ungeduldig darauf wartete, dass ihre Mom endlich den Kuchen anschnitt.
    „Hey“, sagte Leslie, als sie auf dem Stuhl neben Benny Platz nahm. „Mom, du bist ja da.“ Eigentlich hatte es gleichgültig klingen sollen, aber die Freude war nicht zu unterdrücken. Ihre Mutter nickte und schloss sie in die Arme.
    „Alles Gute, meine liebe Leslie“, flüsterte sie ihr ins Ohr und zauste ihr sowieso schon wirres Haar.
    „Danke“, flüsterte Leslie zurück. Mom schnitt den Kuchen an und verteilte ihn an Grandpa, Benny, Leslie und sich selbst. Auf dem Tisch stand ein kleiner Strauch Lavendel. Leslie mochte diese Blumen gerne, weil sie so gut rochen. Würzig und kräftig. Daneben stand eine Kerze in Form einer Siebzehn. Grandpa hob seine Kaffeetasse.
    „Siebzehn Jahre“, sagte er. „Auf dich, Leslie! Prost!“
    Leslie hob ihren Kakao. „Salute“, murmelte sie und biss sich auf die Zunge. Naja, ein wenig Italienisch konnte nicht schaden. Nachdem sich Benny hungrig auf sein drittes Stück Kuchen gestürzt hatte und Grandpa Leslie gerade ein zweites Stück aufdrängen wollte, stand ihre Mom plötzlich auf, eilte zur Anrichte herüber und kam mit einem weißen Briefumschlag zurück an den Tisch.
    „Der ist für dich gekommen, heute morgen per Eilboten aus Italien“, sagte sie und reichte Leslie den Brief über den Blumenstrauß. Leslie verschluckte sich an ihrem Kakao.
    „Was?“, krächzte sie und nahm den Umschlag entgegen. Moms braune Augen glitzerten fröhlich, das dunkelbraune, lockige Haar stand ihr vom Kopf ab.
    „Hast du Freunde gefunden in Sizilien?“, fragte Grandpa. Es war nicht zu übersehen, dass er ungemein neugierig geworden war. Aufmerksam musterte er Leslie und den Umschlag, während er sich immer weiter über den Tisch beugte. Leslie schüttelte den Kopf. Zögernd begutachtete sie den Umschlag. Ein Absender war nirgends zu sehen, nur ihre Adresse. Aus Sizilien kam er, soviel konnte sie feststellen. Vorsichtig öffnete sie ihn mit einem Messer und zog die Postkarte, die darin lag, mit zitternden

Weitere Kostenlose Bücher