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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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schwarze Leggings und das riesige Sweatshirt von meinem Vater, das ich Bennett damals nach unserem Thailandtrip geliehen habe. Seit einer Stunde sitze ich ans Fußende meines Bettes gelehnt am Boden und starre auf das Cocktailkleid aus schwarzer Seide, das ich mit Emma gekauft habe, um es heute Abend auf dem Schulball zu tragen. Als ich damals damit nach Hause kam und es auf einem Bügel an die Tür meines Schranks hängte, sah es aus wie ein Kleid aus einem Disneymärchenfilm, das von fleißigen Mäusen und Vögeln genäht worden war, während ich schlief.
    Aber vor einer Woche bin ich in der Zeit zurückgeschleudert worden und weiß, was das seitdem zu bedeuten hatte, von dem Bennett an jenem Morgen im Stadion sprach, und deshalb ist das Kleid zu einem weiteren Ausstellungsstück in meinem Museum der Erinnerungen geworden– genau wie die vier neuen Nadeln in der Weltkarte, das Tütchen mit dem Sand, fünf Postkarten aus Italien und eine von unserem Strand in Thailand. All die Dinge, die ich nicht ansehen kann, ohne an ihn zu denken.
    Ich betrachte immer noch das Kleid, als es an der Tür klopft. Ich habe darauf gewartet, auch wenn ich nicht weiß, wer derjenige ist, der beim Münzewerfen verloren hat. Mein Vater oder meine Mutter.
    » Ja!«, rufe ich.
    Emma?
    Ich starre ungläubig zu ihr auf. Sie trägt das Kleid, das ich damals mit ihr zusammen ausgesucht habe, das trägerlose, bodenlange, orange leuchtende Abendkleid, in dem sie wie ein Hollywoodstar bei der Oscarverleihung aussieht. Die Haare hat sie zurückgekämmt und im Nacken zu einem lockeren Knoten gesteckt, aus dem sie ein paar Strähnen gezupft hat, die ihr Gesicht weich umrahmen.
    » Wow. Du siehst… atemberaubend aus.«
    » Danke.« Sie setzt sich neben mich auf den Boden.
    » Mach das lieber nicht«, warne ich sie. » Du zerknitterst nur dein schönes Kleid.«
    Emma lacht. » Du ahnst gar nicht, wie egal mir im Moment mein Kleid ist, Darling.«
    » Warum bist du hier, Em?«
    Sie greift nach meiner Hand und drückt sie. » Ich weiß, dass du allein sein möchtest, aber deine Mutter hat mich angerufen und mich gebeten, noch mal mit dir zu reden. Justin wartet unten.«
    Ich seufze. Meine Eltern versuchen mich schon seit einer Woche dazu zu überreden, auf diesen dämlichen Schulball zu gehen, obwohl ich ihnen mehr als deutlich gesagt habe, dass ich zu Hause bleiben werde. Dass sie jetzt sogar so weit gegangen sind, Emma als allerletzte Geheimwaffe einzusetzen, ist einfach grausam.
    » Aber abgesehen davon, hatte ich einfach das Bedürfnis, dich noch mal kurz zu sehen.« Sie betrachtet das Kleid, das am Schrank hängt, und schüttelt traurig den Kopf. » Es wäre echt eine Schande, wenn ich die Einzige wäre, die dich jemals darin zu Gesicht bekommt. Du sahst so schön aus.«
    » Danke«, murmle ich.
    Wir sitzen eine Weile schweigend da. Ich starre trotzig auf meinen Flauschteppich, während ich aus dem Augenwinkel mitbekomme, wie Emmas Blick immer wieder zwischen mir und dem Kleid hin- und herwandert.
    » Mein Entschluss steht fest, Em. Ich komme nicht mit auf den Ball«, sage ich.
    » Ich weiß. Aber, hey, wenn ich jetzt gleich wieder nach unten gehe, wird deine Mutter denken, ich hätte es noch nicht einmal probiert.« Sie stößt mich leicht mit der Schulter an und zwinkert verschwörerisch.
    Ich lächle. » Danke.«
    Emma versteht, dass ich nicht allein zum Ball gehen kann. Sie hat sofort gewusst, was los ist, als ich letzten Sonntag nach meinem Besuch bei Maggie zu ihr gelaufen und schluchzend in ihre Arme gefallen bin, als sie mir die Tür öffnete. Wir haben in ihrem Zimmer gesessen, und ich habe stundenlang geredet und geweint und sie hat mir geduldig Taschentücher gereicht und mir jedes Wort der Geschichte geglaubt, die ich erfunden hatte: dass ein naher Verwandter plötzlich schwer krank geworden sei und Bennett mit dem Nachtflug nach San Francisco zurückkehren musste, um in dieser schwierigen Situation bei seiner Familie zu sein. Dass er keine Zeit mehr gehabt hätte, sich von mir zu verabschieden, und sich erst gemeldet hätte, als er schon wieder in Kalifornien gewesen sei.
    Am nächsten Tag erzählte ich dieselbe Geschichte in der Schule und wartete ab, bis sie die Runde machte. Mehr war nicht nötig. Innerhalb weniger Stunden war die gesamte Westlake Academy darüber informiert, warum Bennett so plötzlich aus Evanston verschwunden war. Alle hatten mir die Lüge abgekauft.
    Ich betrachte meine beste Freundin, die so wunderschön und

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