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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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drehte sich um und merkte zu spät, dass er Tränen in den Augen hatte. Er wischte sie schnell weg, als Lulu verkündete: »Guck mal, Daddy, wir haben Eis.«
    Er zwang sich zu lächeln, wandte sich noch einmal zu seiner Frau, küsste sie auf die Wange und verweilte eine Sekunde an ihrem Gesicht. Dann richtete er sich auf, verließ mit den Mädchen das Zimmer und ging zum Wagen. Den gesamten Heimweg – auch während des langen Wartens auf die Fähre und der Überfahrt – plapperte Lulu in einer Tour. Sie wollte einen eigenen Rollstuhl.
    Als sie in die Uferstraße einbogen, fing Lulu an zu singen und in die Hände zu klatschen; dann tat sie so, als würde sie Backe-backe-Kuchen mit ihrer Mutter spielen. »Hilf mir mal, Betsy, so wie Mommy. Backe-backe-Kuchen …«
    »Aber sie hat doch jetzt nur noch eine gesunde Hand«, fauchte Betsy. »Wie soll sie da Backe-backe-Kuchen spielen?«
    Lulu holte erschrocken Luft. »Stimmt das, Daddy? Sag ihr, sie soll still sein. Wenn der Gips abkommt, ist Mommy wieder gesund, oder?«
    Michael fuhr den Wagen in die Garage und parkte neben Jolenes SUV . »Hört auf zu streiten.«
    Lulu heulte auf.
    Betsy schoss aus dem Wagen, rannte aus der Garage ins Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Na toll«, sagte Michael, schnallte Lulu aus ihrem Sitz und hob sie aus dem Wagen.
    Kaum waren sie im Haus, wand sie sich aus seinem Griff und rannte die Treppe hinauf, wahrscheinlich, um ihre Schwester zu triezen.
    Michael ging in die Küche, machte sich einen Drink und blieb dann an der Küchentheke stehen, um Kraft für das zu sammeln, was ihn jetzt erwartete. Als er seinen Drink getrunken hatte, stellte er das Glas ab und ging hinauf.
    Er klopfte an Betsys Tür. »Betsy, hier ist Dad. Kann ich reinkommen?«
    Ihre Reaktion ließ auf sich warten. Schließlich hörte er sie murmeln: »Wenn du meinst.«
    Auch diese Antwort hasste er langsam.
    Betsy stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster und ordnete steif ihre Plastikpferde. Er konnte auch ohne Cornflowers Rat erkennen, dass es ihr verzweifelter Versuch war, Ordnung ins Chaos zu bringen.
    »Sie hat Schmerzen, Betsy«, sagte er.
    Sie hielt inne. Ihre Hand schwebte über einem schwarzweißen Pinto, ihre Finger zitterten. »Sie ist anders als sonst.«
    Er ging zu ihr, nahm ihre Hand, führte sie zum Bett und setzte sich gemeinsam mit ihr auf die Bettkante. »Es ist völlig normal, Angst zu haben.«
    »Aber es ist ihre Schuld. Sie hat sich den Beruf ausgesucht …«
    »Betsy, Schatz …«
    »Sierras Dad sagt, es ist Moms Schuld. Er sagt, Frauen sollten sowieso nicht am Krieg teilnehmen. Wäre sie nicht geflogen, dann wäre das alles nicht passiert. Ich hab ihr gesagt, ich würde ihr nicht verzeihen … und ich kann’s auch nicht!«
    Michael seufzte. »Sierras Dad ist ein Schwachkopf, der keine Ahnung hat. Und das kannst du ihm auch ausrichten.«
    »Ich hab Angst, Dad.«
    »Ja.« Er legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ich auch.«
    Da sprang die Tür auf und Lulu erschien. Sie runzelte grimmig die Stirn. »Da seid ihr ja! Wieso versteckt ihr euch vor mir?«
    Betsy zog die Nase hoch und wandte sich zu ihr. »Tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war, Lulu.«
    Lulu grinste und zeigte damit ihre winzigen Milchzähne und das strahlend rote Zahnfleisch. »Das weiß ich doch, Dummchen. Können wir jetzt Backe-backe-Kuchen spielen?«

E INUNDZWANZIG
    Gestern hatte Jolene härter gearbeitet als je in ihrem ganzen Leben – härter als im Bootcamp –, und wofür? Damit sie aufrecht in einem Stuhl sitzen, ein nicht vorhandenes Bein ausstrecken und mit ihren verkrüppelten Fingern einen Gummiball halten konnte!
    Jetzt lag sie im Bett und war zu erschöpft und frustriert, um nach dem Trapez zu greifen und sich hochzuziehen. Es war so erbärmlich! Sie rief Carl im Krankenhaus in Deutschland an, aber er meldete sich nicht. Also hinterließ sie nur eine Nachricht.
    Tami, Süße, wo bist du? Warum stehen wir den Scheiß nicht gemeinsam durch?
    Als es an ihrer Tür klopfte, wusste sie, wer es war: Conny, der Folterknecht mit den Dreadlocks. Sie ließ ihre Augen geschlossen.
    »Ich weiß, dass Sie wach sind«, bemerkte er, als er eintrat.
    Sie rollte sich von ihm weg. Selbst das war mit nur einem gesunden Bein schwer. Die Bewegung war erbärmlich ungelenk. »Gehen Sie weg.«
    Er trat zu ihr ans Bett. »Sie können sich nicht davor verstecken, soldier girl .«
    »Ich hab mich nur auf die Seite gedreht. Wieso lassen Sie’s nicht gut sein und geben mir einen Tag

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