Zwischen uns (German Edition)
durch die blonden Locken. „Bis später, ihr Lieben!“
Ich brachte Teller und Besteck in die Küche, und als ich mich umdrehte, stand Vic so dicht hinter mir, dass ich verwundert aufschrie und einen Schritt zurück machen musste, um nicht mit ihm zusammenzustoßen. „Vic, Himmel nochmal, was soll das?“
„Findest du nicht, dass du dich ein bisschen egoistisch verhältst?“
Ich konnte ihn nur anstarren, der Unterkiefer fiel mir runter.
Er machte eine Geste Richtung Esszimmer. „Das Abendessen ist fertig, und du lässt uns einfach so sitzen, um mit jemandem auszugehen?“
Ich hob eine Hand. „Pass auf, was du sagst.“
„Ich soll was?“ Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich von irritiert in wütend.
„Ja. Pass verdammt nochmal auf, was du sagst.“ Ich versuchte, leise zu sprechen, damit die Kinder mich nicht fluchen hörten, ich bin ja kein unsensibler Idiot. „Halt dich zurück. Und es geht dich auch überhaupt nichts an.“
„Natürlich geht es mich was an.“
„Seit wann?“, hakte ich nach.
„Schon immer.“
„Willst du mich verarschen?“
„Elaine hat hart geschuftet, um das Abendessen vorzubereiten. Ich denke, du solltest nicht so eine Egoistin sein und dich wieder zu uns an den Tisch setzen.“
Es war, als hätte mir jemand in den Hals gegriffen und alle Wörter herausgezogen, die ich je gesagt hatte. Ich brachte keinen einzigen Ton heraus. Alles, was ich konnte, war, ihn anzustarren.
Doch dann überrollte mich rotglühende Wut und ich rastete aus.
„Erstens: Ich habe das Abendessen gemacht. Das meiste davon zumindest.“ Das auszusprechen, hörte sich wie eine Beschwerde an, obwohl es keine war. „Deshalb bezweifle ich, dass es Elaine so wichtig ist, ob ich es mitesse oder nicht.“
Vic knirschte mit den Zähnen. Ein kluger Mann würde den Rückwärtsgang einlegen. Er kannte mich schließlich. Wir waren häufig genug aufeinander losgegangen, um zu wissen, wann man den anderen nicht weiter reizen sollte. Was Vic allerdings ignorierte.
„Wann haben wir das letzte Mal alle zusammen gegessen? Vielleicht solltest du mal etwas Zeit mit deiner Familie verbringen, statt mit deinen ‚Freunden‘ abzuhauen.“
Die Art, wie er „Freunde“ sagte, gefiel mir nicht.
„Ist das dein Problem? Dass ich mit ihnen unterwegs bin? Was, wenn ich mich mit jemand anderem treffen würde - würde das eine Rolle spielen?“
„Hast du nichts daraus gelernt, was mit deinen Eltern passiert ist?“, sagte Vic mit gepresster Stimme. „Verdammt, Tesla. Ich dachte, du hättest ein bisschen mehr in der Birne.“
„Das hier ist nicht so. Es hat nichts mit dem zu tun, was im ‚Compound‘ passiert ist.“ Ich meinte, was ich sagte, aber es klang, als müsste ich mich verteidigen. Als müsste ich lügen.
„Du solltest bei uns bleiben.“
„Ich hab in den letzten drei Wochen häufiger mit deiner Frau und deinen Kindern gegessen als du“, erwiderte ich kalt. „Ich bin nicht diejenige, die sich irgendwo rumtreibt.“
„Ich treibe …“ Vic hielte inne, um leiser fortzufahren: „Ich treibe mich nicht herum. Verdammt, Tesla.“
Ein Geräusch an der Tür ließ uns herumfahren. Natürlich war es Elaine, mit verschlossenem Gesichtsausdruck. „Was geht hier vor sich?“
„Ich denke, Tesla sollte mit uns zu Abend essen, statt abzuhauen.“
„Seit wann interessiert es dich, wo Tesla zu Abend isst?“, fragte sie leise.
Vic sah aus, als hätte sie ihn ertappt. „Es ist nur, dass wir … Sie …“
Elaine sah mich kurz an. „Sie hat das Recht auf ein eigenes Leben, Vic.“
Ich fand diesen Tag eh schon zum Kotzen, und jetzt noch umso mehr. Ich wollte nicht, dass Elaine mich gegenüber ihrem Mann verteidigen musste. Ich wollte nicht, dass sie sich stritten. Weder über mich noch über irgendetwas anderes.
„Ah, dann bin ich wieder das Arschloch?“, brummte Vic. „Na super. Großartig. Ich dachte nur …“
„Sie hat recht. Sie hat in letzter Zeit häufiger mit uns zu Abend gegessen als du. Sie war hier, um die Kinder zu baden oder mir zu helfen, sie ins Bett zu bringen, Vic. Sie war hier, und du nicht. Warum erzählst du mir also nicht endlich, was los ist?“ Elaine hob das Kinn und verschränkte die Arme über ihrem Bauch. Ihre Stimme klang unnachgiebig, ihr Blick war kalt.
Ich wollte bei dieser Pattsituation nicht dabei sein, aber Vic stand zwischen mir und der Tür in den Keller. Ich werde Charlie enttäuschen, dachte ich. Appetit hatte ich jedenfalls keinen mehr.
„Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher