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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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Augengläser wegließ. „Gut, gut“, sagte er und nahm die Papiere, die der Bursche ihm reichte. Er warf kaum einen Blick darauf. „Ja, Sie passen. Setzen Sie sich, mein Junge.“
    „Sie werden feststellen, dass die Karte auf dem neuesten Stand ist, Sir. Ich bin praktisch jeden Zoll von Lancashire persönlich abgelaufen. Jede Gasse, jeder Feldweg und jeder Trampelpfad sind eingezeichnet. Das Einzige, was fehlt, wenn ich das sagen darf …“, er lächelte, „… ist, wer sich gerade auf der Straße befindet.“
    „Ja, sehr gründlich“, stimmte Cranbourne zu, aber seine Gedanken überschlugen sich. Perfekt. Im schlechtesten Fall würde Huxley als glaubwürdige Ablenkung dienen, aber wenn sich zwischen seiner Nichte und ihm etwas Ernstes entwickelte, könnte sich der Mann als noch weit nützlicher erweisen.
    „Sagen Sie mir, gehen Sie oft in Gesellschaft, Mr. Huxley?“
    Jonathan blinzelte verwirrt. „Nein, Sir.“
    „Dann wird es Zeit, damit anzufangen. Wie alt sind Sie?“
    „Achtundzwanzig, Sir, aber ich verstehe nicht, was das mit dem Projekt zu tun hat.“
    „Ich habe ein neues Projekt im Auge. Habe eine Nichte, die diese Saison in die Gesellschaft eingeführt werden soll. Ich könnte einen guten Mann wie Sie gebrauchen, der sie ein bisschen ausführt, sie zum Tanz auffordert, sie ab und zu auf eine Kutschfahrt einlädt.“
    „Ich hatte wirklich nicht die Absicht …“
    „Unsinn. Das Mädchen ist eine Schönheit und gebildet; es ist nur neu in der Stadt und kennt kaum jemanden. Sie können nicht für immer Junggeselle bleiben. Ich habe vor, Ihnen bei ihr den Vorzug zu geben.“
    „Ich fühle mich geehrt, Sir, aber ich denke momentan nicht darüber nach, mir eine Frau zu nehmen.“
    „Na gut.“ Cranbourne hob die Schultern. „Das Mädchen hat nicht gerade eine große Mitgift, leider, aber ich wäre geneigt, ihrem Gatten wohlgesinnt zu sein. Vielleicht sein Gönner zu werden.“ Er sah den jungen Mann gerissen an. „Ich gehöre dem einen oder anderen wichtigen Komitee an, verstehen Sie, und ich denke darüber nach, einige weitere Kartografie-Expeditionen vorzuschlagen. Wer weiß, was dabei herauskommen könnte? Möglicherweise sogar ein Projekt, das die gesamte Insel betrifft?“
    Jonathan Huxley blinzelte wieder. „Vielleicht wenn ich sie erst einmal kennenlerne, Sir?“

6. KAPITEL
        
    Am Tag des Ausflugs nach Sevenoaks ging die Sonne strahlend auf, und die morgendliche Frische verhieß einen nicht allzu heißen Tag. Die Gesellschaft traf sich in der Burton Street und teilte sich rasch in Gruppen auf. Lady Dayle beschloss, mit Emily zu fahren, deren Gatte und ihr Sohn wählten die geschlossene Kutsche. Jack überredete Sophie, zu ihm in seine Karriole zu steigen. Zwei weitere Wagen für die Diener, die Amme und das Picknick standen schon bereit. Charles stand auf den Stufen und unterdrückte ein Seufzen, während sein eigener eleganter Zweispänner um die Ecke bog und Richtung Stallungen verschwand.
    „Ich möchte keine Unannehmlichkeiten bereiten, Lord Dayle“, versicherte ihm Miss Ashford nochmals, „aber eine mehrstündige Reise in so einem Gefährt? Ich bin mir nicht sicher, ob Mama das gefallen würde.“ Sie sah ihn schelmisch an.
    Charles hatte den Eindruck, sie versuchte kokett zu sein. Er lächelte sie an. „Das Vergnügen Ihrer Gesellschaft übersteigt bei Weitem das, meine Braunen zu fahren, Miss Ashford. Wir sind sehr froh, dass Sie uns heute begleiten.“
    Sie dankte ihm, sah ihm aber nicht in die Augen. Stattdessen warf sie einen missbilligenden Blick in eine ganz andere Richtung.
    Ein Mann erregte ihre Aufmerksamkeit, ein heruntergekommener Mann in einem zerlumpten Armeemantel. Er kam langsam auf die Gruppe zu, bis er nur noch wenige Schritte von Jacks Gespann entfernt war. Dann blieb er stehen, zog den Hut vom Kopf und sprach eindringlich, aber zu leise, als dass Charles es hätte hören können.
    „Ich bin sicher, ich empfinde so viel Mitleid, wie es so jemandem nur zusteht“, sagte Miss Ashford, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Mayfair ein passender Ort für ihn ist, um einfach so herumzuspazieren. Sollten Sie wohl etwas unternehmen, Mylord?“
    „Ich vertraue darauf, dass Jack die Angelegenheit erledigt“, antwortete Charles. Und tatsächlich sah er, wie sein Bruder zu seiner Geldbörse griff. Er wurde von Sophie aufgehalten, die sich hinunterbeugte, um mit dem ergrauten Veteranen zu sprechen. Eindeutig überrascht davon, so angesprochen zu werden,

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