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Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Titel: Zwischen Sehnsucht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Wut an dir ausgelassen.” Regan erhob sich, nahm den Kessel vom Herd und brühte Tee auf. „Wo sind denn die Kinder?”
    „Bei meiner Mutter. Ich bin noch in der Nacht mit ihnen zu ihr gefahren.”
    Sie betastete ihre Wange und ihr Auge. „So schlimm wie diesmal war es noch nie.” Unbewusst fuhr sie sich mit der Hand an den Hals. Unter dem Rollkragen verbargen sich noch mehr Blutergüsse, die Joe ihr zugefügt hatte, als er sie so gewürgt hatte, dass sie schon dachte, er würde sie umbringen. Fast hatte sie es sich gewünscht.
    „Okay, das ist ja immerhin schon mal etwas.” Während Regan dünne chinesische Teeschalen aus Porzellan auf den Tisch stellte, überlegte sie, wie sie Cassie am besten helfen könnte. „Der erste Schritt zu einem neuen Anfang”, fügte sie hinzu.
    „Nein.” Vorsichtig legte Cassie beide Hände um ihre Teeschale, als müsse sie sich wärmen. „Sie erwartet von mir, dass wir noch heute zu Joe zurückgehen. Sie würde uns nicht noch eine Nacht bei sich aufnehmen.”
    „Auch nicht nach dem, was passiert ist?”, fragte Regan fassungslos.
    „Eine Frau gehört zu ihrem Mann”, erwiderte Cassie schlicht. „Ich habe ihn geheiratet und habe gelobt, zu ihm zu halten, in guten wie in schlechten Zeiten.”
    Regan konnte ja noch nicht einmal ihre eigene Mutter verstehen, doch das, was Cassie da von sich gab, erschien ihr schlicht unfassbar. „Was du da sagst, ist einfach ungeheuerlich.”
    „Das sind nur die Worte meiner Mutter”, murmelte Cassie und zuckte zusammen, als sie ihre aufgeplatzte Lippe mit dem heißen Tee benetzte.
    „Sie ist der festen Überzeugung, dass es die Pflicht der Frau ist, dafür zu sorgen, dass eine Ehe funktioniert. Und wenn das nicht der Fall ist, ist es allein ihre Schuld.”
    „Und du? Was glaubst du? Dass es deine Pflicht ist, dich von Joe verprügeln zu lassen?”
    „Ich bin verheiratet, Regan. Und außerdem denkt man immer, dass es irgendwann wieder besser werden wird.” Sie holte zitternd Luft. „Vielleicht war ich ja zu jung, als ich Joe geheiratet habe, und möglicherweise habe ich auch einen Fehler gemacht. Und dennoch war ich immer fest entschlossen, an meiner Ehe festzuhalten, obwohl Joe mir schon seit Jahren untreu ist.” Wieder begann sie zu weinen. „Wir sind nun seit zehn Jahren verheiratet, Regan. Und wir haben Kinder zusammen. Ich habe so viele Fehler gemacht, zum Beispiel habe ich mein Trinkgeld genommen und Connor davon neue Schuhe gekauft, und bei Emma lasse ich es zu, dass sie Mannequin spielt und meinen Lippenstift benutzt, obwohl sie noch so klein ist. Und eine neue Waschmaschine konnten wir uns überhaupt nicht leisten – aber gekauft habe ich sie dennoch. Und im Bett war ich auch niemals gut, bestimmt nicht so gut, wie die anderen Frauen, mit denen er …”
    Als sie Regans fassungslosen Blick sah, unterbrach sie sich schlagartig.
    „Hast du dir diesmal selbst zugehört, Cassie?”, erkundigte sich Regan sanft. „Hast du gehört, was du gerade gesagt hast?”
    „Ich kann einfach nicht mehr länger bei ihm bleiben.” Cassies Stimme brach. „Er hat mich vor den Kindern geschlagen. Früher hat er wenigstens immer noch gewartet, bis sie im Bett waren, und das war schon schlimm genug. Aber gestern hat er mich vor ihnen verprügelt und mir währenddessen ganz schreckliche Sachen an den Kopf geworfen.
    Sachen, die sie nie und nimmer hätten hören dürfen. Dazu hat er kein Recht. Er zieht sie in alles mit rein, und dazu hat er kein Recht.”
    „Nein, Cassie, dazu hat er kein Recht. Du brauchst jetzt Hilfe.”
    „Ich habe die ganze Nacht wach gelegen und habe darüber nachgedacht.” Sie zögerte einen Moment, dann schob sie ihren Rollkragen ein Stück hinunter.
    Entsetzt starrte Regan auf die blutunterlaufenen Würgemale, die sich über Cassies weißen Hals zogen. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut, und in ihren Augen loderte kalter Zorn auf. „Oh mein Gott”, stammelte sie, „er hat versucht, dich zu erwürgen.”
    „Ich glaube nicht, dass es das war, was er anfangs wollte. Es war nur so, weil er mir so wehgetan hat, habe ich geschrien, und zuerst wollte er wohl nur, dass ich aufhöre. Aber ich konnte nicht, und da ist er mir an den Hals gegangen und hat zugedrückt. Oh Gott.” Cassie schlug wieder die Hände vors Gesicht. „Und dann habe ich es gesehen. In seinen Augen stand blanker Hass. Er hasst mich einfach deswegen, weil ich da bin. Und er wird mir wieder etwas tun, wenn ich ihm die Gelegenheit dazu gebe, aber ich

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