Zwischen uns die Zeit (German Edition)
um einen Reisegutschein im Wert von fünfhundert Dollar.
Ich zwinge meine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt zurück und überlege, wie ich ihr am besten antworten kann, ohne zu viel zu verraten. » Na ja, was auf jeden Fall jeder mal gesehen haben sollte, sind die …« beginne ich, als ich plötzlich Bennett entdecke, der vor dem Klassenraum an der Wand lehnt und nicht nur unglaublich gut aussieht, sondern auch eindeutig so, als würde er auf mich warten. Unwillkürlich beschleunigt sich mein Puls.
» Du meinst, die Tempelanlagen?«, hakt Courtney nach. » Okay, dann werde ich…« Ihre Stimme wird vom Hämmern meines Herzens übertönt, als wir vor Bennett ankommen.
» Hey, Anna«, sagt er und lächelt mich so strahlend an, dass meine Knie weich werden.
» Hallo, Bennett.«
Courtney blickt stirnrunzelnd zwischen Bennett und mir hin und her. Wahrscheinlich fragt sie sich, warum die Luft plötzlich so knistert. Auf einmal umspielt ein wissendes Lächeln ihre Lippen und sie verabschiedet sich mit einem spöttischen: » Oh… dann will ich mal nicht weiter stören.«
» Können wir reden?« Bennett greift nach meiner Hand.
Ich sehe zögernd zur Tür. » Klar. Aber Spanisch fängt gleich an.«
» Ich weiß. Komm trotzdem kurz mit, ja?« Ich folge ihm durch einen der Nebenausgänge nach draußen, und während wir einen von Büschen gesäumten Weg entlanggehen, höre ich aus der Ferne den zweiten Gong. Bennett steigt mit mir einen kleinen Abhang hinauf und zieht mich an der Hand zu einer versteckt zwischen Bäumen stehenden Bank. Als wir uns setzen, fällt mein Blick auf die breite Fensterfront der Cafeteria, die genau unter uns liegt und durch die ich deutlich den Tisch erkennen kann, an dem ich mit Emma und Danielle immer sitze.
» Ich wollte mich unbedingt noch mal bei dir entschuldigen, wegen dem, was gestern Abend… passiert ist.« Bennett beugt sich vor, klaubt einen Stock vom Boden und zeichnet damit Muster in den vereisten Schnee. Der Blick in seinen Augen ist so traurig, dass es mir Angst macht. » Es ist nur… Ich habe schon so oft davon geträumt, dich zu küssen, dass ich… dass ich einfach nicht anders konnte.«
Ich schaue ihn an und hoffe, dass er auch jetzt vielleicht wieder nicht anders kann, aber er weicht meinem sehnsüchtigen Blick aus. » Dabei hatte ich mir so fest vorgenommen, mich zusammenzureißen, weil es dir gegenüber total unfair ist, etwas anzufangen, was im wahrsten Sinne des Wortes keine Zukunft hat. Ich wollte nicht, dass alles noch schwieriger wird, verstehst du? Deswegen hatte ich eigentlich vor, dir erst alles zu erzählen, bevor… du weißt schon… damit du selbst entscheiden kannst, was du davon hältst.« Er zögert kurz und fügt dann leise hinzu: » Was du von mir hältst.«
» Das weiß ich zwar schon«, antworte ich und verberge tapfer meine Enttäuschung. » Aber es kann trotzdem nichts schaden, wenn du mir auch noch den Rest deines Geheimnisses erzählst.« Ich lächle aufmunternd, obwohl ich gleichzeitig Angst vor dem habe, was er sagen wird, weil ich ahne, dass es etwas mit einem Mädchen zu tun hat. Ich habe nie vergessen, wie verzweifelt er an dem Abend, als ich ihn im Park auf der Bank gefunden habe, immer wieder » Ich muss sie finden. Ich muss sie finden« vor sich hin murmelte und später im Coffeehouse erzählte, ein Mensch sei verschwunden und er wäre schuld daran. Es klang so, als würde ihm dieser Mensch ziemlich viel bedeuten.
» Ich habe meine Schwester verloren«, sagt Bennett unvermittelt. » Wir sind immer zusammen auf Konzerten gewesen.«
Brooke. Das dunkelhaarige Mädchen auf dem Foto auf Maggies Kaminsims, das ihren kleinen Bruder im Arm hält. Bennetts Schwester, die zwei ist oder neunzehn– je nachdem. Aus irgendeinem Grund fällt sie mir erst jetzt wieder ein.
» Das ist so eine Art Hobby von mir«, erzählt Bennett. » Ich recherchiere die Tourdaten von Bands, die ich gut finde, und reise zu ihren Konzerten in die Vergangenheit. Na ja… und Brooke… hat mich immer begleitet.«
Seine Stimme ist stockend, und ich spüre, dass jetzt der wichtigste Teil seines Geheimnisses kommt, dass alles andere nur eine Art Vorbereitung auf das war, was ihn am Allermeisten beschäftigt– der Grund, warum er hier ist. » Ich habe dir doch gesagt, dass ich nur innerhalb der Grenzen meiner eigenen Lebenszeit reisen kann, erinnerst du dich?«
Ich nicke angespannt. » Natürlich.«
» Wenn ich versuche, an einen Tag in der Zeit zurückzureisen,
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