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Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)

Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)

Titel: Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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du mir die Handschellen nicht ab, ehe ich einsteige?«
    »Nö.«

27
    Freiheit. Bedeutet das, frei von Verfolgung zu sein? Freiheit zu tun, was man will?
    Oder ist Freiheit ein innerer Zustand?
    Vielleicht alles zusammen.
    »Vertraust du mir nicht?«
    Ich lache auf. »Ich habe dieses ganze Theater nicht veranstaltet, um dich dann einfach freizulassen. Steig ein.«
    Er zieht den Kopf ein, die Hände noch immer hinter dem Rücken gefesselt, und zwängt sich auf den Beifahrersitz. Er muss sich ein bisschen vorbeugen, um nicht auf den ungemütlichen Handschellen zu lehnen. Ich bin schon kurz davor, sie ihm doch abzunehmen – aber was ist, wenn er abhaut, sobald ich ihn befreit habe? Nein, ich will, dass er mir auf jeden Fall zuhört.
    Ich muss ihn anschnallen – mit den Händen auf dem Rücken ist er selbst dazu nicht in der Lage. Ich spüre seinen Atem im Nacken, als ich mich über ihn lehne, um nach dem Gurt zu angeln. Es ist Vorschrift, wisst ihr. Habe ich da gerade ein leises Knurren gehört oder war das eher ein Stöhnen, das er von sich gegeben hat? Ich bin nicht sicher.
    »Hast du ein neues Parfum?«, fragt er, und und sein Atem brennt auf meiner Haut. »Du riechst anders.«
    Ich antworte ihm nicht, obwohl es entweder die Pommes frites sein müssen, die es zum Mittagessen gab, oder Pleasures , mit dem ich mich vor einer Stunde eingesprüht habe.
    »Wohin fahren wir?«, fragt er, als ich den Campus verlasse und die Sheridan Road Richtung Norden nehme.
    »Du bist mein Gefangener. Gefangenen verrät man in der Regel nicht, wo man sie hinbringt. Und sprechen dürfen sie auch nicht.« Um ganz ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wohin es geht. Irgendwohin, wo wir allein sind. Wo uns niemand finden kann. Wenn ich uns doch nur mittels eines einfachen Knopfdrucks auf eine einsame Insel beamen könnte … Er muss mir in aller Ruhe zuhören. Und danach … ähm … werde ich mit angehaltenem Atem auf seine Antwort warten.
    An einer roten Ampel sehe ich zu ihm hinüber. Er trägt ein graues Longsleeve mit einer hebräischen Aufschrift und dazu eine ausgewaschene Jeans mit einem kleinen Riss am Knie. Ich frage mich, ob der Riss von heute Abend stammt, als Nathan sich auf ihn gestürzt hat. Ich kann Avis Miene nicht deuten, er ist Meister darin, seine Gefühle zu verbergen. Hat man ihm das beigebracht oder ist er mit dieser Gabe schon auf die Welt gekommen?
    »Amy, du musst das alles nicht machen«, sagt er.
    »Oh doch, muss ich«, widerspreche ich, gebe Gas und fahre wieder los.
    »Hör mal, Amy, als ich nach Chicago gekommen bin, wusste ich nicht –«
    »Avi, lass mich dir erst alles erklären, bevor du etwas sagst. Okay? Weißt du, ich möchte erst einiges loswerden, ehe du mir sagst, was für ein Fehler es war herzukommen, und dass du in zwei Tagen heimfährst und mich nie wiedersehen willst.«
    »Wie du meinst«, sagt er daraufhin mit einem resignierten Schnaufen und schaut aus dem Fenster.
    Na toll. Jetzt ist er angepisst. Wir fahren am Baha’i-Tempel vorbei, der ein bisschen wie das Planetarium aussieht. Er ist total riesig und wird hell angestrahlt.
    »Das ist der Baha’i-Tempel«, erkläre ich Avi, der große Augen macht beim Anblick des fantastischen Bauwerks.
    »Wow«, sagt er. »Der in Haifa, bei meiner Tante in der Nähe, hat eine goldene Kuppel und steht am Hang, sodass man ihn kilometerweit sehen kann.«
    Ich passiere den Tempel, Gillson Park und die Millionendollar-Villen auf der Sheridan Road, wo der alte Geldadel wohnt , wie meine Mom sich immer ausdrückt. Als wir Glencoe erreichen, weiß ich plötzlich, wohin es geht.
    Rosewood Beach.
    Das ist ein kleiner Strand im Highland Park, an dem ich früher als Kind mal mit meiner Mom war. Ich erinnere mich noch, dass der Wind dermaßen stark blies, dass er meine Decke hochgeweht hat und ich Sand ins Gesicht bekommen habe. Dabei stand ich sowieso nicht sonderlich auf Sand. Der war mir zu schmutzig, und hinterher hat es immer Tage gedauert, ihn wieder aus meinen Haaren und Schuhen zu kriegen. Sosehr meine Mom auch versucht hat, mich zu einem Bad im Michigansee zu bewegen, sosehr habe ich mich dagegen gesträubt. Ich habe den anderen Kinder zugesehen, die mit ihren Eimern im Wasser gespielt und geplanscht haben … doch irgendwann mussten sie raus und über den Sand laufen. Der pappte dann an ihren Füßen und Beinen und Händen und … igitt, einfach überall.
    Ich biege in den kleinen Fahrweg ein, der zu einem noch kleineren Parkplatz führt, und denke, dass

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