Zwischen uns die Zeit (German Edition)
kaum Bilder…« Ich stocke, weil ich plötzlich ein Déjà-vu-Erlebnis habe. » Wow.«
» Was ist?«
Ich sehe ihn mit großen Augen an. » Sag mal, kann es sein, dass wir an dem Abend genau hier an dieser Stelle saßen. Vor dem Überfall, meine ich. In der ersten Version… vor dem Neustart.«
» Ja, es war ziemlich genau hier.« Er lächelt überrascht. » Heißt das, du erinnerst dich daran?«
» Ich weiß nicht… Ich bin mir nicht sicher, es ist eher so ein Gefühl.«
Bennett greift nach dem nächsten Buch. » Das hier ist wirklich praktisch, wenn man nur wenig Geld zur Verfügung hat, aber für unsere Zwecke eher nicht geeignet.« Zwinkernd legt er es auf das, in dem kaum Bilder sind, und hält das dritte Buch in die Höhe. » In diesem hier werden hauptsächlich Luxushotels und Edelrestaurants besprochen, also nicht gerade unsere Preisklasse, dafür sind die Fotos wirklich spektakulär, stimmt’s?«
Stimmt. Aber allmählich wird es mir ein bisschen unheimlich. Bevor er nach dem nächsten Buch greifen und wiedergeben kann, was ich ihm dazu erklärt habe, hebe ich die Hand. » Warum sagst du mir nicht einfach, welchen Reiseführer ich dir empfohlen habe?«
Er beugt sich vor, greift an mir vorbei ins Regal und zieht ein Buch heraus. » Entschuldige«, sagt er, als er dabei meinen nackten Arm streift. Er rutscht noch ein Stück vor, bis sich unsere Knie berühren. » Das hier ist dein Favorit.«
Ich nicke.
» Sehr ausführliche Beschreibungen, aussagekräftige Fotos. Empfehlungen für Hotels und Restaurants der mittleren Preisklasse, Tipps für Drei- und Fünf-Tages-Touren, aber auch längere Aufenthalte. Die perfekte Mischung, um die Route für Argottas Wettbewerb zusammenzustellen…«
» Du hast versprochen, mir zu erzählen, was du mit deiner besonderen Fähigkeit noch so alles tun kannst.«
Bennett sieht mich einen Moment lang schweigend an, dann nickt er langsam. » Okay. Wo war ich stehen geblieben…?« Er legt das Buch neben sich.
» Du greifst manchmal in minimalem Umfang in die Vergangenheit ein, um den Ausgang eines Ereignisses zum Besseren zu verändern, verhinderst dabei aber nicht das Ereignis an sich. Du kannst an jeden Ort der Welt und in andere Zeiten reisen, aber nur innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens.«
Er sieht mich an, als würde es ihn überraschen, dass ich mir das alles so genau gemerkt habe, dabei ist es eigentlich kein Wunder. Schließlich habe ich mich die ganze Nacht schlaflos im Bett gewälzt und mir das, was er mir erzählt hat, immer wieder durch den Kopf gehen lassen.
» Okay, der Zeitrahmen, innerhalb dessen ich mich bewegen kann, umfasst meine eigene Lebenszeit. Ich kann also eigentlich nur zwischen dem Moment meiner Geburt und dem, in dem ich mich aktuell befinde, hin- und herreisen. Einmal habe ich auch versucht, weiter zurückzugehen, und es hat sogar geklappt, nur… na ja, ich will jetzt nicht ins Detail gehen, aber sagen wir mal so: Es ist letztendlich ziemlich schiefgegangen. Seitdem habe ich es noch mehrmals probiert, aber es ist mir nie wieder geglückt.«
Ich stellte mir einen Zeitstrahl vor, der im Jahr unserer Geburt beginnt– ich nehme an, dass Bennett so alt ist wie ich– und bis heute reicht. » Das heißt also, du kannst nicht in die Zeit vor 1978 zurückreisen und auch nicht zu irgendeinem Datum nach dem heutigen Tag?«
Er weicht meinem Blick aus, greift nach einem der Reiseführer und lässt die Seiten durch die Finger gleiten wie bei einem Daumenkino. » Nein, ich kann auch über den heutigen Tag hinaus reisen.«
Ich bin verwirrt. » Aber du hast doch gerade gesagt, dass du nicht über deine Lebenszeit hinausreisen kannst, also wie…?« Nachdem Bennett keine Anstalten macht, mir etwas zu erklären, formuliere ich meine Frage um. » Okay, dann eben so: Wie weit über das Jahr 1995 hinaus bist du schon in der Zukunft gewesen?«
Er holt tief Luft. » Bis ins Jahr 2012.«
» Aber das ist dann doch weit jenseits deiner Lebenszeit gewesen.«
Bennett sieht mich stumm an, und ich spüre, wie mir schwindelig wird, während ich langsam begreife. » Moment mal… wann bist du geboren worden?«
Eine gefühlte Minute verstreicht, bevor er mir antwortet. » Am sechsten März 1995.«
Ich starre ihn an. » Aber das ist gerade mal einen Monat her.«
» Ja, ich weiß.«
» Am sechsten März 1995?«, hake ich noch einmal nach.
» Ja.«
Die Erkenntnis trifft mich wie ein Keulenschlag. Die Fotos in Maggies Wohnzimmer, das gerahmte Bild ihrer
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