Zwischen uns (German Edition)
dazu brachte, ihr alles zu erzählen. Vielleicht hat sie sich mit uns gelangweilt, nachdem uns nichts Neues mehr einfiel.“
Der Laden war erfüllt vom Duft nach Zimt, Nelken, Lebkuchen. Ein Weihnachtsduft, der plötzlich meinen Magen zum Revoltieren brachte. „Ich glaube, sie hat einfach nur zu tun.“
Carlos öffnete den Mund. Schloss ihn und wandte sich wieder seinem Laptop zu. Ich hatte keine Zeit, nochmal nachzuhaken, was er tatsächlich meinte, weil in diesem Moment Sadie durch die Tür kam und ich loslief, um ihr rasch einen Sessel zurechtzurücken. Sie sah aus, als würde sie gleich platzen.
„Was zum Teufel?“, fragte ich, aber mit sanfter Stimme, weil ich die Anspannung in ihrem Gesicht sah. „Sadie, wow, solltest du wirklich noch draußen rumlaufen?“
„Ich werde verrückt zu Hause“, gab sie zu. „Ich bin schon fast eine Woche über dem Termin. Die Hebamme sagt, sie will noch keine Geburtseinleitung machen, und ich soll mich so viel wie möglich bewegen. Sie sagt, kleine Spaziergänge würden mir guttun.“
Sadie gelang ein Lächeln. „Ich hab fünfundvierzig Minuten gebraucht, um meinen Bauch hierher zu schieben. Alles, was ich will, ist eine heiße Schokolade und irgendein Stück Kuchen, und dann werde ich hier in der Ecke sitzen und mein Buch lesen und beten, dass das Kind bald kommt.“
Ich lachte mitfühlend. „Ich bete, dass du keinen Blasensprung hast, bevor du wieder zu Hause bist. Du hast eine Hebamme?“
Sie nickte. „Ja. Ich will aber keine Hausgeburt, das ist mir dann doch zu abenteuerlich.“
„Meine Freundin Elaine hatte eine Hebamme für ihre beiden Kinder. Zwei Hausgeburten. Sie will das dritte auf die gleiche Art bekommen. So schlecht ist es also nicht“, fügte ich hinzu. „Auch wenn ich zugeben muss, für mich wäre das nichts. Wenn ich mal Kinder bekomme, möchte ich eine PDA von der ersten Wehe an.“
Sadie lachte leise. „Ja, eine PDA klingt wirklich von Tag zu Tag besser. Joe versteht auch nicht, warum ich etwas durchstehen will, von dem ich jetzt schon weiß, dass es der schlimmste Schmerz meines Lebens sein wird. Ich kann es ihm nicht erklären. Ich schätze, es hat etwas mit Stolz zu tun. Weiblichem Stolz.
Wir glucksten beide, und ich streichelte kurz ihre Schulter. „Ich mach dir rasch eine heiße Schokolade. Wie wäre es mit einem dicken fetten Stück Gewürzkuchen und dazu frische Schlagsahne? Heute Morgen erst geschlagen.“
„Ja, ja und nochmals ja. Danke.“ Sadie schälte sich aus Schal und Mantel und lehnte sich dann seufzend in ihrem Sessel zurück. „Hallo, Carlos!“
Ich ließ die beiden sich begrüßen und ging zurück zum Tresen. Brandy hatte heute mit mir Schicht, und kaum war ich bei ihr angelangt, bestürmte sie mich. „Das ist Sadie?“
Ich drängte mich an ihr vorbei, um Sadies Schokolade zu machen. „Ja.“
„Joes Frau?“
Ich sah sie ungeduldig an. „Ja. Sadie. Warum?“
„Einfach so. Ich hab mich nur gefragt, wie sie aussieht, das ist alles.“
Bevor ich etwas antworten konnte, klingelte das Telefon, also wartete ich kurz mit der Schokolade, um ranzugehen, da Brandy offensichtlich keine Anstalten machte, den Hörer abzunehmen.
„Tesla, ich bin‘s.“ Joy klang müde.
Ich sah auf die Uhr. Sie sollte mich um zwei ablösen. Um noch ein paar Last-Minute-Einkäufe zu erledigen, hatte ich vor, eine Stunde früher Feierabend zu machen. „Hi.“
„Ich kann heute nicht reinkommen. Du musst bleiben.“
Ärger brachte nichts, aber er ließ sich auch nicht abschütteln. „Was? Nein. Ich kann nicht. Ich hab dir doch gesagt, ich muss heute eine Stunde früher gehen.“
„Ich kann nicht!“, wiederholte Joy. „Und wir brauchen jemanden, der den Laden schmeißt. Du kannst Brandy oder Moira nicht alleine lassen.“
Ich sah zu Brandy hinüber, die, Wunder über Wunder, die Schokolade fertig gemacht hatte und ein Stück Gewürzkuchen abschnitt, um beides Sadie zu bringen. „Verdammt, Joy. Wirklich? Kannst du nicht … Ich muss …“
Ich verstummte, seufzte. „Und wenn ich Darek anrufe, dass er reinkommt?“
„Was? Nein! Er arbeitet nicht mehr hier!
Aufgrund der regelmäßigen Updates seines Connex-Status‘ wusste ich, dass Darek gerade zwei Jobs hatte. Einen im Deli am anderen Ende der Stadt, der um ein Uhr mittags schloss, den anderen abends in einer Bar. Er könnte vermutlich rund um die Feiertage gut ein paar zusätzliche Stunden gebrauchen, und auch wenn er das Mocha nie alleine geschmissen hatte, wusste er doch
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