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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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den Spaniern eingeführten traditionellen Filigree-Technik, meisterlich aus Mahagoni geschnitzte Modelle der Galeonen, mit denen die Eroberer über die Meere segelten, und Panamahüte, die so dicht geflochten sind, dass sie sogar imstande sind, Wasser zu halten.‹ Wahnsinn, oder?«
    Ich betrachte Emma lächelnd. » Dir stehen Hüte echt gut«, sage ich, diesmal jedoch etwas lauter. » Weißt du was? Wenn ich den Reisegutschein von Argotta gewinne, fahre ich nach Yucatán und bringe dir so einen Panamahut mit!« Ich werfe noch einen Blick in den Reiseführer. » Oh– hier steht außerdem, dass dort die schönsten Hängematten der Welt gewebt werden.« Ich sehe wieder auf. » Oder soll ich dir lieber so eine mitbringen? Die könnten wir dann im Sommer bei euch im Garten aufhängen und uns vorstellen, wir würden zwischen zwei Palmen am Strand liegen. Was meinst du? Hut oder Hängematte?« Ich greife nach ihrer Hand und hoffe wider besseres Wissen auf irgendeine Reaktion, doch ihr Gesicht bleibt vollkommen regungslos. » Okay, verstehe. Dann bringe ich dir einfach beides mit.«
    Auf der Suche nach einem anderen Thema, das sie interessieren könnte, blättere ich durch die Seiten, als mir plötzlich die Buchstaben vor den Augen verschwimmen. Ich lasse das Buch sinken und sehe Emma an. » Es tut mir so unendlich leid, Em«, flüstere ich hilflos, bevor der Damm endgültig bricht und ich endlich darüber weinen kann, dass sie womöglich nie wieder dieselbe sein wird, nur weil sie einen winzigen Moment nicht aufgepasst hat. Würde ich jetzt neben ihr sitzen, wenn am Samstag nur ein kleines Detail anders verlaufen wäre? Wenn Emma und Justin nicht beschlossen hätten, nach Chicago zu fahren, sondern stattdessen ins Kino gegangen wären oder hier in Evanston in die Mall? Wenn sie zehn Minuten früher oder später losgefahren wären? Wenn Emma schon vor der Fahrt eine CD in die Anlage geschoben hätte? Wenn sie an jedem Stoppzeichen gehalten hätte, sodass sie später zu der Kreuzung gekommen wären? Wenn der Fahrer des anderen Wagens zu Hause etwas vergessen hätte, noch einmal zurückgefahren und drei Minuten später zu der Kreuzung gekommen wäre, wo sie den Unfall hatten? Wenn ich von ihrem CD -Chaos nicht genervt gewesen wäre und ihr das Case nicht geschenkt hätte? Wenn, wenn, wenn. Wenn irgendetwas anders verlaufen wäre– eine winzige Kleinigkeit nur–, dann hätten Emma und ich gestern im Coffeehouse gesessen, Latte Macchiato getrunken und von unseren Dates geschwärmt.
    Bennett müsste nur eine einzige dieser winzigen Kleinigkeiten ändern, um es uns zu ermöglichen, genau das zu tun. Er ist der einzige Mensch, der die Macht besitzt, alles wiedergutzumachen, aber er hat zu viel Angst, auf Rewind zu drücken.
    Ich stehe auf, beuge mich über Emma und küsse sie auf die Wange. » Ich muss jetzt gehen«, flüstere ich ihr ins Ohr. » Aber ich komme wieder. Ich werde das, was passiert ist, in Ordnung bringen, und danach wird es für dich sein, als wäre nie etwas geschehen.«

22
    Mom sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als sie mich vor dem Haus absetzt. » Ich bin beeindruckt.«
    » Es gehört seiner Großmutter«, erkläre ich, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass das Haus, das sein Vater sich mit dem Geld aus den Aktiengewinnen gekauft hat, mindestens genau so beeindruckend ist. » Danke, dass du mich zu Emma gefahren und wieder abgeholt hast, Mom. Und gib Dad noch mal einen dicken Kuss von mir dafür, dass er meine Schicht übernommen hat. Ihr seid die Besten!«
    Ein paar Sekunden später stehe ich vor der Tür, schlage den Löwenkopf aus Messing gegen das Holz und warte mit angehaltenem Atem. Als Bennet mir öffnet, lasse ich ihm erst gar keine Zeit, irgendetwas zu sagen, sondern platze sofort mit einem » Ich war gerade noch mal bei Emma im Krankenhaus« heraus.
    Er wirft einen nervösen Blick über die Schulter, tritt dann zu mir auf die Veranda und zieht die Tür hinter sich zu.
    » Wie geht es ihr?«, fragt er und seiner Stimme ist anzuhören, dass die Frage ehrlich gemeint ist.
    » Unverändert. Ihr Zustand ist kritisch, und sie wissen nicht, wann sie aus dem Koma erwacht.«
    » Du darfst nicht so ungeduldig sein, Anna. Ich bin mir sicher, dass sie bald aufwacht.«
    » Ach, und woher weißt du das so genau? Weil du sie in der Zukunft gesehen hast, wo sie auch ohne ihre Milz glücklich war?«
    » Die Milz ist kein lebenswichtiges Organ. Im Grunde genommen braucht man sie gar nicht.«
    » Darum

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