Zwischen uns (German Edition)
tanzte.
Plötzlich kam mir der Plan, in Caps Wohnung rumzuhängen und zu essen, was immer er aus dem Gefrierfach zog, ziemlich fade vor. Es gab so viel, für das ich dankbar war in diesem Jahr, eingeschlossen den Umstand, dass ich es noch rechtzeitig zum Supermarkt schaffen konnte, um diesen Tag etwas gebührender zu feiern. Also kaufte ich eine Truthahnbrust mit allem Drum und Dran, selbst die Zutaten für einen Kürbiskuchen. Ich rief meinen Bruder an, bei dem ich keine großen Verführungskünste einsetzen musste, um ihn dazu zu überreden, in mein neues Zuhause zu kommen und Fernsehen zu gucken, während ich kochte.
Ich deckte Merediths schicken Esszimmertisch mit einer hübschen Decke und dem Porzellan, das sie und Charlie zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten, aber nie benutzten, wie sich daran zeigte, dass das Geschirr immer noch in Kartons verpackt war, in Luftpolsterfolie eingehüllt. Sie hatten kein Silberbesteck, aber merkwürdigerweise eine ungeöffnete Packung mit Plastikbesteck, das wie echtes Metall aussah. Ich nahm das ebenfalls.
„Wow. Richtige Stoffservietten.“ Cap drückte Daumen und Zeigefinger zusammen, führte sie an den Mund und spreizte die anderen Finger ab. „Schick.“
„Hey. Nur weil du so ein Rüpel bist, heißt das nicht, dass wir wie die Heiden essen müssen.“
Mein Bruder lachte. „Das nennt man Aufstieg, oder? Schicke neue Bude, Schickimicki-Servietten …“
„Setz dich hin und iss, du Idiot“, sagte ich liebevoll.
Es gab nicht viel, was Cap vom Essen abhalten konnte, ganz sicher nicht eine gepflegte Unterhaltung, weswegen wir beide still vor uns hin futterten. Das war völlig okay für mich. Meredith quatschte immer während der gesamten Mahlzeiten, was vermutlich der Grund für ihre schlanke Figur war. Sie kaute mehr Wörter als Essen.
Cap lehnte sich schließlich mit einem langen lauten Seufzer und einem beeindruckenden Rülpser auf seinem Stuhl zurück. „Einfach superb, dein Essen.“
„Danke.“ Ich wischte mir den Mund mit der schicken Serviette ab und überlegte, ob ich noch ein paar Happen essen sollte. „Ich bin eine verdammt gute Köchin, oder?“
„Und das weißt du auch.“ Cap streckte seine langen Armen aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, während er mit dem Stuhl nach hinten kippelte. „Gib mir nur ein paar Minuten, dann bin ich bereit für den Kuchen.“
„Hilf mir vorher, den Tisch abzuräumen. Dann bekommst du auch wieder Appetit.“
Ich lachte über seinen gestöhnten Protest. „Na schön. Vielleicht können wir ja erst mal auf dem Sofa in ein Truthahnkoma fallen und irgendeinen Quatsch im Fernsehen gucken.“
„Hört sich gut an.“ Cap grinste.
Für eine große Runde hätte ich mehr gekocht und wir hatten auch das meiste davon gegessen. Deswegen war es völlig okay für mich, den Tisch erst mal so zu lassen, damit wir ein wenig abhängen konnten. Ich war so voll und so müde, dass ich mir außerdem nicht sicher war, ob ich jetzt überhaupt in der Lage war, alles aufzuräumen. Ganz abgesehen davon, dass der Kuchen noch etwas auskühlen musste, bevor wir ihn essen konnten.
Im Wohnzimmer sah sich Cap alles genau an. Ich wusste, dass ihm auffiel, wie teuer die Möbel gewesen sein mussten, der Flachbildschirm, vermutlich sogar die Sammlung an DVDs und Videospielen. Nicht, dass er alles danach beurteilte, wie teuer es war oder nicht, aber Cap registrierte solche Sachen halt.
„Also … das ist sie, ja?“ Er betrachtete das Hochzeitsfoto von Meredith und Charlie. „Deine Freundin?“
„Ja.“ Ich ließ mich aufs Sofa fallen und fischte die Fernbedienung zwischen den Kissen hervor.
„War sie verheiratet?“
Ich zögerte. Ich hätte darauf geschworen, dass Vic meinem Bruder die ganze schmutzige Geschichte erzählt hatte. Aber nein … „Sie ist es noch. Das ist Charlie, ihr Mann.“
Cap starrte eine Weile auf das Bild. „Also … lebst du mit beiden zusammen?“
„Also … Ja.“
Er sah mich prüfend an. Ich hörte geradezu, wie die Räder in seinem Hirn sich drehten, aber schließlich - typisch für ihn - zuckte er nur die Schultern und setzte sich neben mich aufs Sofa. Egal, was er darüber dachte, und ich wusste, das war einiges, er würde es mir nicht sagen. Zu meiner Überraschung tat er es dann doch.
„Du solltest vorsichtig sein, Tesla.“
Ich erinnerte mich problemlos an die vielen Male, in denen ich meinen kleinen Bruder gehasst hatte. Wenn er meine Sachen kaputtgemacht hatte oder eine Szene
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