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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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strahlend glücklich aussieht und sich freut, auf den Ball zu gehen, den sie seit einem halben Jahr mitorganisiert hat. Schlechtes Gewissen steigt in mir auf. Ich weiß, dass ich eigentlich mitgehen sollte. Allein schon ihr und Danielle zuliebe, um zu würdigen, wie viel Mühe sie sich gegeben haben. Und um Emma und Justin– im Smoking!– tanzen zu sehen. Aber das schaffe ich ohne Bennett einfach nicht. Noch nicht.
    » Bist du sauer auf mich? Weil ich nicht mitkomme?«
    Emma schüttelt den Kopf. » Nein, Darling. Ich bin nicht sauer. Ich bin nur…« Sie hält inne und spielt mit den Zotteln meines Teppichs.
    » Was?«, frage ich.
    » Nichts.«
    » Jetzt sag schon, Em.«
    Sie holt tief Luft und seufzt. » Du fehlst mir einfach. Die alte Anna fehlt mir, verstehst du? Ich weiß, dass du Bennett vermisst, aber verdammt… ich vermisse dich.«
    Ich weiche ihrem Blick aus. » Ich bin doch da.«
    » Nein, bist du eben nicht.«
    Sie hat recht und ich weiß es. Seit dem Tag, an dem mir der andere Bennett im Stadion auf der Tribüne gesagt hat, dass er immer wieder versucht hat, hierher zurückzukehren, habe ich genau das Gegenteil getan: Ich habe mich von allen hier immer weiter entfernt.
    Emma hört endlich auf, an den Zotteln zu zupfen, und sieht mich an. » Du bist meine beste Freundin, Anna, und es gibt total viele Sachen, die ich an dir liebe. Du bist cool und ehrgeizig, und ich finde es toll, dass du das mit dem Laufen so konsequent durchziehst… aber weißt du, was ich am allermeisten an dir bewundere? Was ich sofort gespürt habe– schon am allerersten Tag, als wir uns kennengelernt haben…?«
    Ich sehe sie fragend an.
    » Dass du stark bist. Du bist der stärkste Mensch, den ich kenne. Du bist total unabhängig, und es ist dir scheißegal, was andere von dir denken, du vertraust deinem Bauchgefühl… und du bist eine Kämpferin. Um diese innere Stärke habe ich dich immer beneidet, aber…«
    Das Ende des Satzes hängt in der Luft, als würde sie sich scheuen, es auszusprechen. Aber… was? Aber jetzt ist sie enttäuscht von mir, weil sie mehr erwartet hätte? Weil sie mich nicht für so schwach gehalten hätte?
    » Wo ist dein Kampfgeist geblieben, Anna?« Sie schaut mich eindringlich an und greift dann wieder nach meiner Hand. » Ich weiß, dass es erst eine Woche her ist, es ist nur…« Sie drückt einen Kuss auf meinen Handrücken. » Ich hätte meine Freundin gern wieder zurück.«
    Ich sehe sie an und spüre, wie sich mein Herz zusammenzieht. In diesem Moment wünsche ich mir nichts mehr, als dass ich alles vergessen und wieder in mein langweiliges, normales Leben zurückkehren könnte, in dem es so leicht war, stark zu sein. Ich würde Emma so gern erzählen, was mir in den letzten Wochen wirklich passiert ist und jetzt so schwer auf mir lastet, dass ich nicht die Kraft habe, wieder aufzustehen und zu kämpfen. Wogegen auch?
    » Ich glaube, jetzt muss ich wirklich gehen«, seufzt Emma und lässt widerstrebend meine Hand los, nachdem wir noch eine Weile schweigend dagesessen haben. » Die Leute vom Orga-Team sollen alle ein bisschen früher da sein, um die Ehrengäste zu begrüßen.« Sie steht auf und streicht ihr Kleid glatt, überprüft ihre Frisur im Spiegel und reibt mit dem Zeigefinger etwas verwischte Wimperntusche unter den Augen weg.
    » Es tut mir leid, Emma.«
    Sie lächelt traurig und wirft mir einen Luftkuss zu, bevor sie geht.
    Ich höre zwar ihre Stimmen nicht, kann mir aber vorstellen, wie sie jetzt mit Justin und meinen Eltern unten an der Treppe steht und ihnen in gedämpftem Tonfall sagt, dass sie es versucht, aber nicht geschafft hat, mich doch noch zum Mitkommen zu überreden. Als die Haustür zufällt, gehe ich zum Fenster und beobachte, wie Justin und Emma in den Wagen steigen. Bevor sie die Tür hinter sich zuzieht, schaut sie noch einmal zu mir hoch, sieht mich und winkt. Dann fahren sie davon.
    Ich starre auf die dunkle Einfahrt hinunter und denke an den Abend zurück, als Bennett mich vom Coffeehouse nach Hause brachte und dort– auch wenn ich nichts davon weiß– zum ersten Mal küsste. Auf der anderen Straßenseite ist das Gebüsch, in das sein Wagen rollte, weil er den Zeitpunkt für unsere Rückkehr an dem Tag, an dem wir Emmas Unfall ungeschehen machten, allen Berechnungen zum Trotz doch nicht ganz ideal geplant hatte. Die Erinnerung daran bringt mich zum Lächeln.
    Bennett würde zu mir zurückkommen, wenn er es könnte, davon bin ich überzeugt. Er wäre jetzt

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