Zwischen Rom und Mekka
Ebene. Ich sichere Ihnen zu, dass die Kirche auch weiterhin Brücken der Freundschaft mit den Anhängern aller Religionen bauen will, um das wahre Wohl jedes Menschen und der ganzen Gesellschaft zu suchen. Die Welt, in der wir leben, ist oft von Konflikten, Gewalt und Krieg geprägt, aber sie sehnt sich ernsthaft nach Frieden, einem Frieden, der vor allem ein Geschenk Gottes ist, einem Frieden, für den wir unablässig beten müssen. Der Friede ist jedoch auch eine Aufgabe, zu der sich alle Völker verpflichten müssen, vor allem diejenigen, die ihre Zugehörigkeit zu religiösen Traditionen bekennen. Unsere Bemühungen, zueinanderzufinden und den Dialog zu fördern, stellen einen wertvollen Beitrag zum Aufbau des Friedens auf einer soliden Grundlage dar. Papst Johannes Paul II., mein verehrter Vorgänger, schrieb zu Beginn des neuen Jahrtausends: ›Der Name des einzigen Gottes muss immer mehr zu dem werden,
was er ist, ein Name des Friedens und ein Gebot des Friedens. ‹ Es ist daher geboten, dass wir in einen authentischen und ehrlichen Dialog miteinander treten, gegründet auf den Respekt der Würde jedes Menschen, der, wie wir Christen fest glauben, nach dem Abbild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde. Zu Beginn meines Pontifikats richte ich an Sie und an alle Gläubigen der von Ihnen vertretenen religiösen Traditionen sowie an alle Menschen, die mit aufrichtigem Herzen die Wahrheit suchen, die ausdrückliche Einladung, gemeinsam zu Stiftern des Friedens zu werden im gegenseitigen Streben nach Verständnis, Respekt und Liebe.«
Das war schon im Kern ein Regierungsprogramm des Primas von Italien im Verhältnis zum Islam und den Muslimen.
Kapitel 7
Sonderfall Rom - Der päpstliche Bischof, seine Moschee und eine Taufe
Eine Herausforderung
Die beiden Päpste waren sich als Bischöfe von Rom einig. Als Paul VI. und Johannes Paul II. den Bau der römischen Moschee, eines Islamischen Zentrums in der Ewigen Stadt, nicht mehr verhindern konnten und vielleicht auch gar nicht wollten, taten sie mit gleichen Intensionen ihre Ansicht kund. Eine Herausforderung sei eine solche Moschee, die größte für lange Jahre in Europa, irgendwie schon. Aber, so Paul VI., als er in den Siebzigerjahren seine Einwilligung zum Bau der Moschee gab, sie sei »ein Symbol der Toleranz« in der vornehmsten und ehrwürdigsten Kulturstadt des christlichen Abendlands.
Johannes Paul II. erklärte anlässlich der Eröffnung am 21. Juni 1995, die Moschee sei »das beredte Zeichen der Religionsfreiheit, die hier allen Gläubigen zuerkannt wird«. »Hier«, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche und schien vom Vatikan aus, aus fünf Kilometern Entfernung, scharf die Vertreter arabisch-muslimischer Staaten anzublicken. Denn, so der Papst weiter, er müsse »leider feststellen, dass in einigen islamischen Ländern ebensolche Zeichen der Anerkennung fehlen«. Alles klar?!
Aber, so meinten bald die Römer mit ihrer charakteristischen Gleichgültigkeit, warum nicht auch eine Moschee in Rom? Kirchen gibt es schon genug, zumindest in der Innenstadt. Und eine Synagoge für die Römer jüdischen Glaubens, gut sichtbar in zentraler Lage zwischen Tiber und Kapitol, besitzt die Ewige
Stadt seit Anfang des 20. Jahrhunderts. So wurde im Juni 1995 nach jahrelangen Schwierigkeiten und zwei Jahre nach einer inoffiziellen Eröffnung das Islamische Zentrum mit Gebetsraum und einem 39 Meter hohen Minarett feierlich seiner Bestimmung übergeben, in Gegenwart des saudischen Prinzen Salman al-Saud und des italienischen Staatspräsidenten Scalfaro. Selbst der Oberrabbiner von Rom, Toaff, begrüßte die Muslimenstätte am Monte Antenne im Norden Roms. Ohne die mehr oder weniger willige, im friedlichen Geist christlicher Toleranz und ohne den Blick auf Gegenseitigkeit nach Mekka gewährte Zustimmung des Vatikans hätte das Gebetshaus kaum errichtet werden können.
»Grandioses Monument des Islam«
Provoziert die Moschee mit ihrem Minarett die Römer? Man muss auf der Nordost-Tangente in Rom zwischen dem Olympiastadion und der Via Salaria schon genau hinschauen, um am Tiber die Moschee überhaupt wahrzunehmen. Am Freitag merkt man mehr davon, weil schon um die Mittagszeit der Verkehr stockt. Dann wollen sich Hunderte, ein kleiner Teil der rund fünfzig- bis sechzigtausend Muslime in Latium, zugleich zum Gebet in dem Islamkomplex einfinden. Vielleicht sind es auch mehr. Denn die Dunkelziffer der muslimischen Immigranten aus Asien und Afrika mit unklarem legalen
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