Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
Vom Netzwerk:
pastellfarben gestrichenen Häusern, die sich an den Berghang schmiegen, bunte Fischerboote im Hafen. Einfach traumhaft.« Sein Blick bleibt an meinem Mund hängen. » Du wirst es lieben«, flüstert er, bevor er mich küsst. Und als unsere Lippen sich berühren, kommt es mir so vor, als wären wir bereits dort.
    ***
    » Bin wieder da!«, rufe ich in Richtung Wohnzimmer, wo Licht brennt, und will die Treppe zu meinem Zimmer hinaufstürmen. Ich habe jetzt nur noch einen Wunsch: meinen vom Klettern schmerzenden Körper unter die Dusche zu stellen und danach ins Bett zu kriechen und von Bennett zu träumen.
    » Annie? Kommst du mal«, ruft Dad.
    » Was gibt’s denn?«, rufe ich und mache widerstrebend kehrt. Meine Eltern treten mit ernsten Mienen in den Flur– wahrscheinlich wollen sie mir eine Moralpredigt darüber halten, wie ich den ganzen Tag mit einem Jungen verbringen kann, den ich ihnen noch nicht einmal ordentlich vorgestellt habe. Doch dann sehe ich erschrocken, dass Mom geweint hat.
    » Was ist passiert?«
    » Justin. Er hat…« Mom zieht mich an sich und will mich umarmen, aber ich trete einen Schritt zurück.
    » Was ist mit Justin?«
    Als Mom zu schluchzen beginnt, übernimmt Dad das Reden. » Er hatte einen Autounfall. Wir haben es erst vor einer Stunde erfahren, aber es muss irgendwann heute tagsüber passiert sein.«
    » Einen Autounfall?«
    Meine Mutter wischt sich die Tränen von der Wange und ringt um Fassung. » Ja. Genaueres wissen wir selbst noch nicht… Er war wohl auf dem Weg nach Chicago. Die Reillys sind im Krankenhaus und haben uns von dort aus angerufen. Wir haben nur noch auf dich gewartet, damit wir gemeinsam zu ihm fahren können.«
    » Aber wieso ist Justin überhaupt nach Chicago gefahren? Er hat doch gar kein Auto.«
    Dann wird mir alles klar.
    » Oh mein Gott, er war mit Emma zusammen.«

19
    Auf dem Weg ins Krankenhaus spricht keiner von uns, jeder hängt seinen eigenen sorgenvollen Gedanken nach.
    Dad fährt dieselbe Strecke, die Emma immer nimmt, wenn sie in Chicago auf Shoppingtour geht. Ich starre wie betäubt aus dem Fenster und rechne die ganze Zeit damit, irgendwelche Spuren des Unfalls zu sehen. Bremsspuren oder zersplittertes Scheinwerferglas– Hinweise darauf, wo Justin und Emma sich befanden, als ihr Leben von einem Moment zum anderen diese schreckliche Wendung nahm.
    Dad lässt uns vor dem Haupteingang aussteigen, bevor er einen Parkplatz sucht. Mom und ich brauchen nicht lange, um das Wartezimmer zu finden, in dem Justins Eltern sitzen. Als wir hereinkommen, stehen sie auf und umarmen uns stumm. Die Augen von Justins Mutter sind gerötet und geschwollen, als hätte sie seit Stunden geweint. Sie erzählt uns, was passiert ist, aber ich stehe immer noch so unter Schock, dass lediglich die groben Details in mein Bewusstsein vordringen. Der Unfall habe sich um kurz nach zwei ereignet, aber es seien dreieinhalb Stunden vergangen, bis die Polizei sie telefonisch erreicht habe und sie im Krankenhaus sein konnten. Die Eltern des Mädchens, das gefahren sei, seien schon früher hier gewesen, was gut sei, weil es sie schlimmer erwischt hätte als Justin. Sie sei operiert und danach auf die Intensivstation gebracht worden. Ihr Zustand sei immer noch kritisch. Justin habe den Unfall einigermaßen unversehrt überstanden, würde aber noch zur Beobachtung hierbehalten.
    Ich lasse mich in einen Stuhl fallen und registriere nur am Rande, wie Mom Justins Mutter umarmt und ihr etwas ins Ohr flüstert. Mir kommt es vor, als würden sich alle um mich herum wie in Zeitlupe bewegen.
    » Emma?«, höre ich Justins Mutter mit rauer Stimme fragen. » Wer ist Emma? Woher kennt er sie?«
    Die anderen Leute, die im Wartezimmer sitzen, werfen uns immer wieder verstohlene Blicke zu. Vielleicht lenken sie sich damit von den eigenen Sorgen ab, die der Grund dafür sind, dass sie an einem Samstagabend hier sitzen.
    » Emma ist Annas beste Freundin aus der Westlake Academy. Anscheinend hatte Justin heute ein Date mit ihr.«
    Justin und Emma. Emma und Justin. Meine beste Freundin und mein bester Freund. Mir schnürt es beinahe die Luft ab. Das muss ein Irrtum sein. Mein Verstand weigert sich, das Offensichtliche zu akzeptieren.
    Irgendwann spüre ich, wie Mom sich neben mich setzt und mir einen Arm um die Schulter legt. » Ach, Schatz«, flüstert sie traurig und streicht mir mit sanften, kreisenden Bewegungen über den Rücken. Dieses unsichtbare Muster fühlt sich unendlich vertraut und tröstlich

Weitere Kostenlose Bücher