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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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seinem Bruder auf die Schulter. „Tut mir leid, alter Junge, ich weiß, du musst dafür deine Forschung unterbrechen.“
    „Völlig egal. Ich muss sagen, ich finde Gefallen an dieser Detektivarbeit. Sie unterscheidet sich gar nicht so sehr von wissenschaftlicher Forschung.“ Er blickte sich gelangweilt um. „Na gut. Vielleicht werde ich mal tanzen, da ich es nun schon einmal auf eine dieser intellektfreien Veranstaltungen geschafft habe.“ Er suchte den Saal ab und nickte anerkennend. „Und da ist auch schon jemand, der mich dazu bringt, mich freiwillig an diese schauerlichen Tanzstunden zu erinnern – Mutters Schützling. Sieh sie dir an, sie ist ganz trefflich herausgeputzt.“
    Charles drehte sich nicht um. Den ganzen Abend hatte er versucht, Sophie absichtlich nicht zu bemerken. Und doch wusste er, wie unglaublich sie in ihrem erlesen bestickten elfenbeinfarbenen Abendkleid aussah. Es war ihm bewusst, wie wundervoll es den schimmernden Glanz ihrer tiefschwarzen Locken betonte, und er konnte vermutlich aufs Genaueste ausrechnen, wie viel von ihrer glatten, schimmernden Haut es freiließ.
    Er sah nicht hin, denn jedes Mal, wenn er es doch tat, schienen ihn seine eigenen Gedanken zu verhöhnen. Er würde durchhalten, würde alles opfern, um seinen Erfolg zu gewährleisten.
    Er hatte keine Ahnung gehabt, was für große Opfer dafür nötig sein würden.
    Jack beugte sich zu ihm. „Sag, was hältst du von dem Mädchen? Über sie kursieren so einige Gerüchte. Keine bösartigen, bis jetzt, nur neugierige, von wegen entfremdeter Onkel, und dann dieses außergewöhnliche Interesse an Inneneinrichtung. Obwohl ich auch ein paar gehässige Bemerkungen von den jüngeren Leuten gehört habe, irgendwas, dass sie zu Hause gesellschaftliche Probleme hätte.“
    Charles entspannte seine verkrampften Kiefermuskeln. „Ich glaube, ihre Anwesenheit macht Mutter glücklich, und dafür schulden wir ihr einiges.“
    „Unzweifelhaft. Ich habe Mutter nicht so lebhaft gesehen, seit … nun, seit Langem. Aber ich gestehe, zuerst dachte ich, sie versucht dich zu verkuppeln.“
    Diesmal konnte Charles ein Grinsen nicht unterdrücken. „Der Gedanke kam mir auch schon. Ich habe es sogar gewagt, sie darauf anzusprechen, um gleich alle Hoffnungen in dieser Richtung im Keim zu ersticken, und wurde unmissverständlich in meine Schranken verwiesen.“
    „Ich habe dieselbe Standpauke bekommen.“ Jack verdrehte die Augen und ahmte den strengen Ton ihrer Mutter nach. ‚Die liebe Sophie hat genug unter der Gesellschaft gelitten. Ich möchte es ihr leichter machen. Ich beabsichtige nicht, sie dem unsteten Interesse eines Mannes auszusetzen, der zu sehr mit seinen Büchern beschäftigt ist, um sie anständig zu behandeln.‘“
    Charles lachte. „Bei mir waren es die rüpelhaften Launen und die allgemeine Verschrobenheit.“
    „Nun ja, sie hat recht, alter Junge. Du bist ein verschrobener Rüpel, und ich bin keinesfalls bereit für die Fesseln der Ehe. Das heißt aber nicht, dass ich nicht mit der Hübschen tanzen kann.“
    Charles sah ihm nach. Sah, wie Sophie ihn anlächelte und seine Mutter ihm einen warnenden Blick zuwarf. Sah, wie die anderen Männer sie beobachteten, während sie anmutig die Tanzfläche betrat und vergnügt lächelte. Dann wandte er sich ab und ging in den Kartensalon.
    Sophie sah ihm nach, als der Tanz begann. Sie hatte ihn den Abend über verstohlen beobachtet und war sich die ganze Zeit schmerzlich bewusst, dass er praktisch der einzige Anwesende war, der sie nicht beachtete.
    Ihr war klar, dass die gehobene Gesellschaft nicht recht wusste, was sie von ihr halten sollte. Sie war von guter Abstammung, und ihr Vermögen war ansehnlich, auch wenn es eine etwas zu kaufmännische Herkunft hatte. Doch sie war unbestreitbar keine von ihnen. Mit dreiundzwanzig war sie nicht mehr die Jüngste, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Schlimmer noch, ihre Art war zu direkt, ihr Aussehen zu fremdartig, ihre Leidenschaftlichkeit zu offensichtlich. Ich bin zu viel von allem, fürchtete Sophie, als dass sie sich in meiner Gegenwart wohlfühlen können.
    Man beäugte sie wie ein seltenes Insekt, manche fasziniert, manche abgestoßen, und das wäre ihr völlig gleich gewesen, hätte sie nicht gewusst, dass Lady Dayle sich um sie sorgte. Ganz zu schweigen davon, dass sie wild entschlossen war, sich vor Charles keine Blöße zu geben. Er würde sie nicht wieder so allein und ohne Freunde antreffen wie damals.
    Also hatte sie

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