Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
es einen Grund dafür, dass dieser Kerl Handschellen trägt?«, fragt der bullige Mann, während er Avi misstrauisch beäugt und von Sekunde zu Sekunde wütender wirkt.
Ich atme aus. »Okay, ich erkläre Ihnen alles.« Ich deute auf Avi. »Das ist mein Freund … ähm, also mehr oder weniger. Er ist zu mir zu Besuch gekommen, aber als er herausgefunden hat, dass ich ihn geküsst habe …«, ich zeige auf Nathan, »… ist er abgehauen und wohnt jetzt bei ihm …« Ich deute auf Tarik. »Meine beste Freundin ist hier, weil sie mir bei der Observation geholfen hat – und zur moralischen Unterstützung«, sage ich und weise auf Jessica (die ihre Mütze abgenommen hat), »und im Fluchtwagen da drüben wartet eine weitere Freundin.« Ich zeige zum Auto.
Inzwischen hat sich eine Menschentraube um uns gebildet, und wenn mich nicht alles täuscht, hat ein Fotograf ein Bild von uns für die Campuszeitung geschossen. Wenn meine Eltern Wind von der Sache bekommen, kriege ich wahrscheinlich bis an mein Lebensende Hausarrest.
»Nur damit ich das recht verstehe: Der Typ in Handschellen ist Ihr Beinahe-Freund. Und den, der blutend am Boden liegt, haben Sie geküsst.«
»Japp.«
»Und keiner von Ihnen studiert an der Northwestern?«
Ich nicke eifrig. »Genau.« Kein Grund, den unschuldigen Zuschauer Tarik mit reinzuziehen.
Der Sicherheitsmensch sieht zu Nathan. »Sir, möchten Sie gegen irgendeinen der hier Anwesenden wegen des tätlichen Angriffs auf Sie Anzeige erstatten?«
Mit einem Blick auf Avi sagt Nathan: »Ich denke nicht.«
»Möchte irgendjemand von Ihnen Anzeige erstatten?«
Wir schweigen.
Er geht zu Avi hinüber. »Sir, drehen Sie sich um, damit ich Sie von den Handschellen befreien kann.«
»Ähm … ich möchte sie gern anbehalten«, meint Avi.
Der Sicherheitsmann legt sich die Hände an die Schläfen und massiert sie, als hätte er Migräne. »Dann verlassen jetzt bitte alle, die nicht an der Northwestern studieren, das Universitätsgelände, sobald Sie alles geklärt haben.« Ich höre den Kerl noch etwas von wegen verrückten Teenies murmeln, als er sich entfernt und versucht, die Gaffer zu vertreiben.
Aus den Augenwinkeln erkenne ich, wie Miranda aus dem Auto steigt und auf uns zustolpert, doch das nehme ich nur schemenhaft wahr, weil ich ganz und gar von Avis Blick gefangen genommen bin – er sieht mir tief in die Augen, während wir vor dem Wohnheim der Northwestern stehen und all die Leute uns anglotzen und Nathan so vor sich hinblutet und Tarik völlig durcheinander ist und Jess ihre Frisur wieder in Form bringt und Miranda sich bemüht, ein unschuldiges Gesicht zu machen.
Avis Hände sind noch immer hinter seinem Rücken gefesselt. »Und jetzt?«, fragt er mich. Ich habe seine tiefe, sexy Stimme so vermisst.
Ich fahre mir nervös mit der Zunge über die Lippen. »Na ja, der Plan war, dich zu entführen.«
»Das war Amys hirnverbrannter Plan«, lässt Nathan verlauten, während er seinen Unterkiefer hin- und herbewegt. »Ich hatte nichts damit zu tun.«
»Ich auch nicht«, sagt Miranda und verschanzt sich hinter Nathan.
Ich verdrehe die Augen. Solche Komplizen kann man echt vergessen.
Jessica schüttelt ihre Haare für mehr Volumen und sagt zu Tarik: »Und du musst Tarik sein.«
Er streckt ihr die Hand entgegen. »Und du bist …?«
»Amys beste Freundin Jessica. Aber alle nennen mich Jess. Und das sind Nathan und Miranda.«
Tarik sieht mich an, seine Augen lächeln, doch seine Worte sind ernst. »Was hast du mit ihm vor?«
»Machst du dir Sorgen um ihn?«
Tarik zuckt die Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
»Was immer du vorhast«, sagt Avi. »Mach’s. Falls du es noch nicht gemerkt hast – ich stehe mit Handschellen mitten auf dem Uni-Campus, und die Leute glotzen mich an.«
Tarik hebt die Hand, an der ein Schlüsselbund baumelt. »Amy, was hältst du davon, wenn ich deine Freunde nach Hause bringe, während ihr beide euch mal eingehend unterhaltet?«
»Echt?«, sage ich und schenke ihm meinen dankbarsten Hundewelpenblick.
»Aber wenn er morgen im Michigansee treibt, dann werde ich dir kein Alibi geben.«
Ich beuge mich vor, küsse Tarik auf die Wange und flüstere ihm ins Ohr: »Du bist ein echter Freund.«
Nachdem ich mich bei meinen Komplizen bedankt und ihnen versichert habe, dass sie bei Tarik in den besten Händen sind, packe ich Avi am Ellbogen wie ein Polizist und führe ihn zum Wagen ab.
Dort öffne ich ihm die Autotür und deute auf den Sitz.
»Nimmst
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