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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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auf und ordnete die Kissen hinter ihr so, dass sie bequem sitzen konnte.
    Sie wehrte sich ansatzweise, war aber eigentlich zu deprimiert dazu und gab es rasch auf.
    Als sie saß, trat er einen Schritt zurück, um ihr etwas mehr Raum zu geben, ließ sie aber nicht allein. »Wie ich schon sagte, kommt das ziemlich oft vor.«
    Sie hatte keine Lust zu reden, war sich aber ziemlich sicher, dass sie mit verstocktem Schweigen hier nicht weiterkam. Jede Wette, dass er so geduldig war wie ein Heckenschütze.
    »Also gut: Was kommt oft vor?«
    »Phantomschmerzen. Ich hab gehört, dass es komisch ist. So als ob einem tatsächlich der Fuß weh täte.«
    Damit hatte er ihre Aufmerksamkeit. »Genau. Wie soll ich den vergessen, wenn er ständig weh tut?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie ihn so schnell vergessen werden. Sie etwa?«
    »Nein.«
    »Das sind die gekappten Nerven. Die sind jetzt genauso verwirrt wie Sie. Nichts fühlt sich richtig für sie an; sie suchen nach dem Fuß.«
    »Ich auch.«
    »Ich kann Ihnen helfen, mit den Schmerzen zurechtzukommen, bis alles vollkommen ausgeheilt ist. Dazu kann ich Ihnen ein paar einfache Entspannungsverfahren beibringen. Sportliche Betätigung und ein schönes, heißes Bad helfen auch.«
    »Das Morphium hat’s doch auch getan.«
    Er lachte. »Nein, soldier girl , wir werden Ihnen kein Morphium mehr geben. Sie können sich nicht in den Schlaf flüchten.«
    »Dann haben Sie wohl eine bessere Idee.«
    »Allerdings. Mit welcher Physiotherapie haben Sie in Deutschland angefangen?«
    Sie hob ihren eingegipsten rechten Arm. »Was glauben Sie denn? Ich kann ja noch nicht mal Krücken benutzen.«
    Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Stimmt ja. Dann müssen wir hier wohl ganz anders anfangen.«
    »Hören Sie, Conny, ich plaudre zwar gerne mit Ihnen, aber jetzt bin ich müde. Letzte Nacht hab ich nicht gut geschlafen, und ich bin erschöpft. Wieso kommen Sie nicht später noch mal?«
    »Ich bin jetzt hier.«
    »Und ich bitte Sie zu gehen. Ich befehle es Ihnen.«
    »Moment mal. Vielleicht sind Sie noch etwas verwirrt. Glauben Sie etwa, Sie säßen noch in Ihrem tollen Helikopter, und ich gehörte zu Ihrer Crew?«
    »Hören Sie, Con…«
    »Nein, jetzt hören Sie mal! Wie mein Enkel immer sagt: Du bist nicht mein Boss. Ich bin Ihr Boss. Ihre Familie zahlt eine Menge Geld, damit Sie wieder gesund werden, und genau dafür sorgen wir jetzt.«
    »Ich kann mich nicht bewegen! Begreifen Sie das nicht?«
    Conny lächelte. »Doch, das ist mir klar. Ich hab schließlich Ihre Krankenakte gelesen. Außerdem sehe ich hier einen Gips und ein halbleeres Bett. Ich verlange nicht, dass Sie sich bewegen. Noch nicht.«
    »Und was verlangen Sie dann?«
    »Nur einfach, dass Sie anfangen. Ich dachte, Sie wollten wieder Helikopter fliegen.«
    »Wollen Sie mir mein Bein wieder wachsen lassen? Halten Sie mich für eine Eidechse?«
    Das brachte ihn zum Lachen. »Ich muss zugeben, man hat mir erzählt, Sie wären netter.«
    »Tja, ich habe einen Teil von mir verloren. Die Nettigkeit gehörte wohl dazu.«
    »Wir machen Folgendes: Wir fangen ganz leicht an, mit etwas, was Sie tun können.«
    »Seilspringen?«
    »Ich werde Ihnen zeigen, wie Sie sich Ihren Verband anlegen. Der Druck eines guten, engen Verbands hilft gegen die Schmerzen. Stellen Sie sich vor, Sie würden eines Ihrer Babys gut einpacken.«
    Sie wollte von ihm wegrutschen, aber es gab kein Entkommen. »Nein. Hauen Sie ab.«
    Er stützte sich mit einer Hand am Kopfende ab und beugte sich zu ihr. Sein schief gebundener Pferdeschwanz fiel ihm über die Schulter. »Es ist ganz normal, sich das nicht ansehen zu wollen, aber es ist ein Teil von Ihnen, Jolene, ein Teil Ihres Körpers. Sie müssen lernen, sich um sich selbst zu kümmern. Ich geh’s langsam an.«
    »Ich will das nicht sehen. Gehen Sie«, sagte sie, jetzt leise. Ihr fiel das Atmen schwer. Die Panik hatte sie im Griff.
    Er ließ das Kopfende los, ging zum Fußende hinunter und zog dabei die Bettdecke mit.
    Sie griff danach, krallte sich daran und wollte sie festhalten; er riss sie los.
    Sie sah ihre untere Hälfte: ein Bein der blauen Pyjamahose endete mit ihrem blassen Fuß, das andere war abgeschnitten und franste am Saum schon aus.
    Daraus ragte der dick geschwollene, weiß verbundene Stumpf hervor.
    »Tief Luft holen«, befahl Conny.
    »Ich … kann nicht.«
    »Sehen Sie mich an, Jolene.«
    Ihre unversehrte Hand ballte sich zur Faust. Vergeblich versuchte sie, gleichmäßig zu atmen.
    »Sehen Sie mich

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