Zwischen Tod und Ewigkeit
schien den verbliebenen Rest seines Lebens der Bekämpfung der Termiten gewidmet zu haben, die den Amazonasurwald auffraßen. Er sah klar voraus, daß sie eines Tages dieses Gebiet verlassen und die Menschheit bedrohen würden. Es gelang ihm, nach vielen vergeblichen Versuchen, endlich ein Mittel zu entwickeln, das die Termiten zwar nicht tötete, sie jedoch unfruchtbar machte.
»Was ist das für ein Mittel?« Mark hielt das Buch unschlüssig in der Hand. »Warum wird die Formel nicht genannt? Irgend jemand muß sie doch gekannt haben! Was haben wir sonst noch unter dem Namen Gomez, Hilde?«
»Eine Biographie, erschienen im Jahr 2149, also kurz vor dem Ende.« Sie betätigte die Taste mit der entsprechenden Kennziffer, und Sekunden später hielt sie das Buch in der Hand. »Ein ganzer Wälzer über Gomez! Würde mich wundern, wenn wir da nicht den benötigten Hinweis finden.«
Sie nahmen das Buch und verließen die Pyramide. Während sie gingen, blätterte Hilde die Seiten um und las flüchtig. Dann sagte sie:
»Ich denke, das wird genügen, aber ich muß es in Ruhe lesen. Wir haben eine Formel gesucht, die gibt es aber nicht. Die Zusammensetzung geht aus dem Klartext hervor. Die entsprechenden Chemikalien finden wir im Labor.«
»Also kein Gift?« vergewisserte sich Mark. »Auf lange Dauer würde uns die Unfruchtbarkeit der Termiten weiterhelfen, aber was unternehmen wir im Augenblick? Wenn sie uns angreifen, müssen wir sie töten. Sonst töten sie uns.«
»Wir werden sehen«, erwiderte Hilde, mehr nicht.
Nicht alle Schläfer waren erfolgreich geweckt worden. Immerhin standen nun alle Kammern offen, und mehr als zweihundert Personen warteten darauf, nach San Francisco abtransportiert zu werden. Keller, Mark, Gerald und einige Wissenschaftler wollten bei den Pyramiden zurückbleiben. Wenn die Termiten El Paso überrannten oder einfach daran vorbeizogen, würden sie in der Gegend von Monterey die Küste erreichen und dann wahrscheinlich nach Norden abbiegen. Und im Norden lag San Francisco.
Die gemeinsame Bedrohung brachte die Gruppe in Frisco zur Vernunft. Eine Wagenkolonne wurde zusammengestellt, um die »Alten Menschen« abzuholen, die von Keller aus dem Tiefschlaf geholt worden waren. Der Vormarsch der Termiten mußte aufgehalten werden.
Die fünf Lastwagen erreichten die Pyramiden ohne Zwischenfall. Selbst die Kannibalen hatten es nicht gewagt, die mechanischen Ungeheuer anzugreifen. Die zweihundert Aufgeweckten nahmen ihr Gepäck und kletterten in die Wagen, nachdem man diese entladen hatte. Mit kritischen Blicken musterten Keller, Mark und Gerald die Feuerwaffen, die man ihnen zum Kampf gegen die Termiten mitgeschickt hatte.
Automatische Maschinengewehre, die von einer Kommandostelle aus gesteuert werden konnten. Es gab im Augenblick keine andere Möglichkeit, einen eventuellen Angriff der Termiten abzuwehren, wenn sie in Massen auftraten, was zu erwarten war.
Der Abschied war kurz und schmerzlos. Die Funkgeräte würden die Verbindung nicht abreißen lassen, aber Keller benötigte Zeit, um die Sperre gegen die Termiten zu errichten. Es stand noch immer ein Lastwagen zur Verfügung, und schon in den nächsten Tagen würde man doch nach El Paso aufbrechen.
Die Idee stammte von Mark Tennan, und sowohl Keller wie auch Gerald sahen ein, daß es auf die Dauer keine andere Möglichkeit gab, wollte man die Gefahr nicht für alle Zeiten bannen.
8.
Tag und Nacht hielt sich Hilde Caroll mit Gerald im Laboratorium auf. Die Zusammenstellung des »Antibabypulvers« für die Termiten hatte sich als relativ einfach erwiesen, da alle Grundchemikalien in reichlicher Menge zur Verfügung standen.
Wenn das Mittel, von Professor Gomez vor nahezu dreihundert Jahren entwickelt, wirksam war, genügte allein das Einatmen der Staubpartikel, eine Termite unfruchtbar zu machen, wobei es keine Rolle spielte, ob sie männlichen oder weiblichen Geschlechts war. Mark hatte sich die Mühe gemacht, die Karte genau zu studieren und einige Berechnungen anzustellen. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, alle nach Norden vordringenden Termiten unfruchtbar zu machen, noch ehe sie El Paso oder gar San Francisco erreichen konnten.
Die Landenge zwischen Coatzacoalcos und Juchitan im Süden Mexikos! Dort betrug die Entfernung zwischen dem Atlantik und dem Pazifik nur zweihundert Kilometer. Wenn die Termiten nur wenige Kilometer fliegen konnten – El Paso hatte von zwei bis vier Kilometern gesprochen –, war es durchaus
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