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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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atemlos aufblickte, sah sie, dass Conny sie anlächelte.
    »Wissen Sie, was das bedeutet, soldier girl ?«
    Immer noch schwer atmend, wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. »Was denn?«
    »Dass sie bald nach Hause kann«, antwortete Michael.
    Als Jo nach links blickte, sah sie, dass ihr Mann an der Wand stand und sie anlächelte. Dieser Blick und eine leichte Verlagerung ihres Gewichts reichten aus, um sie ins Wanken zu bringen. In ihrer rechten Seite explodierte der Schmerz.
    Sofort war Conny bei ihr und packte sie, bevor sie zu Boden fiel. Sie biss sich so hart auf die Zunge, dass sie zu bluten anfing.
    »Ich bin müde. Kann ich zurück in mein Zimmer?«
    »Klar.« Conny wollte nach dem Rollstuhl greifen.
    »Ich laufe«, beharrte sie.
    »Ich weiß nicht, Jolene, das ist …«
    »Sie läuft«, schaltete Michael sich ein und trat zu ihr. Er sah sie unverwandt an. »Sie kann sich auf mich stützen.«
    Als er ihr sein altvertrautes Lächeln schenkte, war sie überrascht, wie tief es sie berührte. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr sie das, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
    Er stellte sich neben sie und schlang ihr einen Arm um die Taille. Seine Hand drückte gegen ihren Hüftknochen und stabilisierte sie. Sie spürte seinen Atem an ihren Lippen und Wangen.
    »Lass mich nicht fallen«, bat sie.
    »Das werde ich nicht.«
    Sie nickte und holte tief Luft. Dann blickte sie zur offenen Tür, biss die Zähne zusammen und fing an, sich wie Quasimodo darauf zuzubewegen: einen Schritt vor, Gewichtsverlagerung, Prothese nachschleifen; einen Schritt vor, Gewichtsverlagerung, Prothese nachschleifen.
    So schaffte sie es bis zur Tür, durch sie hindurch und den Gang hinunter. Als sie endlich ihr Zimmer erreichte, waren die Schmerzen kaum noch auszuhalten.
    Vor lauter Erschöpfung ließ sie zu, dass Michael ihr ins Bett half. Da sie nicht wussten, wie sie die Prothese entfernen sollten, zogen sie einfach die Decke darüber. Jolene war sich ziemlich sicher, dass sich bereits Blasen bildeten, eklig nässende Blasen, und verspürte keinerlei Drang, sich das anzusehen.
    »Du bist wieder da«, sagte Michael.
    Sie war so mit den Schmerzen an ihrem Beinstumpf beschäftigt, dass sie ihn fast vergessen hatte. »Was?«
    »Eben hab ich die Frau gesehen, die mit einer Prothese einen Marathon laufen könnte.«
    »Diese Frau gibt es nicht mehr, Michael«, entgegnete sie.
    Er sah sie traurig an. Der Blick sprach Bände darüber, was sie einst und was sie jetzt waren. »Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich sie liebe, bevor sie in den Krieg zog.«
    »Ja. Das wäre schön gewesen.«

Z WEIUNDZWANZIG
    Schreiend, zitternd und schweißgebadet wachte Jolene auf.
    Dann ließ sie sich in ihre Kissen zurückfallen und versuchte wieder ruhiger zu atmen. Diese Alpträume brachten sie um. Mittlerweile wehrte sie sich schon gegen den Schlaf, aber irgendwann überwältigte er sie doch, und dann lauerten die Alpträume schon in der Dunkelheit auf sie. Jeden Morgen wachte sie erschöpft und wie zerschlagen auf. Und ihr erster Gedanke war immer Tami.
    Sie starrte aus ihrem kleinen Fenster: ihre Aussicht. Ihre Welt war auf ein Zimmer und einen Quadratmeter Glas geschrumpft, durch das sie einen Baum sah, der seine Blätter verlor.
    Aus ihrem Cockpit hatte sie früher alles gesehen … und jetzt brauchte sie Hilfe, nur um ins Bad zu kommen.
    Es war so entmutigend. Und so sehr sie sich um Optimismus bemühte, war sie doch wütend und gereizt, als endlich jemand kam, um ihr zu helfen.
    »Ich hab gehört, heute ist ein großer Tag für Sie«, sagte die Frau – Gloria – und schob einen Rollstuhl ins Zimmer.
    »Ja«, antwortete Jolene mit grimmiger Miene. »Heute bekomme ich den Gips ab.«
    »Ich dachte, Sie kämen nach Hause.«
    Wieder dachte Jolene: Was ist bloß los mit mir? »Ach ja. Das auch«, erwiderte sie.
    Gloria half Jolene in den Rollstuhl. Unermüdlich plaudernd – ohne dass Jolene etwas davon mitbekam –, schob die Frau sie ins Bad, half ihr, die Hose herunterzuziehen und sich auf die Toilette zu setzen.
    »Brauchen Sie Hilfe beim Abputzen?«, fragte sie im gleichen Ton, als fragte sie: Möchten Sie Fritten dazu? Munter. Unbekümmert.
    »Nein. Ich bin Linkshänderin. Danke. Dürfte ich ein paar Minuten allein sein?«
    »Natürlich.« Gloria verließ das Bad und zog die Tür zu, schloss sie aber nicht. Ein Spalt blieb offen.
    Es gelang Jolene erst nach einer Ewigkeit, ihre Blase zu entleeren – in letzter Zeit schien gar nichts mehr zu

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