Zwischen uns die Zeit (German Edition)
damit ich mich darum kümmern kann.«
» Wie so eine Art Superheld, der die Welt rettet?«
» Ja, genau. Aber ich musste ihn leider enttäuschen. Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu der Entscheidung gekommen, dass es falsch wäre, Ereignisse zu ändern, nur weil ich dazu theoretisch in der Lage bin. Du hast doch bestimmt schon mal was vom Schmetterlingseffekt gehört, oder? Das ist ein Begriff aus der Chaostheorie, der dafür steht, dass selbst kleinste Einflüsse ungeahnte und nicht berechenbare Folgen haben können, der Flügelschlag eines Schmetterlings auf der einen Seite der Erde könnte zum Beispiel einen Hurrikan auf der anderen bewirken. Ich fürchte, wenn ich in den Lauf der Geschichte eingreifen würde, könnten die Konsequenzen so extrem sein, dass ich sie nicht mehr im Griff hätte, und dieses Risiko will ich nicht eingehen.«
Er schweigt einen Moment und ich lausche in die Stille hinein.
» Aber dann ist Dad eine Möglichkeit eingefallen, wie sich meine Gabe noch nutzen lassen könnte. Diesmal war seine Idee allerdings nicht ganz so uneigennützig.«
Ich male weiter Kreise in seine Handfläche, weil ihn das zum Weiterreden zu animieren scheint.
» Als Brooke und ich klein waren, hatten wir nicht besonders viel Geld. Es war nicht so, als hätten wir am Hungertuch genagt oder so, aber du hast ja die Villa gesehen, in der meine Mutter aufgewachsen ist, dagegen war unser Haus eher bescheiden. Mein Vater hat früher bei einer Bank gearbeitet und seinen Job gehasst. Ich weiß nicht mal, was er dort genau gemacht hat, aber er war oft schlecht gelaunt, wenn er nach Hause kam, und meine Eltern haben sich viel gestritten. Irgendwann fing er wieder damit an, jede freie Minute im Internet zu verbringen, nur dass er diesmal die Aktienkurse erfolgreicher Unternehmen im Laufe der letzten Jahre…«
» Das ist jetzt nicht dein Ernst!«, unterbreche ich ihn und drehe mich abrupt zu ihm um. » Sag mir, dass du das nicht getan hast!«
» Doch, habe ich. Er hat mir eine Liste mit Daten gegeben, und ich bin immer eine Woche vor dem Termin, zu dem die Aktien eines Unternehmens erheblich im Wert stiegen, in die Vergangenheit zurückgereist und habe ihm einen Brief an seine damalige Adresse geschickt, in dem ich ihm einen Börsentipp gegeben habe, worauf er die Aktien dann zu einem günstigen Preis eingekauft hat. Nach demselben Prinzip habe ich ihm Briefe geschickt, in dem ich ihm den besten Moment angekündigt habe, um die Aktien wieder gewinnbringend abzustoßen. Tja, dadurch hatte er dann plötzlich eine neue Einnahmequelle.«
» Aber ist das nicht illegal?«
» Zeitreisen sind in der Gesetzgebung nicht vorgesehen. Es gibt das Verbot von Insidergeschäften, aber da geht es nur darum, dass Menschen, die über Informationen verfügen, die der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stehen, keine Aktien kaufen oder verkaufen dürfen. Die Informationen, die wir verwendet haben, waren ja öffentlich. Man brauchte nur ins Internet zu schauen.«
Ich schüttle fassungslos den Kopf.
» Okay, ich gebe zu, dass das moralisch vielleicht nicht ganz korrekt war, aber wir haben damit ja niemanden geschädigt, und ich war froh, dass meine Eltern mich endlich in Ruhe gelassen haben und alle glücklich waren. Ich konnte reisen, wohin ich wollte, und mit Brooke auf Konzerte gehen, meine Mutter bekam das Leben, von dem sie immer geträumt hatte, und Dad war glücklich darüber, es ihr bieten zu können.«
» Ich nehme an, dein Vater hat einigen Gewinn mit seinen Aktien gemacht.«
» Die Kurse unterliegen natürlich immer wieder Schwankungen, aber wenn man weiß, wo man investieren muss…«
» …kann man damit eine Menge Geld verdienen«, beende ich den Satz für ihn.
» Klar. Man kann sogar Millionen damit verdienen.«
» Millionen?«
» Ich sage ja nicht, dass wir es darauf angelegt haben.«
» Natürlich nicht«, lache ich. » Ihr habt nur irgendwann den Überblick verloren und seid ganz aus Versehen Millionäre geworden, schon klar.« Mein Freund ist Zeitreisender und Millionär. Unglaublich. » Trotzdem verstehe ich nicht, wovon du hier lebst. Hast du Zugang zu dem Geld?«
» Das ist schon wieder die nächste Frage.«
» Ich weiß.«
» Also gut, du wissbegieriges Ding, du«, gibt Bennett lächelnd nach. » Ich habe Bargeld mitgebracht. Sehr viel Bargeld. Alle Scheine sind vor 1995 gedruckt worden und liegen in meinem Zimmer bei Maggie in einem Versteck.«
» Und Brooke?«
» Hatte einen mit Geld
Weitere Kostenlose Bücher