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Zwischen uns (German Edition)

Zwischen uns (German Edition)

Titel: Zwischen uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Simone machte in der Regel keine große Szene. Sie konnte allerdings eine Schnute ziehen, und auch jetzt verzog sich ihr süßer Mund auf eine Weise, dass ich ihr ihren Wunsch nicht abschlagen konnte. Ich seufzte. „Deine Mama wird vermutlich ziemlich wütend auf mich sein.“
    Viel wahrscheinlicher war es, dass ihr Vater mir eine Standpauke halten würde, wie ich eine Vierjährige sich nur so auftakeln lassen konnte, auch wenn Vic keinen Deut besser darin war, Simone einen Wunsch abzuschlagen. Sie seufzte, zuckte ihre kleinen Schultern. Die Schnute blieb.
    „Also schön. Komm her.“ Ich legte den Lidschatten weg und hielt ihr den Glitzer-Eyeliner hin. „Aber du musst mir versprechen, dass du nachher ohne großes Gejammer duschen gehst, hörst du? Ehrenwort! Es ist wirklich wichtig, dass du das ganze Zeug abwäschst, bevor du schlafen gehst.“
    „Damit man keine Pickel bekommt“, sagte Simone mit diesem glücklichen Grinsen von Kindern, die ihren Willen bekommen haben.
    „Genau. Keine Pickel.“ Mit sechsundzwanzig sollte ich eigentlich zu alt sein für Pickel, doch ich wurde jeden Monat daran erinnert, dass dem nicht so war. „Setz dich hier hin.“
    Sie kletterte auf den Rand des Waschbeckens und ließ ihre kleinen Füße gegen den Unterschrank baumeln, bis ein strenger Blick von mir ihr Einhalt gebot. Ich befahl ihr, die Augen zu schließen, hob dann ihre Oberlider mit Glitter-Eyeliner hervor. Es war billiges Zeug, das eigentlich junge Mädchen als Zielgruppe hatte, aber ich liebte es, wie alles, was glitzerte und leuchtete. Genauso erging es Simone. Sie summte glücklich vor sich hin, während ich ihr mit einer anderen Farbe eine kleine Blume auf die Wange malte - dagegen konnte ihr Dad doch nichts haben, oder? Es war wie Schminken zum Fasching.
    „Fertig. Und, wie gefällt‘s dir?“
    Sie drehte sich, um in den Spiegel zu gucken, die Augenbrauen zusammengezogen. Sie sah noch mehr aus wie ihr Dad, wenn sie das tat. Prüfend. Dann grinste sie. „Ich mag die Blume!“
    „Gut. Und jetzt“, sagte ich, hob sie hinunter und klopfte ihr auf den Hintern, „verschwinde, Kleine, ich muss mich fertigmachen.“
    „Du hast ein Date“, sang Simone. „Stimmt‘s? Das hat Daddy jedenfalls zu Mama gesagt.“
    „Ach, hat er?“ Jetzt war es an mir, die Stirn zu runzeln. Nur ein kleines bisschen. Ich betrachtete mich im Spiegel.
    „Ja.“ Ich sah im Spiegel, wie Simone mit den Schultern zuckte, kaum noch interessiert.
    „Also … na schön: Ja, ich habe ein Date.“
    „Wirst du ihn küssen?“
    Ich drehte mich zu ihr um. „Woher hast du so was?“
    „Fernsehen“, sagte sie unbekümmert.
    „Du solltest mehr lesen“, murmelte ich. Dabei war das absurd, Simone ging noch nicht mal zur Vorschule. „Jetzt verschwinde. Geh schon. Ich hab zu tun, Kleine.“
    Sie ließ mich nur widerstrebend allein, meine Date-Vorbereitungen waren anscheinend sogar spannender als Fernsehen. Über mir hörte ich tapsende Schritte und Willkommensrufe. Vic war nach Hause gekommen. Ich würde ihm also vermutlich noch begegnen, bevor ich ging.
    Und tatsächlich saßen sie alle in der Küche, als ich aus dem Keller hochkam. Elaine, die sich, Bauch voran, langsam mit einem Topf voller Käsemakkaroni hinüber zum Tisch bewegte, warf mir einen prüfenden Blick zu, sagte aber nichts. Vic dagegen schnaubte leise und schüttelte den Kopf. Aber er verlor kein Wort, was vielsagend genug war - früher hatte er den Mund nicht halten können. Die Ehe hatte ihn weichgespült, ein bisschen zumindest.
    „Viel Spaß“, sagte Elaine, während sie einen Löffel Nudeln auf Max‘ Teller schob. „Sei vorsichtig.“
    Ich lachte. Allein diesem Date zugestimmt zu haben, erschien mir das Gegenteil von „vorsichtig“ zu sein. „Es kann spät werden. Wartet nicht auf mich.“
    „Wir lassen das Licht für dich an“, sagte Vic.
    Ich drückte Vics Schulter. „Danke.“
    „Cap lässt ausrichten, dass dein Wagen morgen fertig ist.“ Vic hielt seinen Teller hoch, um seine Portion Makkaroni entgegenzunehmen, sah mich dabei aber unverwandt an. „Ich kann dich morgens mit zur Werkstatt nehmen, wenn du willst.“
    Das war seine Art zu fragen, ob ich plante, nachts nach Hause zu kommen. Aber erstens ging ihn das nichts an, zweitens wusste ich das selbst noch nicht, und drittens hatte ich ja den Wagen meines Bruders. Also lächelte ich nur und winkte ihm zu, was ihn zur Weißglut brachte. Elaine lachte. Sie liebte ihn zwar so sehr, dass sie ihn geheiratet und

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