Zwischen Rom und Mekka
2008) Die säkulare Muslimin Necla Kelek schreibt dazu, mit den Islamverbänden sei »kein Staat zu machen, der unseren Vorstellungen von Demokratie entspricht«, »sie wollen ein anderes Deutschland«. (FAZ, 14. 3. 2008)
- Nach dem Tod des in Mosul entführten Bischofs Paulos Faraj Rahho erklärt der Kurienkardinal Renato Martino, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, die Christen im Irak seien die unschuldigen Opfer eines unendlichen Krieges, Araber hätten keinen Respekt mehr vor der Religion des anderen. (CdS, 14. 3. 2008)
- Der türkische Ministerpräsident Erdogan sagt: »Gesellschaften, die sich vor dem anderen fürchten, sind Gesellschaften, die mit ihren eigenen Werten nicht im Reinen sind.« (FAZ, 13. 3. 2008)
- Nach Geheimdienstberichten des italienischen Innenministeriums vom März 2008 wurden im Vorjahr 156 Kontrollen in Moscheen und islamischen Zentren durchgeführt; dabei wurden Risiken in Bezug auf Fundamentalismus, Rassismus, ideologische Intransigenz, antiwestliche Überzeugungen, Integralismus und nationale Sicherheit festgestellt. (Rep, 9. 3. 2008)
- In der Türkei finden Demonstrationen gegen die geplante Aufhebung des Kopftuchverbots an Universitäten statt. Die Frage bleibt unter jungen Frauen kontrovers. (FAZ, 8. 3. 2008)
- Der türkische Ministerpräsident Erdogan erklärt am 10. Februar 2008 vor Türken in Köln: »Niemand kann von Ihnen erwarten, Assimilation zu tolerieren. Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschheit.« (FAZ, 15. 2. 2008)
- In einigen Hotels Saudi-Arabiens dürfen Frauen nun allein einchecken. Die Entwicklung verlaufe zugunsten der Frau und sei nicht aufzuhalten, sagen dazu selbstbewusste junge Frauen aus Riad. Die scharfe Trennung der Geschlechter beginne sich zu verwischen. (FAS, 10. 2. 2008)
- Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, meint, es sei »unvermeidlich«, einige Elemente der Scharia »um des sozialen Zusammenhalts willen« aufzunehmen; der britische Premierminister Gordon Brown widerspricht, in England gebe es nur englisches Recht. (CdS, 8. 2. 2008)
- Eine Studie des Weltwirtschaftsforums in der Schweiz (Davos) zieht Schlüsse aus Meinungsumfragen des Gallup-Instituts über die Berichterstattung in Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsendern von 21 Ländern, die sowohl die eigene Kultur als auch die andere betreffen. Das Ergebnis? Der Graben zwischen dem Islam und dem Westen sei tief, der Optimismus in Bezug auf ihr Verhältnis gering. Besonnene auf beiden Seiten hätten es schwer; der Dialog zwischen den Kulturen stecke voller Widersprüche. (»Spiegel« Nr. 4, Januar 2008)
Teil II
Die letzten Päpste
Kapitel 9
Pius XII.
Wie soll man die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Islam vor 70 Jahren nennen? Damals, 1939, als der Römer Eugenio Pacelli am 2. März, seinem 63. Geburtstag, in einem kurzen Konklave in der Sixtinischen Kapelle zum Papst gewählt und zehn Tage später noch mit der Tiara, dem dreifachen Machtsymbol des Bischofs von Rom, gekrönt wurde?
War das Verhältnis harmlos, unbekümmert, gleichgültig, unwichtig? Harmlos in dem Sinn, dass von einem Zusammenprall dieser beiden Kulturen, von dem viel beschworenen »Clash« der Religionen, nicht die Rede sein konnte. (Samuel Huntingtons Begriff »Clash of Civilizations« hat erst seit der Jahrhundertwende eine eigenartige Suggestion, einen ansaugenden Wirbel entfaltet, dem seit Jahren viele ohne genaueres Hinterfragen erliegen.) Damals, im März 1939, ein halbes Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, prallte ganz anderes zusammen. Höchst atheistische, glaubensfeindliche Un-Kulturen, Nicht-Kulturen, Gegen-Religionen, mit denen der Vatikan konfrontiert wurde.
Kontroverse
Der bolschewistische Kommunismus eines Lenin und Stalin war in die Welt getreten und in Russland, der Sowjetunion, an die Macht gekommen. Das faschistische Regime eines Mussolini hatte in Rom die Herrschaft an sich gerissen, zwar mit dem Papsttum die Lateranverträge (im Februar 1929) geschlossen, doch einen Dauerkampf um Herz und Verstand der Italiener
geführt. Unter den Augen von Eugenio Pacelli, der zuerst in Bayern (1917-1925), dann für ganz Deutschland (1920-1929) Nuntius war, entwickelte sich die Partei der verbrecherischen Nazis (NSDAP), bis Hitler 1933 die diktatorische Macht ergriff und Europa in einen Krieg mit weltweiten Auswirkungen und 50 Millionen Toten hineintrieb. Die Volks- und Völkermorde im 20. Jahrhundert wurden aus dem
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