Zwischen uns (German Edition)
machte, um seinen Willen durchzusetzen, oder einfach nur irgendetwas tat, weil er wusste, dass es mir auf die Nerven ging. In Wahrheit aber waren wir uns näher als viele Leute, von denen ich wusste, dass sie Geschwister hatten, und einer der Gründe dafür war, dass ich ihn vor langer Zeit zwar manchmal gehasst hatte, ihn aber auch durch und durch liebte.
„Danke, aber es ist alles in Ordnung. Es läuft gut.“ Ich reichte ihm die Fernbedienung. „Es ist nicht wie bei Mom und Dad, okay? Hier. Alles, nur kein Football.“
Cap sah enttäuscht aus, zappte aber bereitwillig durch die Kanäle, bis er zu einer Game Show kam, bei der die Kandidaten merkwürdige Hindernisparkoure und Wassergräben überwinden mussten. „Selbst wenn. Sie sind verheiratet. Das ist ihr Haus. Es ist was anderes, als mit Vic und Elaine zusammenzuwohnen, oder?“
„Himmel, ja. Natürlich.“ Ich wollte, dass das klar war. Ich war mir nicht sicher, wie viel Cap von dem, was zwischen mir und Vic gelaufen war, mitbekommen hatte, aber ich vermutete, dass er es zumindest ahnte. „Vollkommen anders.“
„Also. Sei vorsichtig, das ist alles. Und du weißt, wenn du mal irgendwo unterkommen musst, kannst du auch immer bei mir anklopfen.“
„Oh-ho. Und was ist mit Miss Lyndsay?“ Ich pikste ihn in die Seite. „Meinst du, für sie geht das in Ordnung?“
Cap starrte unbeirrt auf den Fernseher, aber ich sah trotzdem, dass er am Hals und an den Wangen leicht errötete. Diese Chance, ihn in die Mangel zu nehmen, durfte ich mir nicht entgehen lassen. Wofür waren große Schwestern sonst da?
„Was ist los? Captain?“
Als er hörte, dass ich seinen vollen Namen benutzte, sah er mich wütend an. „Nichts.“
„Komm schon, Cap, ich weiß, dass du auf sie stehst. Und sie ist echt süß. Sie scheint dich auch zu mögen. Also …“
„Also nichts, okay?“ Er hieb auf die Tasten der Fernbedienung ein. „Es ist nicht so, wie du denkst. Wir sind nur Mitbewohner.“
Ich zweifelte nicht daran, dass es so begonnen hatte, aber ich glaubte auch, dass sich die Dinge dann anders entwickelt hatten, und das schon vor einiger Zeit. Die Frage war, wer von ihnen mehr so tat, als wäre da nichts. Ich wettete, dass es Lynds war, auch wenn ich es Cap zutraute, dass er, ohne es zu wollen, den Schwer-zu-kriegen-Typen spielte. Mein Bruder hatte ein beängstigend kluges Hirn in einem gigantischen muskulösen Körper, mit Händen so groß wie Pfannen. Manchmal übernahmen die Muskelberge leider die Führung über das Hirn. So was war nie nett.
„Ich hab da aber was mit jemandem laufen“, sagte er. Das haute mich glatt um.
„Was? Wer? Seit wann?“
Er zuckte die Schultern, die Situation war ihm sichtlich unangenehm. „Eine Freundin von Elaines Schwester.“
„Warte mal. Du gehst mit einer Freundin von Nancy?“ Ich lachte. Laut. „Ist sie wie Nancy?“
Cap machte ein finsteres Gesicht. „Wenn sie das wäre, würde ich dann mit ihr ausgehen?“
„Keine Ahnung, Cap. Würdest du?“
Er verzog das Gesicht. „Ihr Name ist Missy. Sie arbeitet in einer Krankenpflegeschule. Sie ist … nett.“
Das hörte sich nicht sehr vielversprechend an. „Aha. Und?“
Wieder ein Schulterzucken und ein starrer Blick auf den Fernseher. Als er das letzte Mal auf die Fernbedienung einhieb, war er bei einem Verkaufssender gelandet. Ich wusste, dass er den auf keinen Fall sehen wollte. Ich meine, ich liebe Torchwood so sehr, wie ich Schokoladenkuchen liebe, aber John Barrowman zuzusehen, wie er Modeschmuck anpries, war wirklich nicht Caps Ding.
„Was hält Lynds davon?“ Das war die einzige Frage, die mir einfiel. Und es schien mir eine wichtige Frage zu sein.
„Welche Rolle spielt es, was sie denkt? Sie geht ständig mit irgendwelchen Typen aus.“
„Im Ernst?“ Ich hatte das nicht gewusst, und als ich bemerkte, dass mein Bruder sich weigerte, mich anzusehen, wurde mir klar, dass er das hingegen schon lange wusste. „Cappy, hast du jemals daran gedacht, Lyndsay zu sagen, dass du sie liebst?“
Er stöhnte und ließ seinen Kopf gegen die Rücklehne des Sofas fallen. „Ja.“
Seine Antwort überraschte mich. Cap konnte dir ein Ohr abkauen über obskure Belanglosigkeiten und esoterische Philosophien. Er konnte Autos reparieren, während er gleichzeitig über schwierige mathematische Theorien sprach. Aber Gefühle? Es schien ihm schwer zu fallen, überhaupt zuzugeben, dass er welche besaß.
„Warum machst du es dann nicht?“
„Weil ich nicht blöd
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