Zwischen uns (German Edition)
Kinder mit ihm hatte, aber das harmlose Sticheln machte ihr trotzdem Spaß.
Und ihm tat es gut, so geneckt zu werden.
Und vor allem: so geliebt zu werden.
„Bis später“, sagte ich und war aus der Tür, bevor mich irgendjemand zurückhalten konnte.
Meredith hatte es ein Date genannt, und ich nahm an, dass sie das nur zum Spaß gesagt hatte. Trotzdem hatte ich mich entsprechend zurechtgemacht. Mein Herz schlug schneller, ich hatte schwitzige Hände, und ich war genauso aufgeregt wie bei jedem anderen Date. Vielleicht sogar noch mehr.
Wir hatten ausgemacht, uns im Slaughtered Lamb zu treffen, weil es dort nach Merediths Worten einen himmlisch leckeren Shepherd‘s Pie und Live Musik gab. Irgendeine irische Band. Das Lokal gehörte nicht zu den angesagten Bars und Clubs auf der Second Street, sondern lag in einer Seitenstraße, weshalb ich erst höchstens ein oder zwei Mal da gewesen war.
Meredith dagegen schien Stammgast zu sein, der Art und Weise nach zu urteilen, wie der Türsteher sie begrüßte und auch die Kellnerin lächelte, als sie uns zu unserem Tisch geleitete. Meredith machte es sich auf ihrem Stuhl bequem und zog ihre Lederhandschuhe mit dem Seufzer einer Frau aus, die froh war, der Kälte entronnen zu sein … während ich ernsthaft darüber nachdachte, meine Fäustlinge anzulassen, um das Zittern meiner Hände zu verbergen.
„Hallo, meine Hübsche“, sagte Meredith, nachdem die Kellnerin uns die Karte gebracht hatte und wieder gegangen war. „Ich liebe diesen Schal.“
Es war nichts Besonderes, nur ein blaugrünes Seidentuch, das ich mir um den Hals gebunden hatte, seitlich geknotet, über dem U-Boot-Ausschnitt meiner schlichten Bluse. Ich berührte es jedoch bei Merediths Kompliment.
„Schöner Fünzigerjahre-Stil, wie ein französischer Matrose“, sagt sie. „Sehr Audrey Hepburn.“
Das war genau der Stil, den ich hatte imitieren wollen, auch mit meinem Make-up. „Danke.“
Und danach war alles gut.
Vor allem war es ihre Art. Wie einfach sie es einem machte, mit ihr zusammen zu sein. Sie war hier anders als im Café. Ein bisschen weniger strahlend, ein bisschen sanfter, ihre Stimme ein Flüstern, sodass ich mich über den Tisch lehnen musste, um sie zu verstehen, auch wenn ich ihr Lachen immer problemlos hörte.
Ich brachte sie gern zum Lachen.
„Siehst du“, sagte sie, als ich ihr die Situation zwischen meinem Bruder und seiner Mitbewohnerin beschrieben hatte, „du hast ein großes Talent fürs Geschichtenerzählen. Ich verstehe nicht, warum du im Mocha immer so zögerst, dazuzustoßen.“
„Ich möchte meine Geheimnisse nicht mit Fremden teilen. Dann wären es ja auch keine Geheimnisse mehr.“
„Warum muss etwas ein Geheimnis sein?“ Sie lächelte.
Ich fuhr mit meiner Gabel durch den restlichen Kartoffelbrei auf meinem Teller. Sie hatte recht gehabt mit dem Shepherd‘s Pie. „Ich begegne diesen Leuten jeden Tag auf der Arbeit. Ich möchte nicht, dass sie über mein Sexleben Bescheid wissen.“
„Es geht bei uns nicht immer nur um Sex. Wir sprechen über alles Mögliche.“ Meredith hatte ihren Teller nur zur Hälfte gegessen, und jetzt schob sie ihn mit den Fingerspitzen von sich.
Ich wischte mir mit einer Papierserviette den Mund ab und dachte daran, wie sie den Abdruck ihrer Lippen auf der Serviette hinterlassen hatte, die ich dann doch irgendwann in den Müll geworfen hatte. „Was interessiert dich eigentlich so an Geheimnissen und Geschichten?“
Sie zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich interessiere mich einfach für andere Menschen. Man kann vermutlich sagen, dass ich so was wie eine … Sammlerin bin.“
„Sammlerin wovon?“
„Von Menschen“, sagte Meredith. „Interessanten Menschen.“
„Wie machst du das?“, fragte ich leichthin, auch wenn ich mich unwillkürlich wieder vorlehnte.
„Ich beobachte sie eine Weile, gucke, ob sie interessant sind. Das weiß man nämlich nicht immer gleich.“
Ich nickte. „Natürlich nicht.“
„Also unterhalte ich mich mit ihnen. Um zu sehen, ob sie nicht vollkommen verklemmt sind. Wenn sie cool drauf sind, bringe ich sie dazu, mir von sich zu erzählen. Menschen erzählen unheimlich gern von sich selbst, Tesla.“ Sie hielt inne. Lächelte leicht vorwurfsvoll. „Die meisten jedenfalls.“
Ich dachte an die Gruppe, die sie im Coffeeshop immer um sich scharte. Ich war vermutlich nie so langweilig wie auf der Arbeit, wo Joy jegliche meiner kreativen Anwandlungen im Keim erstickte. „Und, gehöre ich
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