Zwischen uns (German Edition)
wusste, dass ich mich auch mit Frauen traf, und hatte bisher nie was dazu gesagt. Aber jetzt sah er mich etwas schief an. „Mit wem hast du denn das Date? Mit deiner Freundin? Oder ihrem Mann?“
„Ähm … mit beiden.“
Vic zuckte zusammen. „Tesla.“
Ich schnaubte leise. „Du hast gefragt.“
Er verzog das Gesicht und fuchtelte mit den Händen vor mir herum. „Hätte ich nicht tun sollen. Ich muss los. Kannst du wirklich bleiben, bis Cap kommt?“
„Ja, klar. Es sei denn, er verspätet sich saumäßig, dann schließe ich ab und gehe.“
Vic nickte. „Das versteh ich. Wir sehen uns zu Hause.“
Rausgeputzt, wie ich war, wollte ich eigentlich nicht auf seinem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz nehmen, aber die im Wartezimmer waren auch nicht viel besser. Ich entschied mich dafür, mir einen Pappbecher Wasser einzugießen und mir Vics Sammlung an alten Pin-up-Kalendern anzuschauen. Keine nackten Brüste - Vic achtete auf sowas, wenn Kinder es sehen könnten. Aber viele hübsche Mädchen mit Bettie-Page-Frisuren und High Heels. Ich wollte gerade meinen Bruder anrufen und ihm sagen, dass er seinen Hintern hierher schwingen sollte, als Scheinwerfer den Hof erleuchteten und ein Wagen hielt. Ich ging zur Tür.
„Hallo.“ Cap stieg vom Beifahrersitz aus, lehnte sich in den Wagen, um etwas zum Fahrer zu sagen, schloss dann die Tür und klopfte aufs Dach, bevor der Wagen davonfuhr. Er drehte sich zu mir um. „Was machst du denn hier?“
„Ich freu mich auch, dich zu sehen. Vic musste los. Hab dir deinen Wagen zurückgebracht. Ohne Kratzer“, fügte ich hinzu, weil er sich automatisch nach dem Mustang umsah. „Ich hab ihn nur ein bisschen mit Stahlwolle poliert.“
Cap zuckte zusammen. „Das ist nicht witzig.“
Eigentlich konnte ich jetzt ja gehen, weil Cap da war, aber ich blieb noch einen Augenblick stehen. „Hey, hör mal. Hat Vic in letzter Zeit was gesagt?“
Cap, mein großer, breitschultriger Bruder, war hübsch genug, dass sich die Frauen nach ihm umdrehten, aber auch wenn ich wusste, dass er klug war, setzte er doch alles daran, das zu verbergen. „Worüber denn?“
„Keine Ahnung, irgendwas.“
„Vic spricht mit mir über nichts anderes als Autos, Tesla.“ Cap zuckte mit den Schultern.
„Du siehst müde aus.“
Er gähnte. Zuckte wieder mit den Schultern. Cap redete nie viel.
Ich sah in die Richtung, in die der Wagen davongefahren war. „Hat Lyndsay dich hergefahren? Wie geht es ihr?“
Keine Antwort.
Ich seufzte. Was immer auch zwischen Cap und seiner Mitbewohnerin lief: Es ging schon so lange, dass ich Besseres zu tun hatte, als ihn deswegen zu löchern. Es konnte Stunden dauern, bis er das kleinste Detail preisgab. Stattdessen stellte ich mich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen und fest zu umarmen. Ich klopfte ihm auf die Wange.
„Du riesiger kleiner Bruder“, sagte ich.
Das entlockte ihm ein Lächeln. „Kleine große Schwester.“
„Muss los.“ Ich ging zu meinem Wagen, aber gerade als ich die Tür öffnete, hörte ich die Stimme meines Bruders.
„Hab gehört, du hattest ein Date.“
Ich hielt inne und sah über meine Schulter. „Was? Wer hat dir das erzählt? Und wann?“
„Vic rief mich an, weil ich zu spät war, und sagte, du würdest warten.“
„Ich dachte, er redet mit dir über nichts anderes als Autos.“
Cap lächelte. Ich lächelte auch. Aber ich gab keine Details preis. Wenn mein Bruder sich über das in Schweigen hüllte, was auch immer er mit seiner Mitbewohnerin trieb, dann konnte ich meine Zunge ebenfalls im Zaum halten, wenn es um ein erstes Date ging.
Und dabei blieb es.
15. KAPITEL
Ich hatte mit Meredith ausgemacht, dass wir uns vor dem Firehouse treffen würden, einem der besseren Restaurants in Downtown. Als ich auf dem Parkplatz wartete und neben meinem Wagen hin und her marschierte, wünschte ich, ich wäre Raucherin. Dann hätte ich was mit meinen Händen anstellen können, neben Fingernägelkauen. Als sie in Merediths vertrautem schwarzem Saab um die Ecke bogen, überlegte ich schon, den Schwanz einzuziehen. Einfach … wegzulaufen. Aber es war ja schließlich nur ein Date. Kein lebenslanger Vertrag.
Also holte ich stattdessen tief Luft, strich meinen Rock glatt und zwang mich, mir nicht zum hundertsten Mal durch die Haare zu fahren. Es sah bereits zerzaust aus, mit Fransen, die verspielt - so hoffte ich zumindest - meine Wangen umschmeichelten. Sie anzufassen, würde es nicht besser machen, sondern nur
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