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Zwischen uns (German Edition)

Zwischen uns (German Edition)

Titel: Zwischen uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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gearbeitet.“ Vic sagte das ruhig, dass ich wusste, er verschwieg uns was. Vielleicht log er nicht unbedingt. Aber er sagte auch nicht die Wahrheit.
    Wenn ich ihn aufgrund all der Jahre so gut kannte, dann kannte ihn seine Frau sicher noch besser. Elaines Mundwinkel gingen nach unten, aber sie sah ihn weiter unverwandt an. „In der Werkstatt?“
    „Ich …“ Vic hielt inne und sah mich wütend an. „Was hast du ihr erzählt?“
    Ich hob beide Hände und schüttelte den Kopf.
    „Sie hat gar nichts gesagt. Gibt es da etwas, das sie hätte sagen sollen?“ Elaine sah mich kurz an, ihre Enttäuschung war offenkundig.
    Mir sank das Herz in die Hose. Wenn irgendetwas Gutes aus diesem Gespräch hervorgehen würde, dann wäre es zumindest mit ziemlich vielen Verletzungen verbunden. Ich wollte damit nichts zu tun haben, aber ich war mittendrin, wie ein Wollknäuel in einem Dornenbusch.
    Vic motzte mich an: „Verdammt, Tesla, ich dachte, ich könnte dir vertrauen.“
    „Damit ich was tue?“ Ich hatte endlich meine Stimme wiedergefunden. Und auch mein Gleichgewicht. Ich schob ihn beiseite, um an ihm vorbei in den Keller zu kommen. Aber er hielt mich am Ellbogen fest, sodass ich mich zu ihm zurückdrehte. „Lass mich los!“
    „Tesla?“, fragte Elaine, und jetzt konnte ich es nicht mehr für mich behalten.
    „Er überlegt, einen neuen Job anzufangen“, spuckte ich aus. „Er möchte wieder als Bulle arbeiten, weil er glaubt, dass die Welt so böse ist und voller schrecklicher Dinge, und dass er der Einzige auf der ganzen großen Welt ist, der sich darum kümmern kann. Damit ist er beschäftigt, Elaine. Nicht mit Überstunden in der Werkstatt. Er will wieder als Ermittler arbeiten. Undercover.“
    Die Wörter purzelten aus mir heraus wie Steine in den Fluss. Zitternd biss ich mir auf die Zunge und riss meinen Ellbogen aus Vics Griff, der sich gelockert hatte und mich nicht mehr hielt.
    „Zurück? Ich verstehe nicht.“ Elaine sah Vic an. „Was ist hier los?“
    „Tesla muss lernen, ihren Mund zu halten, das ist los.“
    „Und du musst lernen, mit deiner Frau zu sprechen“, erwiderte ich.
    Schweigen, das nach ein paar Sekunden von Elaines ersticktem Schluchzen durchbrochen wurde. Vic drehte sich verzweifelt zu ihr um, aber sie trat kopfschüttelnd ein paar Schritte zurück. Daraufhin wandte er sich wieder wütend mir zu, aber damit hatte ich schon gerechnet.
    „Nein“, sagte ich, bevor er etwas sagen konnte. „Wag es ja nicht. Wenn du mir die Schuld an dem hier geben willst … Nein. Das mache ich nicht mit, Vic. Ich gehe mit meinen Freunden aus, und das kann dir ja wohl egal sein.“
    „Du wohnst in meinem Haus. Deshalb könntest du zumindest etwas Respekt zeigen.“
    Er wusste, dass das ein Fehler war, schon in dem Moment, als die Worte seinen Mund verließen; das sah ich in seinen Augen. Aber er war niemand, der sich groß entschuldigte.
    „Ach ja? Jetzt fängst du mit dieser “Unter meinem Dach„-Scheiße an? Wirklich?“ Ich schüttelte den Kopf und wandte mich der Treppe zu.
    „Mama?“ Simone tauchte im Türrahmen auf, ihre Schnute voller Tomatensauce.
    Wir erstarrten alle.
    „Geh wieder ins Esszimmer“, sagte Elaine.
    Simone bewegte sich nicht.
    „Sofort!“, schrie Vic.
    Seine Tochter brach in Tränen aus und rannte aus der Küche. Ich schlug mir vor die Stirn. „Na toll.“
    „Du“, sagte er und zeigte auf mich, „hast nicht über meine elterlichen Fähigkeiten zu urteilen.“
    „Richtig“, sagte ich und streckte ihm ebenfalls den Zeigefinger entgegen. „Du bist schließlich nicht mein Vater.“
    Elaine und ich zuckten beide zusammen, als Vic mit all seiner Kraft gegen den Kühlschrank schlug. Sie schrie überrascht auf; ich trat einen Schritt zurück. Sofort sah er beschämt aus.
    Entscheidungen, die wir in Eile treffen, sind nicht immer die, die wir bereuen. Als ich sah, wie Vic und Elaine miteinander stritten, wusste ich, dass ich nicht länger Teil davon sein konnte. Ich war schon zu lange hier.
    „Ich gehe mit meinen Freunden aus“, sagte ich in die plötzliche Stille hinein. „Und ich komme vermutlich nicht heim.“
    „Heute Nacht?“, fragte Vic.
    Ich sah ihn unverwandt an, sagte aber nichts.
    Er sah zu Elaine hinüber. „Was ist das für ein Scheiß?“
    Ich dachte, sie würde versuchen, mich zum Bleiben zu überreden, aber sie sah mich genauso unverwandt an wie ich zuvor Vic. Die Enttäuschung in ihren Augen machte mich vollkommen fertig - ich hatte sie nie anlügen

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