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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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letztes Lächeln zuzuwerfen.
    Michael blieb bei ihr.
    »Im Haus ist fast alles fertig«, erklärte er. »Deine Freunde von der Nationalgarde haben mir geholfen, eine Rampe zu bauen. Wir haben mein Arbeitszimmer in ein Schlafzimmer umgewandelt. Barrierefreies Wohnen.«
    »Dann hast du ja deine Trennung.«
    »Nicht, Jo. Bitte. Ich gebe mir Mühe.«
    Mag sein, Michael, aber hier geht’s nicht um dich. Sie seufzte, weil sie plötzlich zu müde war – zu müde zum Kämpfen, zum Fühlen, zum Verstellen. Dieser Tag entwickelte sich immer schlimmer, und ein Ende war nicht in Sicht. Sie hatte gedacht, das Schlimmste wäre ihr fehlendes Bein; aber da war noch etwas, was nicht stimmte: diese Gefühllosigkeit in ihr. Am liebsten hätte sie die gesamte Begrüßungsszene noch einmal wiederholt und sich dabei wie eine bessere Mutter verhalten. »Leb wohl, Michael«, sagte sie.
    »Ständig schickst du mich weg.«
    Sie lachte bitter auf und musste plötzlich schluchzen. Sie schlug die Decke zurück und zeigte auf ihr halbes Bein, das auf doppelte Größe angeschwollen war und in einem dicken Verband steckte. »Sieh es dir an, Michael. Sieh mich an!«
    Das Mitleid und die Traurigkeit in seinem Blick gaben ihr den Rest. »Jo …«
    »Verschwinde, Michael. Bitte. Bitte. Ich bin müde.«
    »Meine Mutter hat mir die Leviten gelesen, weil ich dich allein in Deutschland zurückgelassen habe. Offenbar meint eine Frau, wenn sie sagt geh , dass man bleiben soll.«
    »Nicht diese Frau. Bei ihr heißt geh wirklich geh.«
    Sie wollte die Arme verschränken und übertrieben laut seufzen, aber sie hatte nur einen unversehrten Arm. Also nutzte sie die bewegliche Hand, um die Decke wieder zurechtzuziehen, und schloss die Augen.
    Sie hörte, wie er sich zu ihr beugte, fühlte seinen Atem auf ihrer Wange und seinen Kuss auf ihrer Schläfe. Er war so sanft, dass sie am liebsten geweint hätte. Doch sie schluckte nur hart und sagte nichts.
    Endlich ging er und ließ sie allein.
    Doch sie konnte lange nicht einschlafen.
    Jo! Lass mich nicht allein!
    Tami schreit und weint … Blut quillt ihr aus Mund und Nase … und aus den Augen. Jolene versucht, sie zu erreichen, streckt die Arme aus, aber da fällt eine Bombe … und explodiert. Feuer und Bombensplitter erfüllen die schwarze Nacht, und jetzt kann sie Tami nicht finden. Irgendwo schreit Smitty nach ihr und brüllt, dass er in der Falle sitzt. Jolene ruft laut nach beiden, hustet wegen des Rauchs, schleppt sich über die Erde, sucht …
    Jolene fuhr auf und keuchte vor Schmerz. Es fühlte sich an, als würde ihr Fuß in die falsche Richtung verdreht, als würden ihre Knochen protestierend brechen.
    Sie packte mit ihrer gesunden Hand die Triangel über ihrem Bett und zog sich hoch, bis sie saß. Schwer atmend starrte sie auf die flache Decke. »Du bist doch weg«, schrie sie. »Du kannst nicht mehr weh tun!«
    Sie ließ sich wieder in die Kissen fallen, biss die Zähne zusammen und starrte an die Decke mit den weiß-grau gesprenkelten Dämmplatten. In ihren Augen brannten Tränen. Sie verdrängte sie nicht, wollte so heftig weinen, dass sie sich in einer Flut von Tränen auflösen konnte. Doch welchen Sinn hatte das? Früher oder später würde sie aufhören, nach unten blicken, und ihr Bein wäre immer noch weg.
    »Das kommt ziemlich oft vor.«
    Seufzend wandte sie den Kopf zur Tür. Über ihr Kissen hinweg sah sie den Farbigen und wusste, warum er da war. Um zu helfen.
    »Verschwinden Sie, Conny«, sagte sie.
    Unbeeindruckt trat er ins Zimmer.
    Dabei holte er etwas aus seiner Tasche – es sah aus wie ein Haarband – und band seine Dreadlocks zum Pferdeschwanz zusammen. Jetzt sah sie Ohrringe an seinen dunklen Ohrläppchen glitzern.
    »Nicht jeder Mann kann eine rosafarbene Kluft tragen«, bemerkte sie ironisch.
    »Nicht jede Frau kann einen Helikopter fliegen.« Er blieb an ihrem Bett stehen. »Darf ich?«
    »Was denn?«
    »Ihnen helfen, sich aufzusetzen«, sagte er sanft.
    Sie schluckte hart und sah ihn an. Das Mitgefühl in seinen Augen tat fast so weh wie der Phantomschmerz. »Verschwinden Sie«, krächzte sie.
    »Wollen Sie einfach hier liegen und sich selbst bemitleiden?«
    »Ganz genau«, erwiderte sie. Denn das wollte sie jetzt – allein gelassen werden. Ihr ganzes Leben lang hatte sie an die Macht des positiven Denkens geglaubt, und was hatte es ihr gebracht? Tami war verletzt, ihre Ehe war am Ende, und sie konnte nicht mal allein aufstehen.
    Conny legte den Arm um sie, richtete sie sanft

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