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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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dachte, es wäre vielleicht peinlich, wenn wir uns in Gesellschaft treffen.“
    Sie hob kurz den Blick. „Ja, das hätte peinlich werden können.“ Ein aufblitzendes Lächeln gab ihm Hoffnung. „Genau wie jetzt.“
    Erleichtert grinste er zurück. „Ja, aber wenigstens gibt es keine Zeugen.“
    Ihre Miene verdunkelte sich, und er verfluchte sich. „So habe ich es nicht gemeint.“ Er kämpfte den Drang nieder, sie einfach in die Arme zu nehmen. Er wollte sie sanft küssen, bis dieser schmerzerfüllte Gesichtsausdruck verschwand. „Jedes Mal, wenn ich versuche, mich mit dir zu unterhalten, bin ich plötzlich wieder ein linkischer kleiner Junge. Ich muss dir sagen, wie leid es mir tut. Es ist endlich in mein schwachsinniges Hirn durchgedrungen, wie sehr mein idiotisches Gerede dich verletzt haben muss. Das wollte ich nie. Es hat mich fast umgebracht, als es mir klar wurde.“
    Sie atmete abrupt ein, und er hielt inne. „Bitte. Ich nehme deine Entschuldigung an.“
    Charles seufzte erleichtert auf. „Danke.“ Er konnte nicht anders, er nahm eine ihrer Hände. Schmutzig und rau, mit abgebrochenen Nägeln, war sie die Verkörperung all dessen, was sie hatte ertragen müssen, und gleichzeitig all ihres Talents und ihrer Großzügigkeit. So lächerlich es schien, war ihm die Berührung dieser abgearbeiteten kleinen Hand doch so viel schöner, teurer und aufwühlender als die gewagteste Liebkosung jeder anderen Frau auf dieser Welt.
    „Ich weiß, ich war selbstsüchtig, blind und lästiger als William, der Geißbock …“, da, fast ein Lächeln, „… aber ich weiß auch, meine Gefühle für dich sind aufrichtig. Können wir nicht irgendetwas aus diesem Wrack retten, zu dem ich unsere Freundschaft gemacht habe?“
    Das Lächeln verschwand, und sie entzog ihm ihre Hand. „Nein, Charles. Du hattest die ganze Zeit recht. Wir können nicht zurück. Es war dumm von mir, das zu denken.“
    Charles stockte der Atem. „Sophie, ich habe dir so viel zu sagen …“
    Ihr Gesichtsausdruck spiegelte Panik. Mit einer heftigen Handbewegung unterbrach sie ihn. „Es tut mir leid. Nein. Ich kann jetzt nicht mit dir darüber sprechen. Diese Einweihungsfeier wird sehr schwer für mich. Wenn ich sie auch nur mit einem Quäntchen Würde überstehen soll, muss ich dich bitten zu warten.“
    „Warten?“
    „Ja. All … das, was wir besprechen müssen, wird später auch noch da sein. Vielleicht wird es dann auch leichter für uns.“
    „Ich verstehe.“ Charles dachte einen Moment nach. „Ich will es nicht noch schwieriger für dich machen. Soll ich lieber gehen? Eine Ausrede finden, um die Feier zu verlassen?“
    „Nein“, antwortete sie schnell. „Es bedeutet deiner Mutter zu viel.“
    Er hätte ihre Reaktion erwarten können. Er war wirklich ein Narr. „Würdest du mich trotzdem herumführen?“
    „Ja, natürlich, gerne.“
    Sie entspannten sich beide etwas, während er die renovierten Räume inspizierte. Es war leicht, ihrer Arbeit Beifall zu spenden. Sie hatte ein modriges altes Haus in ein lebendiges, einladendes Heim verwandelt. Besonders gut gefiel ihm die Bibliothek. Eine neue breite Fensterfront machte den ehemals düsteren Raum zu einem warmen, sonnigen Refugium. Davor erstreckten sich saftig grüne Wiesen bis zum See. Das Sonnenlicht tanzte auf der Wasseroberfläche und wurde von etwas Hellem am jenseitigen Ufer zurückgeworfen.
    „Was ist das da, am anderen Ufer des Sees?“
    „Ein Pavillon, ein sehr schöner im klassischen Stil. Deine Mutter hat ihn sich gewünscht. Sie geht fast jeden Morgen dorthin spazieren.“
    „Sollen wir ihn uns auch ansehen?“
    „Vielleicht später.“ Sie lächelte. „Das Licht wird von der Kupferkuppel reflektiert. Das wird allerdings nicht anhalten. Sobald sie Grünspan ansetzt, wird dich das nicht mehr stören.“
    „Es stört mich nicht.“ Charles fuhr mit dem Finger über den makellos glänzenden, leeren Schreibtisch. „Ich sehe, meine Korrespondenz ist mir noch nicht hierher gefolgt.“
    Sophie verzog das Gesicht. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, in was für einem Ton deine Korrespondenz momentan gehalten ist.“
    Charles sah sie direkt an. „Ich werde das nur einmal erwähnen, bis du bereit bist, darüber zu sprechen, aber ich möchte, dass du weißt, wie froh ich bin, dass du unversehrt aus dieser Situation hervorgegangen bist. Um deinetwillen“, betonte er.
    Sie wurde blass. „Danke.“
    In leichterem Ton fuhr er fort: „Vielleicht ist dir etwas entgangen, wenn

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