Zwischen Sehnsucht und Verlangen
„Wovor denn dann? Vor mir etwa?” Seine Stimme klang belustigt.
„Ja. Ich habe Angst vor dir.”
„Ich war wohl ein wenig zu grob zu dir”, vermutete er vorsichtig, und die übermütigen Fünkchen in seinen Augen waren mit einem Mal verschwunden.
„Das wollte ich damit nicht sagen.” Sie wandte sich um und griff nach dem Wasserkessel, füllte ihn und setzte ihn auf. „So etwas wie mit dir ist mir noch nie passiert. Ich habe völlig die Kontrolle verloren. Ich war plötzlich so … gierig. Es überrascht mich ziemlich, wenn ich daran zurückdenke. Nun gut …” Sie seufzte kurz auf und setzte den Filter auf die Kaffeekanne.
„Überrascht? Oder tut es dir leid?”
„Nein, es tut mir überhaupt nicht leid, Rafe.” Sie musste sich zwingen, sich umzudrehen und ihm in die Augen zu sehen. „Wirklich nicht. Es verunsichert mich nur zu wissen, dass du alles mit mir machen kannst, was du willst. Ich verliere einfach den Verstand. Ich habe schon vorher vermutet, dass mit dir zu schlafen aufregend sein würde. Aber dass es so ist… Ich habe das Gefühl, es könnte alles passieren. Es ist so chaotisch, nichts ist vorhersehbar.”
„Ich hab Lust auf dich. Das ist vorhersehbar.”
„Wenn du solche Dinge sagst, bleibt mir jedes Mal fast das Herz stehen”, brachte sie mühsam heraus. „Ich brauche Ordnung in meinem Leben, verstehst du?” Sie gab einige Messlöffel Kaffee in den Filter.
„Vermutlich werden in Kürze deine Arbeiter hier aufkreuzen. Nicht gerade die beste Zeit, um das alles auszudiskutieren.”
„Heute kommt niemand. Wir sind total eingeschneit, Darling.”
„Oh.” Ihre Hand zitterte, und etwas von dem Kaffee ging daneben.
„Wir haben also viel Zeit, um alles, was dich bewegt, zu diskutieren.”
Sie räusperte sich. „Nun gut.” Wie anfangen? Sie wusste es nicht.
Nachdem sie ihm einen prüfenden Blick zugeworfen hatte, räusperte sie sich ein zweites Mal. „Wichtig ist, dass wir die Dinge verstehen.”
„Was für Dinge?”
„Die Dinge eben.” Wütend über sich selbst, über ihr Zaudern schleuderte sie ihm das Wort fast entgegen. „Das, was sich zwischen uns abspielt, ist eine rein sexuelle Angelegenheit, eine Affäre. Es macht Spaß und ist außergewöhnlich befriedigend. Aber mehr ist es nicht. Was heißt, keine Fesseln, keine Verpflichtungen, keine …”
„ Komplikationen ?”
„Ja.” Regan nickte erleichtert. „So ist es.”
Er war überrascht darüber, dass ihm ihre leidenschaftslose Beschreibung der Situation ganz und gar nicht behagte. Dabei entsprach doch alles, was sie gesagt hatte, seinen Wünschen, oder etwa nicht? „Das ist geordnet genug. Wenn dein Vorschlag allerdings auch beinhalten sollte, dass ich nicht der Einzige bin, wird von deiner schönen Ordnung nicht mehr allzu viel übrig bleiben. Ich werde …”
„Lass doch diesen Blödsinn. Ich habe überhaupt nicht die Absicht …”
„Gut, dann will ich jetzt mal zusammenfassen: Du und ich, wir haben eine rein sexuelle Beziehung, die so, wie sie ist, uns beide zufriedenstellt.
Ist es recht so?”
Endlich wieder ruhiger geworden, wandte sie sich zu ihm um und lächelte ihn an. „Ja, dem kann ich zustimmen.”
„Das war ein hartes Stück Arbeit, Regan. Willst du den Vertrag in zwei- oder in dreifacher Ausfertigung?”
„Ich wollte einfach nur sicherstellen, dass wir beide von den gleichen Voraussetzungen ausgehen.” Sie musste ihre ganze Konzentration aufbringen, um ihre Hand ruhig zu halten, während sie Wasser in den Kaffeefilter schüttete. „Wir haben uns nicht die Zeit genommen, um uns wirklich kennenzulernen. Und jetzt sind wir ein Liebespaar. Ich will nicht, dass du denkst, ich würde mehr suchen als das.”
„Und wenn ich mehr suche?”
Ihre Finger schlossen sich hart um den Griff des Kessels. „Ist das so?
Er wandte den Blick ab und sah zum Fenster hinaus. „Nein.”
Rasch schloss sie für einen Moment die Augen und redete sich ein, dass das Gefühl, das sie bei seinen Worten verspürte, Erleichterung war. Nichts als Erleichterung. „Nun, dann ist ja alles in Ordnung.”
„Ja, bestens.” Seine Stimme klang ebenso ruhig und ungerührt wie ihre.
„Keine Liebesbeziehung heißt keine Probleme, und keine Versprechungen heißt keine Lügen. Das Einzige, das wir voneinander wollen, ist miteinander zu schlafen. Das macht die Dinge sehr einfach.”
„Ja, ich will mit dir schlafen.” Angenehm überrascht davon, wie leicht ihr dieser beiläufige Ton fiel, stellte sie zwei
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