Zwischen Rom und Mekka
der Ratssekretär, der italienische Erzbischof Pier Luigi Celata, und der speziell zuständige »Head Officer for Islam«, der eigentliche Islamexperte in diesem Ministerium für die nicht christlichen Religionen, Monsignor Khaled B. Akasheh, setzen ihre Worte stets mit Bedacht. Die drei führen auch die besondere »Kommission für die religiösen Beziehungen zu den Muslimen«. Schon Paul VI. richtete diese Abteilung ein, am 22. Oktober
1974, »unterschieden, doch verbunden«, wie es in der Gründungsurkunde heißt. Der damalige Papst war sich bereits in den Siebzigerjahren bewusst - zur gleichen Zeit entstanden die Pläne für eine Moschee in Rom -, dass dem Islam steigende Bedeutung zukomme, schon als geografischer Nachbarreligion. Für Buddhisten oder Hinduisten gibt es zwar Fachleute im Dialog-Rat, aber keine Sonderkommission. Das war vor mehr als drei Jahrzehnten. Seitdem führten die jeweiligen Kardinäle und Monsignori den Dialog, den in der Öffentlichkeit, weitaus intensiver jedoch den im Stillen.
Ein bisschen scheint es sich damit, wenn der Sprung vom Geistlichen ins Materielle erlaubt ist, wie mit den Tarifgesprächen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern zu verhalten. Die Vertreter beider Lager stehen ohnehin außerhalb der Konferenz in vielfältigen Beziehungen zueinander, stoßen auch aufeinander und gegeneinander, doch von Zeit zu Zeit müssen die Preise und Regeln neu ausgehandelt, den wechselnden Bedürfnissen angepasst werden. Das geschah auch schon zwischendurch, etwa in Köln oder Norditalien für den Bau einer Moschee, in den Vereinigten Arabischen Emiraten für die Errichtung einer Kirche. Aber dann sollen aus der Vielfalt der Umstände prinzipielle Festlegungen getroffen werden, die in der Öffentlichkeit Bestand haben.
Was du nicht willst …
Vor allem müssen auch die Gesprächspartner mit Bedacht gewählt werden. Papst und Kurie haben es einfacher; doch der häufige Wechsel an der Spitze des Dialog-Rats - von Kardinal Arinze über Erzbischof Fitzgerald und Kardinal Poupard zu Jean-Louis Tauran - lässt auf schwankende Direktiven oder Ausführungen schließen. Bei den Muslimführern können die vom Dialog-Rat auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen. Autorität sollen die Delegierten haben, also repräsentativ sein, und dialogfähig. Der Ruf, moderat oder modern zu sein, islamischen Traditionen der Rechtsprechung und der Koranauslegung gegenüber kritisch eingestellt und damit vielleicht gar
gegenüber christlichen Anliegen aufgeschlossen zu sein, hilft nicht wirklich. Es handelt sich um Milliardengemeinschaften, wenn zum Dialog in Rom eingeladen wird, dann geht es nicht darum, was man in westlichen Gesellschaften an friedfertigen, modernen Einsichten gern hören will. Im römischen Dialog sitzen sich auch Hardliner gegenüber; deren Argumente oder Vorurteile wollen auch berücksichtigt sein, durch bessere Gegenargumente. Nach dem Grundsatz: Was du, Muslim (oder Christ), nicht willst, dass man dir tu, das füg auch nicht dem Christen (Muslim) zu!
Am 4. und 5. März 2008 trafen sich die katholischen und muslimischen Autoritäten im Dialog-Rat, in der römischen Via della Conciliazione Nr. 5, noch nah am Tiber, wenn man von der Engelsburg kommt. Fünf von jeder Religion:
Katholische Teilnehmer:
1. Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog;
2. Erzbischof Pier Luigi Celata, Sekretär des Rats;
3. Monsignor Khaled Akasheh, Head Officer for Islam im Rat;
4. Pater Miguel Ángel Ayuso Guixot, Präsident des Päpstlichen Instituts für Arabische und Islamische Studien;
5. Prof. Dr. Christian W. Troll.
Muslimische Teilnehmer:
1. Scheich Professor Abdal Hakim Murad, Präsident des Muslim Academic Trust, Großbritannien;
2. Prof. Dr. Aref Ali Nayed, Direktor des Royal Islamic Strategic Studies Center, Amman, Jordanien;
3. Dr. Ibrahim Kalin, SETA Foundation, Ankara, Türkei;
4. Imam Yahya Pallavicini, Vize-Präsident, CO.RE.IS . (Religiöse Islamische Gemeinschaft, Italien);
5. Sohail Nakhooda, Chefredakteur, »Islamica Magazine«, Amman, Jordanien.
Sie legten sich verbindlich fest auf das erste Seminar des Katholisch-Muslimischen Forums vom 4. bis 6. November 2008 in
Rom, im Rat. Im selben Palazzo, auf demselben vierten Stockwerk befindet sich auch der »Päpstliche Rat für die Förderung der Einheit der Christen«; dessen Präsident, der deutsche Kardinal Kasper, stellte gern den großen Tagungsraum seines Rats mit den
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