Zwischen uns (German Edition)
gern im Körperlichen verloren hätte, war ich doch ebenfalls müde.
„Ist schon okay“, sagte ich. „Ich bin auch müde.“
Meredith ließ mich los. „Willst du zu Bett gehen?“
Charlie und ich tauschten einen Blick. Er streckte seine Hand aus, und ich nahm sie. Dann nahm er die seiner Frau.
„Wir können alle zu Bett gehen“, sagte er. „Wie hört sich das an?“
Sie wirkte darüber nicht sehr glücklich, zuckte aber die Schultern. „Na schön. Ihr Spielverderber.“
„Wenn du morgens um fünf aufstehen musst“, sagte Charlie, „dann sehen wir mal, wie munter du um elf Uhr abends bist.“
In ihrem Schlafzimmer zog er sich ohne irgendeinen Anflug von Verlegenheit vor mir aus, dann ging er ins Badezimmer. Meredith stellte den großen Flatscreen-Fernseher an, der an der Wand hing, dann machte sie Platz für mich neben sich auf dem Bett. Während sie entspannt auf den Kissen lag, saß ich allerdings aufrecht da und fühlte mich etwas merkwürdig.
„Ich verstehe ihn einfach nicht“, sagte sie, nachdem wir paar Minuten lang irgendeine belanglose Reality-Show gesehen hatten.
„Wen, Charlie?“ Ich rollte mich auf den Bauch, um sie anzusehen. „Wirklich, es ist okay.“
Offensichtlich war es das nicht. Sie seufzte und drückte sich noch tiefer in die Kissen.
Mit den Fingern berührte sie meine Haarspitzen. Ich trug es blond, hatte aber ein paar Fransen dunkel gesträhnt. „Ich mag deine Frisur.“
Ich lachte. „Danke.“
„Ernsthaft. Ich mag sie.“ Sie setzte sich auf und sah zu dem Spiegel auf der Wäschekommode hinüber, während sie sich mit den Fingern durch ihre schulterlangen Locken fuhr. „Vielleicht sollte ich meine auch so schneiden lassen.“
„Wenn du willst. Aber ich liebe deine Frisur so, wie sie ist.“ Ich setzte mich auf, um mich ihr ein wenig zu nähern. Zaghaft berührte ich ihre Haare, drehte eine lange Strähne um meinen Zeigefinger, bevor ich meine Hand über ihre Schultern gleiten ließ. Als ich mich vorbeugte, um ihren Nacken zu küssen, bewegte sie sich allerdings gerade so weit weg, dass ich innehielt.
„Aber um deine scheint man sich so wenig kümmern zu müssen. Du musst dich nie damit herumärgern. Ich brauche eine Ewigkeit, bis meine gut aussieht.“ Ihr Blick traf meinen im Spiegel.
Im Spiegelbild sah ich zwei Frauen, beide blond, auch wenn mein Haar platin- und ihres honigfarben war. Sie hatte volle Brüste und einen flachen Bauch; ich hatte etwas mehr drauf an Hüfte, Oberschenkeln und Hintern. Ich sah zwei Frauen, die nah genug saßen, um sich zu berühren - und dennoch tat sich zwischen ihnen eine unüberbrückbare Schlucht auf.
„Deine Haare sind wunderschön“, raunte ich ihr zu.
Sie verzog ihren Mund zu einem leichten Lächeln. „Das sagst du nur so.“
Ich schüttelte den Kopf. Im Badezimmer verstummte das Rauschen der Dusche, man hörte nur noch Charlies leises Summen. Meredith starrte mich im Spiegel an.
„Ich … ich hatte einen Streit mit Vic. Einen ziemlich üblen. Weil ich heute Nacht nicht nach Hause kommen wollte.“
„Was ist sein Problem?“
Ich zuckte mit den Schultern, da ich nicht weiter darüber reden wollte. „Es war eh an der Zeit, von dort wegzugehen.“
„Du ziehst aus?“
Sie öffnete ihren Mund. Die pinkfarbene Spitze ihrer Zunge lugte ein klein wenig hervor und verschwand dann wieder hinter ihren vollen Lippen. „Du könntest hier bleiben.“
„Heute Nacht“, sagte ich.
„Du könntest länger bleiben, Tesla.“
„Was ist mit Charlie?“
„Charlie vergöttert dich.“
„Ja. Wenn ich seinen Schwanz lutsche.“ Ich schätzte, es gab keinen Grund, es zu beschönigen. „Hier zu wohnen, wäre etwas vollkommen anderes. Auch für dich, Meredith.“
„Es wäre großartig. Wir würden dich viel häufiger zu Gesicht bekommen. Und was sollte daran schlecht sein?“ Sie schenkte mir dieses Lächeln, mit dem sie immer erreichte, was sie wollte.
„Wenn eine dritte Person bei euch wohnt, ist das was anderes, als jemand zu Besuch zu haben. Euer Haus, eure Küche, eure Waschmaschine. Eure Sachen.“ Ich zählte es mit den Fingern auf. „Es gibt so vieles zu beachten. Wer geht einkaufen? Wo würde ich schlafen?“
„Bei dir klingt das so kompliziert.“ Sie berührte wieder mein Haar, spielte mit den Fransen an meiner Wange.
„Wenn man vorab nicht über diese Sachen spricht …“ Ich atmete tief durch, damit meine Stimme nicht zu zittern begann. „Du hast gesagt, dass du mit Charlie über mich gesprochen
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