Zwischen Rom und Mekka
Möglichkeiten einer Simultanübersetzung zur Verfügung. Auch die Zimmer in den nahen Hotels »Columbus« und »Cardinal Cesi«, näher an Sankt Peter, konnten bestellt werden.
24 und 24 - Der große Dialog
Die zehn nun für den Dialog Maßgeblichen einigten sich auch darauf, dass noch weitere Experten, religiöse Führer und Berater, insgesamt 24 auf jeder Seite, hinzukommen sollten. Als Hauptthema wurde angegeben: »Liebe zu Gott, Liebe zum Nächsten«, die Unterthemen lauteten: »Theologische und geistliche Grundlagen« (erster Tag) und »Menschliche Würde und gegenseitiger Respekt« (zweiter Tag). Auch die Papstaudienz bei Benedikt XVI. am dritten Tag wurde schon geplant; es durfte also nichts schiefgehen.
So begann, wie vorgesehen sieben Monate später, am Dienstag, dem 4. November 2008, in Rom der große Dialog zwischen der katholischen Kirche und hochrangigen Vertretern der muslimischen Welt.
Von einem katholischen Teilnehmer hieß es dazu vertraulich, man mache sich keine Illusionen darüber, in einem Dialog die gravierenden Unterschiede zwischen Kirche und Moschee zum Verschwinden bringen zu können. Im Gegenteil bedeute der aufrichtige Dialog, Unterschiede nicht zu leugnen, doch sich auf den Weg zu gemeinsamen Werten zu machen, etwa zur Respektierung von Frieden und Gewaltlosigkeit, Solidarität zwischen den Menschen und Gerechtigkeit zwischen den Völkern, nicht zuletzt mit dem Beharren auf Religionsfreiheit für alle, wie sie Benedikt im vergangenen November im Gespräch mit dem saudi-arabischen König Abdullah angemahnt hatte.
Würde und Stellung der Frau
Dazu gehört nach katholischem Verständnis auch, wie während der dreiwöchigen Bischofssynode vom 5. bis zum 26. Oktober 2008 in Rom hervorgehoben wurde, das Eintreten für die gleichberechtigte Würde und Stellung der Frau. Dass in muslimischen Ländern Christen wegen ihres Glaubens unterdrückt oder mit Berufung auf den Koran als Bürger zweiter Klasse behandelt würden, sei von der internationalen Völkergemeinschaft nicht länger hinzunehmen. Auch in dem jüngsten »Bericht 2008 - Religionsfreiheit weltweit« (Königstein) der internationalen katholischen Organisation »Kirche in Not« wird etwa auf die Lage der Hunderttausende von ausländischen christlichen Arbeitern in Saudi-Arabien (bei rund acht Millionen ausländischer Arbeitskräfte) hingewiesen, die mit den allgemeinen Menschenrechten nicht zu vereinbaren seien; zugleich wird die Unterdrückung von Schiiten in diesem sunnitisch-islamischen Staat beklagt.
Ausdrücklich verwies eine vatikanische Pressemitteilung auf die Vorgeschichte des Dialogs: die Rede von Benedikt XVI. am 12. September 2006 in Regensburg, den offenen Brief der 138 muslimischen Autoritäten im Oktober 2007 und die Rückantwort des Papstes durch Kardinalstaatssekretär Bertone. Von muslimischen Teilnehmern wurde eingeräumt, dass der Dialog mit der Papstkirche auch in der Welt des Islam mit Beifall aufgenommen werde und politisch einträglich erscheine. Wichtig sei auch gewesen, dass der Hüter der heiligen Stätten des Islam, König Abdullah von Saudi-Arabien, dem Papst im Vatikan einen Besuch abgestattet habe; so seien politische Themen in den religiösen Dialog mit einbezogen.
Natürlich wurde berücksichtigt, dass nach einem Treffen des Rats mit einer repräsentativen Delegation von Schiiten aus Teheran Ende April 2008 eine gemeinsame Erklärung über gemeinsame Werte verabschiedet worden war. Ebenso, dass dem Mitte Juni dieses Jahres eine weitere gemeinsame Erklärung mit Sunniten aus Saudi-Arabien gefolgt war. Jene Teilnehmer dieses »Islamisch-Katholischen Verbindungskomitees« hatten sich in einer offiziellen Presseerklärung zu Grundsätzen der persönlichen
Menschenwürde, von Gerechtigkeit und Frieden, Solidarität von Individuen und Völkern bekannt. Darauf konnte man nun im November aufbauen. Dahinter wollte man nicht zurückbleiben.
Hinter verschlossenen Türen
Hinter verschlossenen Türen ging es am Mittwoch (5. November) weiter. Unter den Teilnehmern des Dialogs, darunter auch zwei Frauen, verstärkte sich, wie zu hören war, eine positive Bewertung der Regensburger Rede des Papstes. So verteidigte etwa der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan bei dem Treffen die päpstliche Vorlesung; sie werde am Ende »eher positive als negative Konsequenzen haben«, meinte der als Vertreter eines Euro-Islam geltende Ramadan. Benedikt habe, so weiter, »Baustellen eröffnet, die es gilt positiv
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