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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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Viscountess seufzte. „Aber er schien nicht aufgebracht, oder? Ich fürchtete, er würde mir die Einmischung verübeln. Nun denn! Alle sind noch beim Essen. Wenn Sie schon fertig sind, sollten wir vielleicht einen Blick in den Ägyptischen Raum werfen?“
    „Sehr gerne, Mylady.“ Sophie zog ihren Schal enger um sich und versuchte zu ignorieren, dass ihre Hände zitterten.
    Sie vergaß ihr Unbehagen in dem Moment, als sie den Ägyptischen Raum betraten. Sophie blieb der Mund offen stehen, und ihr Schal glitt zu Boden. Die Dekoration war anders als alles, was sie je gesehen hatte. Alle ihre Sinne wurden überflutet. Lebhafte Blau- und Gelbtöne kontrastierten krass mit kräftigem Rot und Schwarz. Der Raum war erstaunlich vollgestopft, und doch von klaren, geraden Linien definiert. Er war fremdartig, spektakulär und auf seltsame Weise unwiderstehlich.
    „Furchtbar, nicht wahr?“, fragte Lady Dayle. „Ich glaube nicht, dass der große Innenarchitekt Mr. Hope so etwas im Sinn hatte.“
    „Tatsächlich glaube ich, es kommt dem Geist seiner Arbeit recht nahe“, erklang eine Stimme aus den Tiefen eines mit Zebrafell bezogenen Sessels. „Mit Ausnahme der ganzen sonderbaren Tierpräparate. Die dürften Lady Edgewares Beitrag sein.“
    Charles stand auf, und Sophies Herzschlag setzte sekundenlang aus. Sie hatte sich noch nicht ganz von der Begegnung mit ihrem Onkel erholt und war überhaupt nicht in der Verfassung, sich mit Charles und den Gefühlen zu beschäftigen, die er in ihr auslöste.
    „Charles! Was tust du hier drin?“ Lady Dayles Ton war scharf.
    „Ich wollte Lady E.s neueste Anschaffung sehen.“ Er deutete auf eine Stelle hinter einem Sofa, dessen Füße denen eines Elefanten nachempfunden waren.
    Sophie fuhr herum und keuchte: „Oh!“ Dort stand ein Ungetüm von einem ausgestopften Krokodil, für immer in wütender Angriffspose erstarrt.
    „Grundgütiger“, schalt Lady Dayle, „die Frau ist zu weit gegangen. Charles, du solltest dich nicht hier drinnen verstecken. Irgendein Baron aus dem Norden ist dir zuvorgekommen und hat Miss Ashford zum Souper geführt.“
    „Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, jedes Jahr hierher zu kommen. Es hilft mir, mich von meiner eigenen Torheit abzulenken, wenn ich die eines anderen betrachte.“
    „Ja, nun, du solltest aber Lady Edgeware nicht auch noch ermutigen. Ich finde diesen Ort alles andere als behaglich, doch hier und da findet sich ein ansprechendes Detail. Das hier zum Beispiel.“ Sie wandte sich dem reich geschmückten marmornen Kaminsims zu.
    „Vorsicht, Mutter“, warnte Charles, doch es war zu spät. Die kurze, perlenbesetzte Schleppe ihres Kleides hatte sich in den Zähnen des ausgestopften Krokodils verfangen. Das Geräusch von reißendem Stoff erfüllte den Raum, gefolgt vom Klirren verstreuter Perlen.
    „Oh, dieses grauenvolle Ding“, schimpfte die Viscountess. „Bitte, befreien Sie mich, Sophie, und sagen Sie mir, wie schlimm es ist.“
    Sophie untersuchte den Saum. „Ich fürchte, es ist ein recht langer Riss, Mylady. Darf ich Sie in den Damensalon begleiten, dort werden wir eine Dienstmagd finden, die ihn wieder zusammennäht.“
    „Nein, nein, mein Liebes. Bleiben Sie hier, und sehen Sie alles genau an. Wenn Sie die eine oder andere meiner Perlen finden, seien Sie bitte so gut und stecken Sie sie ein. Nein, Charles, geh du nur in den Speisesalon. Ich bin sofort zurück, um Sophie abzuholen.“
    Sie hatte den Raum verlassen, bevor einer von ihnen widersprechen konnte. Beide wären nicht glücklich gewesen, hätten sie das listige Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen, als sie ihnen den Rücken zukehrte.
    Sophie, die das Gefühl hatte, ihre gegenwärtige Stimmung könnte sich mit Charles’ launischsten Momenten messen, bückte sie wieder und begann die Perlen aufzusammeln. „Sie sollten gehen, Mylord. Ich bezweifle, dass Miss Ashford begeistert wäre, wenn sie wüsste, dass Sie hier allein mit einer anderen Frau sind.“
    Einen Moment lang stand er stumm und kalt da. „Vielleicht haben Sie recht.“ Er wandte sich zum Gehen.
    Enttäuschung packte Sophie. „Unbegreiflich.“ Sie sagte es gerade laut genug, dass er es hören konnte.
    „Wie bitte?“
    Herausfordernd hob sie das Kinn. „Ich habe zu mir selbst gesagt, dass ich Sie unbegreiflich finde.“ Sie verzog die Lippen und schüttelte den Kopf. „Aber wenn ich darüber nachdenke, stelle ich fest, dass ich nicht einmal versuchen will, es zu verstehen.“
    „Was zu verstehen?“,

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