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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Wangenknochen scharf hervor, und ihre vollen Lippen waren farblos und gesprungen. Die flache Bettdecke unterhalb des Knies fiel ihm nicht mal auf. Er sah sie an, seine Frau.
    Sie hatte Angst, das wurde ihm jetzt bewusst. Und sie war deprimiert.
    »Conny hat mir erzählt, du wolltest nicht mit der Physiotherapie anfangen«, begann er, schloss die Tür hinter sich und ging auf ihr Bett zu.
    »Raus hier, Michael.«
    »Normalerweise gibst du doch nicht auf, Jo.«
    Sie warf die Decke zurück und präsentierte ihren verbundenen Beinstumpf. Er war immer noch dick angeschwollen. »Jetzt schon.«
    Er hörte, wie ihre Stimme zitterte, und sein Herz floss über vor Mitleid zu ihr. Er wollte ihr das sagen, ihr begreiflich machen, wie tief er mit ihr fühlte, doch sie hatten sich auseinandergelebt. Sie würde ihm nicht mal zuhören.
    »Was willst du hier?«, fragte sie.
    »Ich liebe dich, Jolene.«
    »Meinst du vielleicht, ich bemerke deinen mitleidigen Blick nicht? Meinst du, ich wüsste nicht, dass du nur deshalb hier stehst? Ich bin eine Pflicht für dich geworden.«
    Er schluckte hart. Ihre zornige Reaktion hatte er verdient. Er würde sie einstecken. Jetzt gab es Wichtigeres als ihre gescheiterte Ehe.
    Lassen Sie sich nicht von ihr wegschicken.
    Cornflower hatte recht. Wenn Michael seine Frau zurückwollte – und das wollte er –, dann musste er um sie kämpfen. Und das würde nicht einfach werden.
    »Das reicht«, sagte er scharf. »Hier geht’s nicht nur um dich. Dies ist unser Leben. Schluss mit dem Egoismus.«
    »Wie kannst du es wagen, mir so was zu sagen?«
    »Du kannst hier nicht einfach herumliegen und um das trauern, was vorbei ist.«
    »Was abgeschnitten wurde , willst du wohl sagen. Sag es, Michael. Und guck es dir an!«
    » Du wolltest doch unbedingt fliegen! Du, Jo. Du wolltest die Herausforderung, den Kampf, den Krieg! Tja, das alles hast du bekommen, und jetzt musst du dich mit den Konsequenzen abfinden.«
    Sie wurde bleich. »Halt den Mund.«
    »Ich erinnere mich noch an eure Geschichten vom Bootcamp und der Flugausbildung. Wie all diese Männer in deinen Black Hawk stiegen, dich sahen und wieder ausstiegen, weil sie nicht mit einer Frau fliegen wollten. Du hast gesagt, dass du sie eines Besseren belehrt hast. Du hast gesagt, du wärest tough.«
    Sie nahm den blauen Plastikkrug vom Nachttisch und schleuderte ihn auf Michael. Er verfehlte nur um wenige Zentimeter seinen Kopf, knallte gegen die Wand und bespritzte ihn über und über mit Wasser. »Raus hier, verdammt noch mal! Du bist der Letzte, der mir helfen kann!«
    »Jo …«
    »Raus!«
    »Wieso? Damit du dich wieder in Selbstmitleid suhlen kannst?«
    »Du hast keine Ahnung, wie es mir geht, Michael.«
    »Ich will dich zurück, Jo. Und falls es dir noch wichtig ist, denk mal dran, dass die Mädchen dich brauchen.«
    Als er das sagte, sackte sie zusammen. Er hätte gerne noch nachgelegt und mehr gesagt, doch als er sie so geschlagen vor sich sah, brachte er es nicht übers Herz. Seufzend verließ er das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    Conny erwartete ihn schon. Der massige Kerl hatte seine mächtigen Arme vor der Brust verschränkt und lehnte sich gegen die Wand. »Unser soldier girl ist eine ziemliche Giftspritze. Wie war’s denn?«
    »Sie will mich nicht bei sich haben.«
    »Darf Jolene denn entscheiden, wer ins Zimmer kommt und wer nicht?«, fragte Conny nachdenklich. »Schließlich kann sie nicht mal das Bett verlassen. Und sie könnte etwas Motivation brauchen, finden Sie nicht?«
    Michael sah den Physiotherapeuten an. »Ihre Kinder würde sie wohl nicht mit Gegenständen bewerfen.«
    Conny grinste. »Nein, das glaube ich auch nicht.«
    Am Samstag saß Jolene im Bett und sah Besucher an ihrer offenen Tür vorbeigehen: Sie hielten Blumen oder Luftballons in den Händen und plauderten angeregt mit den Familienmitgliedern, die sie besuchen kamen.
    Sie hatte Conny rausgeworfen und dann versucht, etwas zu lesen. Aber sie bekam gar nicht mit, was sie las. Schließlich gab sie es auf und schloss die Augen.
    Sofort war sie wieder im Black Hawk und stürzte ab.
    Wir wurden getroffen. Tami …
    Sie riss die Augen auf. Gott, sie hatte es so satt, die Schmerzen, die Alpträume … sie hatte einfach alles satt.
    »Hallo, Jolene.«
    Als sie sich leicht zur Tür wandte, sah sie Conny. Doch bevor sie ihn wieder rausschmeißen konnte, kam Michael herein und schob die Mädchen vor sich her. Sie bewegten sich im Trupp; er hatte die Hände auf die Schultern

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